Kapitel 5. Einbildung

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Cameron:

Ausruhen hatte sie gesagt. Von wegen als ob ich das jetzt könnte. Wütend stapfte ich durch meine Wohnung. Immer auf und ab. Meine Gedanken kreisten noch immer zu dem Fall den ich gerade hatte.

Das Ganze ergab doch keinen Sinn. Wieso sollte jemand so etwas tun? Was hatte dieser jemand davon wenn Wandler aufeinander los gingen?

Es ließ mir einfach keine Ruhe, weil mir mein Instinkt sagte das da etwas faul an der Sache war. Es war kein einfacher Fall, keine einfache Prügelei. So etwas kam zwar immer mal wieder vor, es war nichts ungewöhnliches. Jedoch das einer dabei starb. Und jetzt im zweiten Fall vielleicht auch, wenn ich nicht rechtzeitig dazwischen gegangen wäre. Das war das ungewöhnliche daran.

Es machte mich wahnsinnig.

Gestresst fuhr ich mir immer wieder durch meine Haare bis sie in alle Richtungen ab standen.

,,Das gibt es nicht!" Fauchte ich laut.

Lief wieder hinüber in die Küche und holte mir eine weitere Tasse Kaffee. Dabei mochte ich dieses bittere Zeug überhaupt nicht.

Aber ich brauchte jetzt etwas starkes. Und Tee würde mir jetzt nicht helfen.

Es war jedoch nicht das einzige das mir nicht aus dem Kopf ging. Dieser Vorfall hinter der Bar.

Hatte mir eindeutig gezeigt was meine Kollegen von mir halten. Nämlich nichts.

Wäre ich ein Alpha wäre es vollkommen anders.

Ich konnte die Omegas sowas von verstehen wie sie sich fühlten. Nur das sie in den Augen der Alphas etwas besonderes waren. Wir Betas hingegen waren nichts. Nicht so besonders wie Omegas und konnten auch keine Kinder bekommen. Dann wiederum waren wir aber auch keine vollkommene Alphas, die groß und stark waren und einfach in allem besser waren.

Wir Betas waren keins von beidem. Als würden wir nicht existieren.

Als wären wir schon beinahe Menschen für sie. Menschen mit ein paar Fähigkeiten die kaum der Rede wert waren.

Selbst mein Clan hatte mir den Rücken gekehrt weil sie der Meinung waren das ich nicht geeignet wäre für diesen Job. Ich sollte sie nicht blamieren.

Als müssten sie sich für mich schämen.

Erschöpft ließ ich mich in meinen Sessel fallen, mit dem Blick hinaus auf den gepflegten Garten, doch davon war nichts zu erkennen.

Schon lange war die Sonne untergegangen, nur die Laternen spendeten noch etwas Licht.

Eine leichte Brise wehte zu mir herein. Es roch so angehend nach Sommer. Nach Blumen und frisch gemähtem Gras. Die grillen zirpten. Man könnte beinahe meinen man wäre nicht in der Stadt wenn man die Augen schloss.

Irgendwo war ein Uhu zu hören. Hin und wieder ein Autor das vorbei fuhr. Der Zug hupte in der Ferne.

Immer wen ich die Augen schloss und diesen Moment genoss, war da dieses tiefe Loch in meiner Brust das mich fragen ließ. Wo gehöre ich nur hin?

Wo in dieser Welt war mein Platz. An dem ich so akzeptiert wurde wie ich nun einmal bin. Wo es keine Rolle spielte was ich war.

Dort wo einem alles offen stand. Suchte ich vielleicht gar keinen Ort?

Lag es gar nicht an dem Ort.

Vielleicht musste ich mich einfach nur selbst finden. Und mich fragen wer ich wirklich war?

Wer war ich?

Wieso tat ich mir das jeden Tag an, dieser Kampf mit den Alphas. Tat ich diesen Job nur um allen zu beweisen das ein Beta das auch konnte. Das wir genauso das gleiche konnten.

Aber wem musste ich was beweisen? Den Alphas oder mir selbst?

War es das ganze überhaupt wert?

Müde rieb ich mir über die Augen. Das ganze nachdenken brachte mich um den Verstand.

Ich lehnte mich zurück und schloss nur für einen Moment die Augen.

Wieso tat ich das ganze eigentlich?

Erschrocken sprang ich aus meinem Sessel. Mit großen Augen durchsuchte ich meine dunkel Wohnung.

Mir war immer noch ein wenig unwohl. Was war das gewesen?

Etwas untypisch das mitten in der Nacht, mich etwas aufweckte.

Da erklang es noch mal, es waren Schritte. Jemand kam dir Treppe hoch. Um dieses Uhrzeit? Es war schon weit nach Mitternacht.

So etwas gab es bisher doch nicht.

Auf leisen Sohlen schlich ich zu meiner Haustüre. Unter dem Türspalt drang Licht ein.

Es war also wirklich jemand draußen im Flur.

Neugierig wagte ich einen Blick durch den Türspion. Und tatsächlich sah ich etwas.

Gegenüber von mir stand ein junger Typ. War die Wohnung etwa schon wieder vermietet?

Das ging schnell ich hatte gar nichts mit bekommen. Wie erstarrt stand ich nun da und konnte nichts weiter tun. Seine schwarzen Haare glänzten im Schein des Lichtes ein wenig blau. Sie waren etwas länger als meine. Ich vermutete eine zierliche Gestalt unter dem weiten Pullover. Mehr ließ sich jedoch nicht erkennen. Schwere Einkaufstüten in seiner Hand.

Noch nie hatte ich jemanden so spät einkaufen gesehen.

Es war schon ein wenig merkwürdig. Mir entging es beinahe als ich sah wie sich seine Schultern anspannten und plötzlich drehte er sich zu mir um. Als würde er wissen das ich dort stand.

Ich taumelte vor Schreck zurück, mir klopfte das Herz. Dieser Blick ging mir durch Mark und Bein. Als könnte er mich sehen. Als würde ich dort wirklich stehen. Aber das war nicht möglich.

Ich rieb mir übers Gesicht. Das Ganze bildete ich mir doch nur ein. So musste es sein.

Langsam tapste ich wieder zur Tür, doch dort war niemand mehr, und eine Sekunde später ging das Licht im Flur aus. Es war stockfinster.

Als hätte ich mir das ganze nur eingebildet.

Was war das nur für ein Tag heute. Kopf schüttelnd lief ich wieder zurück in meinen Wohnraum. Schob meine Trennwand zur Seite und warf mich in mein Bett.

Breitete mich aus und blickte hinauf an die Decke. Seufzend schloss ich meine Augen.

Und hoffte das morgen ein besserer Tag werden würde.

Ein JAGUAR für TaroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt