schlechte Nachrichten - Teil 35

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Nur ein paar Tage später zog Cortés mit seinen Männern in einem wahren Blumenregen in der Hauptstadt der Tlaxcalteken ein. Die Stadt war bei weitem nicht so groß wie Sevilla, aber es schien als wären die Menschen aus dem gesamten Reich hier zusammen gekommen, um den Einzug der Spanier in ihre Hauptstadt zu feiern.

Die Straßen waren so voll, dass es nur sehr langsam voranging. Auch auf allen Dächern standen Menschen und der Blumenregen wollte einfach nicht aufhören. Etliche junge Frauen griffen sich einfach einen spanischen Krieger und herzten ihn in einer innigen Umarmung. Viele Spanier konnten gar nicht fassen, wie ihnen geschah. Selbst bei den hässlichen Männern hakten sich schöne junge Frauen ein. 

Die Begeisterung war unbeschreiblich, denn inzwischen wusste man auch im hintersten Winkel des Reiches von dem Vertrag, den die Spanier mit ihnen geschlossen hatten. Da war nicht die Rede von Tribut und Unterwerfung, sondern von Freundschaft, Beistand und Schutz. Einen besseren Vertrag hatte es nie gegeben! Wie würden die Mexica wohl vor Angst erzittern, wenn sie davon hörten?

Frustriert hatte Coyote sich mit seinen Männern kurz vor der Stadt vom Herren von Malinche verabschiedet, denn diesen Triumphzug durch die Hauptstadt wollte er nicht miterleben. Es hatte ihm schon gereicht, mit welcher Begeisterung die Spanier unterwegs, in den kleinen Dörfern empfangen wurden. Der Herr von Malinche hatte ihnen Schutz für die Heimreise zugesichert und seinen neuen Freund Hummel den Älteren darum gebeten, diesen drei Azteken eine Begleitung bis an die Mauer mitzugeben.

So rannte Coyote mit seinen Männern und den feindlichen Kriegern Seite an Seite in Richtung der Mauer. Ohne ein Wort ließen sie die Tlaxcalteken zurück, durchquerten den schmalen Durchlass und rannten nach Texcoco. Dort blieben die beiden Mexica zurück, die ihn über die Mauer geführt hatten und berichteten ihrem Fürsten Cacama von den unglaublichen Dingen, die sie in Tlaxcala erlebt hatten.

Coyote ließ sich nach Tenochtitlán übersetzen und suchte Graue Eule auf. Er wollte ihm berichten, aber der ließ ihn gar nicht erst ausreden und brachte ihn so wie er war, in der Kluft eines Händlers, sofort in den Palast des Großen Sprechers.

Dort war Moctezuma gerade dabei, seine Abendmahlzeit zu verzehren. Wie so oft waren ein paar seiner Verwandten anwesend, die alle zum inneren Kreis des Thronrates gehörten. Sie leisteten ihrem Großen Sprecher bei seiner Mahlzeit Gesellschaft und waren für seine Unterhaltung zuständig.

Diesen Rat versetzte Coyote in helle Aufregung als er von seinen Erlebnissen berichtete. „Bereits auf unserem Weg haben wir die vielen zerschlagenen Leichen der Tlaxcalteken auf einem Schlachtfeld gesehen. Man hatte die Toten noch immer nicht alle geborgen, weil es einfach zu viele waren. Schon da war uns klar, dass die Spanier vermutlich gesiegt hatten. Denn wir haben keine einzige Leiche mit einem Bart gesehen. So wie wir es hörten, haben die Tlaxcalteken wirklich alles versucht. Mehrfach haben sie sich mit den Spaniern geschlagen, aber es war ihnen nicht möglich sie zu besiegen."

Vollkommen fassungslos lauschten die hochdekorierten Adler- und Jaguarkrieger seinen Worten. Es war so leise in Moctezumas Thronsaal, dass sich kaum jemand traute, laut zu atmen und selbst nach dem er geendet hatte, blieb es noch für einen Moment still. Moctezuma saß sprachlos, mit großen Augen auf seinem Thron. Auch ihm war anzusehen, wie schwer ihn diese Nachricht getroffen hatte.

Endlich fasste sich der Getrocknete Kot und suchte nach seiner Stimme. „Wir führen seit mehr als 100 Jahren Krieg gegen dieses Volk und es ist uns nicht gelungen, sie zu unterwerfen. Dieser kleine dahergelaufene Haufen schlägt sich gleich mehrfach mit ihnen und geht dann auch noch siegreich aus dem Kampf hervor? Wie kann das sein? Wie haben die das gemacht?"

Der Getrocknete Kot durchbohrte Coyote fast mit seinem Blick, aber diese Frage konnte er nicht beantworten. „Ich habe die Männer nicht im Kampf gesehen. So wie ich es gehört habe, waren es wohl die schwersten Kämpfe, die jemals in Tlaxcala ausgetragen wurden. Die unglaublich vielen Toten haben wir selbst gesehen. Aber anscheinend haben die Tlaxcalteken noch sehr viel mehr Verwundete. Zudem habe ich die Spanier gezählt, so gut es eben ging. Bis auf ein paar Verwundete hatten sie wohl kaum Verluste. Sie waren ebenso zahlreich wie damals an der Küste."

Der letzte JaguarkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt