Kapitel 8

238 10 2
                                    

(Lizzy)
Nach einem etwas längerem Fußmarsch waren wir bei Eddie angekommen. Eddies Zimmer war mehr als unordentlich. „Tut mir leid wegen der Unordnung." Verlegen kratzte Eddie sich am Kopf. „Nicht schlimm.", lächelte ich. Eddie räumte etwas auf und währenddessen sah ich mich etwas um. 

Überall an dem Wänden hingen Poster. Es gab fast keine freie Stelle an der Wand. Außer gegenüber vom Bett, dort war die Wand weiß und diese Stelle hatte eine viereckige Form als hätte dort ein Bild oder ein Spiegel gehangen. Direkt daneben hingen Handschellen. Peinlich berührt sah ich schnell woanders hin.

 Eddie musste wohl meinen Blick bemerkt haben, denn er ging schnell auf die Handschellen zu, riss sie von der Wand und verstaute sie schnell in der Schublade seines Schreibtisches. Dann setzten wir uns auf sein Bett. Und wieder war es still zwischen uns. Aber lange hielt diese Stille nicht.

 "Eddie?", fragte ich vorsichtig und er sah von seinen Händen auf. "Wieso glaubt Jason du bist ein Mörder?" Ich konnte etwas wie Schock in Eddies Blick sehen, aber er sah schnell wieder auf seine Hände. "Weil ich einer bin.", nuschelte er dann in seine Haare. Sofort schüttelte ich den Kopf. 

"Nein das glaube ich nicht." Vorsichtig legte ich eine Hand auf seiner Schulter, doch Eddie schüttelte sie ab. "Doch Lizzy! Ich bin ein Mörder. Ich habe Chrissy auf dem Gewissen.", verzweifelt raufte er sich die Haare. Chrissy. Den Namen hatte Eddie damals im Schlaf geschrien.

 "Wer ist Chrissy?" Eddie sah nicht auf, sondern schüttelte bloß wieder den Kopf. Da ich das Gefühl hatte, dass Eddie mir nichts erzählen wollte, nahm ich all meinen Mut zusammen und fing an von mir zu erzählen.

 "Vor 6 Monaten habe ich die Liebe meines Lebens verloren..." Eddie sah von seinen Händen auf und mich überrascht an. "...Es war ein normaler Tag so wie immer eigentlich. Doch irgendwie hatte ich heute keine Lust auf Schule also schlichen mein Freund James und ich uns vom Internatsgelände und verbrachten den Tag in der Stadt..." Ein Schluchzen von mir unterbrach mich. "...Als wir am Abend feststellten, dass wir spät dran waren und um 23 Uhr nicht mehr auf das Internatsgelände kommen würden, rannten wir so schnell wir konnten. Auf der Straße fiel ich hin und James wollte mir aufhelfen. Doch plötzlich kam ein Auto auf uns zu. James schubste mich zur Seite und ich sah wie er von dem Wagen erfasst wurde. Ich erinnere mich noch genau an das Geräusch als James auf die Windschutzscheibe knallte." Ein eiskalter Schauer lief meinem Rücken runter und mein Körper zitterte. "Ich rannte zu ihm, doch es war zu spät. Das letzte was James noch sagte war ich liebe dich und dann starb er in meinen Armen." 

Nun weinte ich haltlos. Zwei starke Arme legten sich um mich und Eddie wiegte mich hin und her. So saßen wir dann eine Weile da. Ich weinend und Eddie mich festhaltend. Ich hatte noch nie mit jemandem darüber gesprochen. Okay mit Dr. Silvers schon, aber noch nicht mal mit Steve hatte ich darüber gesprochen. Wir lösten uns von einander und Eddie wischte mir mit seinem Daumen die letzten Tränen von den Wangen. 

"Okay.", seufzte er dann und fing an seine Geschichte zu erzählen. 

 "...und jetzt ist sie tot und das ist nur meine Schuld. Denn ich fuhr den Wagen und hätte besser aufpassen müssen.", schluchzte Eddie und beendete somit seine Erzählung. Nun schloss ich meinen  Arme um ihn und wiegte ihn hin und her. Er weinte nun auch. Da ich das nicht ertragen konnte fing ich auch an zu weinen. Dann saßen wir beide weinen in Eddies Zimmer. 

Er tat mir so leid. Eddie gab sich die Schuld an dem Unfall, dabei war er gar nicht schuld. Sondern ein Geisterfahrer wie er in seiner Erzählung erwähnt hatte. 

Ich wollte ihm widersprechen, aber ich konnte nicht. Schließlich gab ich mir auch selbst die Schuld an James Tod, da er mir das Leben gerettet hatte. 


(Eddie)

Lizzy tat mir so leid, wie sie vor mir saß und weinte. Ihre Geschichte hatte mich sehr getroffen und ich konnte nicht anders als sie in den Arm zu nehmen. Nun hatte sie mich in den Arm genommen, als ich ihr meine Geschichte erzählt hatte. Eigentlich wollte nie mit jemandem außer meinem Onkel darüber reden.

 Aber Lizzy hatte mich mit ihrer Erzählung dazu motiviert. Und außerdem konnte ich ihrer Frage wer Chrissy ist nicht länger aus dem Weg gehen. Es tat irgendwie gut von ihr gehalten zu werden. Doch ich durfte so nicht fühlen. Schnell löste ich mich wieder von ihr.

 "Lass uns einen Film schauen.", meinte ich dann und Lizzy nickte. "Ach ich habe leider nur Horrorfilme." "Nicht schlimm. Wäre zwar nicht meine erste Wahl, aber ich werde es überleben.", lächelte sie. Eine letzte Träne rollte ihr die Wange hinunter und ich wischte sie weg, ehe ich mich umdrehte und ins Wohnzimmer lief. 

Dort setzten wir uns dann auf die Couch und ich startete den Film den ich zuvor ausgesucht hatte. Immer mal wieder zuckte Lizzy zusammen. Sie sah auch nicht begeistert aus wegen des Films. Sie umklammerte eines der Couchkissen feste und manchmal versteckte sie sich auch dahinter. Das war irgendwie süß. 

Stopp Eddie. So darfst du nicht denken. 

Doch ich konnte nicht anders. Ich schlang meine Arme um Lizzy und zog sie an meine Brust. Vielleicht beruhigte sie das etwas. 


(Lizzy) 

Der Film den Eddie ausgesucht hatte, wäre jetzt nicht meine erste oder überhaupt meine Wahl gewesen. Ich mochte keine Horrorfilme. Jedes mal erschreckte ich mich und ich hasste es mich zu  erschrecken. Ein Couchkissen umklammernd sah ich bespannt den Film als ich mich schon wieder erschreckte. 

Doch dieses mal nicht wegen des Films, sondern weil sich plötzlich Arme um mich schlingen und ich gegen eine Brust gedrückt. Als ich die wärme, die von Eddie ausging spürte, fühlte ich mich sofort etwas sicherer und erschreckte mich nicht mehr ganz sooft.

 Irgendwann fing das Bild an zu verschwimmen und plötzlich bekam ich nichts mehr mit. 

Die Geschichte von Lizzy und Eddie (Eddie Munson FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt