Kapitel 42

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Wie es das Schicksal will!

Kapitel 42:

Cemre

Weinend saß ich auf meiner Terrasse und starrte in die Ferne. Seit Stunden saß ich so da wie eine Statue. Kein Anruf, keine Nachricht, nichts. Was hatte ich denn so schlimmes getan? Tarık wollte doch nur reden, er wollte sich bei Mert entschuldigen. Klar, ich war auch noch sauer auf ihn. So schnell würde ich ihm auch nicht vergeben, doch macht nicht jeder Mensch Fehler? Jeder verdient eine zweite Chance und ich war bereit ihm diese zu gewähren.

Das war das zweite Mal, dass er mich anschrie. Dieses Mal würde ich ihm nicht sofort um den Hals fallen und um Vergebung bitten. Er war im Unrecht, er war derjenige der sich entschuldigen musste.
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als jemand an die Tür klopfte. Schnell lief ich runter und blieb vor dem Spiegel stehen. Meine Augen waren rot umrandet und starrten mich tränennass an. Mit meiner Hand wischte ich die Tränen weg und setzte einen kalten Gesichtsausdruck auf. Jetzt war es an ihm sich schuldig zu fühlen.
Ich öffnete die Tür und sah einen unbekannten Jungen vor mir. In der Hand hatte er einen Riesen Tulpenstrauß. Die Blumen waren so geordnet, dass die roten ein großes Herz in der Mitte bildeten und von den weißen umrandet wurden.

Junge: Guten Abend, sind sie Cemre Erdağ?
Cemre: Ja.
Junge: Die hier sind für sie, ich bräuchte nur noch eine Unterschrift.

Er reichte mir den Strauß und hielt mir einen Block hin. Ich unterschrieb schnell und somit ging er weg. Wer schickte mir Tulpen? Von Mert würden sie ja wohl nicht sein, heute war er noch sauer, warum sollte er mir jetzt Blumen schicken? Ich suchte nach irgendeiner Notiz, doch ich fand nichts. Gerade als ich die Tür wieder schließen wollte, stellte jemand seinen Fuß dazwischen. Aus irgendeinem Grund bekam ich Panik. Langsam öffnete ich wieder die Tür um danach erleichtert festzustellen, dass es Hakan ist. Eine Hand legte ich mir auf die Brust, wo ich auch meinen etwas zu schnellen Herzschlag spüren konnte.

Hakan: Geht's? Oder erträgt dein Herz mein überdurchschnittlich gutes Aussehen nicht?

Trotz meiner schlechten Laune stimmte ich in sein Lachen ein. Ich kannte niemanden, dessen Lachen so ansteckend war.

Cemre: Aptal, korkuttun. Hadi gir içeri. (Idiot, du hast mich erschreckt. Komm schon rein.)

Er umarmte mich freundschaftlich. Es machte mich glücklich, dass wir wieder ganz normale Freunde sein konnten. Vor allem machte es mich glücklich zu wissen, dass diese Umarmung für ihn dieselbe Bedeutung hatte wie für mich. Wegen dem Strauß war es schwer, aber dennoch bekam ich es irgendwie hin seine Umarmung zu erwidern.
Lachend ging er ins Wohnzimmer. Nachdem ich die Tür abgeschlossen hatte, folgte ich ihm.
Den Strauß legte ich auf den Esstisch und setzte mich dann auf die Couch.

Hakan: Von wem sind die Blumen?

Er deutete auf den Strauß, der so groß war, dass man meinen Esstisch nur noch schwer drunter erkennen konnte. Ich zuckte mit den Schultern.

Cemre: Weiß ich auch nicht.
Hakan: Von Mert wahrscheinlich, von wem sonst?

Wieder sammelten sich die Tränen in meinen Augen. Von Mert. Wenn er nur wüsste.
Seine Blicken wurden besorgter, er setzte sich neben mich hin.

Hakan: Was los? Habt ihr gestritten?

Hakan war einer der wenigen Personen denen ich alles anvertraute. Ich fing ganz von Anfang an zu erzählen. Kein einziges Detail ließ ich aus, von dem Tag an dem Tarık in meine Klasse gekommen war bis hin zu heute. Er hörte mir aufmerksam zu. Manchmal waren seine Blicke traurig, dann wieder wütend. Er unterbrach mich nicht und strich mir immer wieder beruhigend über die Haare.
Es fühlte sich so befreiend an alles was mich bedrückt erzählen zu können. Am Ende saß ich mit einem tränenüberströmten Gesicht da, Hakan hingegen sah nachdenklich aus.

Wie es das Schicksal willWo Geschichten leben. Entdecke jetzt