Kapitel 54 (Ende)

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Wie es das Schicksal will

Endkapitel

Cemre: ''Ich denke nur an mich? Ich denke nur an dich, du Arschloch! Was willst du mit einer Frau die dir keine Kinder schenken kann?''

Die Minderwertigkeitsgefühle fraßen mich auf und nahmen mir den ganzen Sauerstoff weg. Ich war nicht fähig, ihm ein Kind zu schenken. Wir würden nie unser Kind im Arm halten können. Nie das Gefühl der Elternliebe verspüren. Er würde nie mit unserem Sohn Fußballspiele schauen und ich würde nie gemeinsam mit unserer Tochter kochen. Es würde immer nur uns zwei geben. Hatte ich ein Recht darauf ihm das alles wegzunehmen?
Länger konnte ich mich nicht auf Beinen halten, meine Knie gaben nach und ich fiel zu Boden. Die Tränen nahmen sich die Freiheit sich auf meinem ganzen Gesicht zu verbreiten und das Feuer in mir floss durch meine Adern und löste einen tödlichen Brand in mir aus.
Mert sagte nichts, kein einziges Wort kam aus seinem Mund. Vor Scham konnte ich ihm nicht ins Gesicht sehen. Worauf musste er wegen mir noch verzichten?

Cemre: ''Siehst du? Siehst du was alles passiert? Alles spricht dagegen, alles spricht gegen diese Ehe. Trennen wir uns, Mert. Such dir eine Frau, die dir auch eine sein kann. Worauf willst du noch wegen mir verzichten? Du hast wegen mir deinen Bruder verloren, wegen mir hast du deinem besten Freund den Rücken zugewandt. Aber das kann ich dir nicht rauben, Mert. Ich werde dir das nicht rauben.''

Mit jedem Satz wurde meine Stimme leiser, bis es komplett brach. Ich kam mir so wertlos vor. Die Tatsache, dass ich selber daran schuld war, setzte noch einen drauf. Wer hätte gedacht, dass der Autounfall, vom letzten Jahr, so ernste Folgen hatte? Die Verzweiflung stürzte mich in einen Abgrund. Die Wände aus Selbsthass und Schmerz ließen meinen Körper zerschellen, somit drang das Feuer in mich ein und verband sich mit meinen Gedanken.

Während meine Augen noch geschlossen waren und ich vor mich hin schluchzte, spürte ich plötzlich zwei starke Arme um mich. Diesmal wich ich nicht aus, sondern ließ es zu, denn ich hatte Angst, dass ich komplett außeinanderbrechen würde wenn er mich jetzt nicht halten würde. Warum musste die Ampel bei uns immer auf rot zeigen? Nie hatten wir freie Bahn um glücklich zu werden. Es war so als hätte sich alles gegen uns verschwört.

Immer wieder strich er mir über die Haare, während ich sein Hemd durchnässte. Warum ging er nicht? Warum blieb er bei einer Frau, die der Ehe keine Zukunft bieten konnte?
Ohne ein Wort von sich zu geben hob er mich hoch und ging zur Couch, wo er sich, mit mir auf seinem Schoß, hinsetzte. Weiterhin strich er mir über die Haare und sah mir in die Augen. Sein Gesicht spiegelte den erbitternden Schmerz, der mich in die Knie zwang. Wie hatte ich ihn so verletzen können? Seine Augen waren leicht glasig, er biss die Zähne fest zusammen um nicht loszuweinen. Er verbiss sich die Trauer und den Schmerz.
Was hätte ich in dem Moment sagen können?
Sein Leid trieb mich noch tiefer in die Schuld, welches mich wie ein Dämon umtanzte, genau wissend das ich ihm niemals entkommen konnte. Scharfe Stiche zerbröckelten mich mit dem Messer, welches ich selbst geschmiedet hatte. Es war meine Schuld, mein Versagen. Dennoch würden wir beide leiden.
Minutenlang verlor keiner von uns auch nur ein Wort, bis ich die Stille unterbrach und die Frage stellte, von dem ich nicht wusste ob ich die Antwort hören wollte.

Cemre: ''Warum bist du immer noch bei mir?''

Langsam kam er näher, gab mir einen liebenden Kuss auf die Wange und lehnte seine Stirn an meine um mir tief in die Augen sehen zu können. Auch wenn er versuchte es zu verbergen, der Schmerz war ihm ins Gesicht geschrieben.

Mert: ''In guten wie in schlechten Tagen, hast du vergessen?''
Cemre: ''Diese Ehe hat keine Zukunft, Mert. Vielleicht sollten wir es sein lassen, bevor es überhaupt nicht mehr geht. Bevor wir uns zu sehr an einander gewöhnen und abhängig voneinander werden. Du wirst dir eine Frau suchen, Kinder haben. Eine Ehe führen, die auch eine Zukunft hat. Mit mir wirst du auf das verzichten müssen, ich will nicht, dass du auf noch mehr verzichten musst. Das ist es nicht wert, ich bin es nicht wert.''
Mert: ''Denkst du denn, dass wir nicht bereits abhängig voneinander sind?''

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