Kapitel 53

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Wie es das Schicksal will

Kapitel 53(Vorletzter Kapitel)

Mert

So schnell ich konnte lief ich zu ihr, doch sie ließ es nicht einmal dazu kommen, dass ich umarmen konnte, sondern stand auf und sah, weiterhin schluchzend, auf den Boden.

Mert: ''Cemre'm, was ist los? Warum weinst du?''

Sie schluchzte bereits so stark, dass ich Angst hatte sie würde keine Luft mehr kriegen. Was war passiert, dass sie jetzt in diesem Zustand war? Zahllose Gedanken kamen mir hoch, doch ich versuchte alle zu verdrängen. Ich ging näher an sie ran, jedoch machte sie jedes Mal einen weiteren Schritt zurück.

Mert: ''Cemre, rede doch bitte. Ich mache mir Sorgen, was ist los?''

Sie atmete tief ein und aus, ehe sie ihren Blick hob und emotionslos in meine Augen sah. Ich kannte diesen Blick von ihr. Es war voller Schmerz, Trauer und Enttäuschung. Diesen Blick hatte ich bereits einige Male zu spüren bekommen, nie hatte es ein gutes Ende.
Sie stand noch immer regungslos vor mir, bis sie sich ihre Tränen wegwischte und mir, mit ihrem Satz, förmlich tausende Ohrfeigen verpasste.

Cemre: ''Ich möchte mich trennen.''

In der selben Sekunde wurde mir der Sauerstoff genommen. Sie wollte sich trennen? Tausende Frage schwirrten durch meinen Kopf, doch keines davon konnte ich aussprechen. Ich bekam meinen Mund keinen Millimeter auf, stattdessen schaute ich sie fragend an.

'Ich möchte mich trennen.'

Dieser Satz wiederholte sich zigmal in meinem Kopf und löste einen ungeheuren Schmerz aus. Noch diesen Morgen war alles in Ordnung. Wir hatten zusammen gefrühstückt, sie versprach mir, aufgrund ihrer Magenbeschwerden, zum Arzt gehen, danach hatte ich mich wie gewöhnlich auf den Weg in die Arbeit gemacht.
Emotionslos blickte ich sie an und ging näher an sie, diesmal machte sie sich nicht die Mühe sich von mir zu entfernen, sondern blieb auf dem selben Punkt stehen.

Mert: ''Warum?''

Meine Stimme war nicht mehr als ein kehliges Flüstern, mehr brachte ich nicht zustande. Ganz kurz schloss sie ihre Augen, um sie danach wiederzuöffnen und mich von ihr wegzuschubsen.

Cemre: ''Ich kann nicht mehr! Ich ertrage es nicht mehr, es ist viel mehr Last als ich tragen kann!''

Meine Gedanken explodierten förmlich, ich sah buchstäblich rot. Jetzt war es nicht mehr nur die Trauer, welches Besitz von mir nahm, sondern auch die Wut.
Was dachte sie sich eigentlich? Noch diesen Morgen sagen, wie glücklich sie sei und jetzt wollte sie sich trennen?

Mert: ''Warum, Cemre? Was für eine Last hab ich dir gegeben, dass du sie nicht mehr ertragen kannst? Hab ich dich irgendwann verletzt? Haben wir uns seit der Hochzeit auch nur ein einziges Mal gestritten? Dachtest du es ist leicht, eine Ehe zu führen? Denkst du, wir können uns wegen jeder Kleinigkeit trennen? Komm mir ja nicht mit 'Ich kann nicht mehr.'. Es liegt nicht daran, dass du nicht mehr kannst, sondern daran das du es nicht möchtest! Du möchtest nichts dafür tun, du möchtest nicht kämpfen um alles weiterhin aufrecht zu erhalten. Stattdessen gibst du nach jeder Kleinigkeit auf! Sag, Cemre. Sag, was hab ich getan? Was hab ich getan, dass du es nicht mehr aushältst?''

Sie zuckte stark zusammen. Das Flüstern von vorhin wurde zu einem wütenden Schreien. Ein Vulkanausbruch stellte eine harmlose Naturgewalt dar im Vergleich zu dieser Expansion des Schreiens. Hohe Stichflammen schossen empor und die Raserei meiner Wut machte mich blind für die richtige Vorgehensweise.
Ich wollte nicht so sehr die Kontrolle über mich und meine Tonlage verlieren, aber ich schäumte vor Wut. Es schmerzte, sie so zu sehen. Weinend, zitternd und das wahrscheinlich nur wegen mir. Doch nachgeben konnte ich nicht, das musste hier und jetzt geklärt werden.
Wenige Sekunden lang blieb sie still und weinte vor sich hin, bis sie sich ihre Tränen wegwischte und mich mit derselben Wut ansah.

Wie es das Schicksal willWo Geschichten leben. Entdecke jetzt