Kapitel 37

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Kapitel 37 :

Gespannt und voller Angst wartete ich auf seine Reaktion. Meine Augen waren immer noch geschlossen, ich traute mich nicht sie zu öffnen, aber Mert hielt meine Hand jetzt fester. Heute schaffte es nicht einmal seine Nähe, mich zu beruhigen.
Ich konnte den lauten Atem meines Vaters hören. Langsam öffnete ich meine Augen, aber mein Blick war gesenkt.

Vater : Ihr werdet was ? (fragte er geschockt)

Cemre : Baba, du weißt das ich dich liebe und respektiere. Ich hab bis heute immer auf dich gehört, nie hab ich etwas gegen deinen Willen gemacht, aber von dieser Entscheidung kannst du mich nicht abbringen. Drei Jahre lang hab ich nur körperlich gelebt, ich hab zuerst Mert dann meine Mutter verloren. Lass mich jetzt glücklich werden Baba.

Einige Sekunden sah er mich mit einem undefinierbaren Blick und stand danach auf. Mert wollte etwas sagen, doch mein Vater signalisierte ihm mit seiner Hand dass er leise bleiben sollte. Er kam immer näher und blieb dann genau vor mir stehen. Ich kniff meine Augen zusammen und erwartete schon das Schlimmste. Langsam erhob er seine Hand. Aus Reflex zuckte ich zusammen und wartete auf das Brennen, doch es kam nicht. Stattdessen landete seine Hand auf meine Schulter. Ich machte meine Augen wieder auf und schaute ihn verwundert an. Seine Blicke waren alles andere als wütend. Im Gegenteil, man konnte in ihnen Freude und sogar Reue ablesen.

Vater : Kızım, ich habe meinen Fehler bemerkt. Ich hätte euch nie trennen dürfen, seit Jahren plagen mich die Schuldgefühle. Denkst du etwa, ich hätte nicht bemerkt wie schlecht es dir ging? Ich hatte gedacht, das du nach einiger Zeit über ihn hinweg gekommen bist und glücklich mit Hakan warst, doch ich sah in deinen Blicken, das es nicht so war. Ich werde euch nicht mehr im Weg stehen. Ihr habt meinen Segen. Werdet glücklich, ihr habt es verdient. (Meine Tochter)

Ich brauchte einige Minuten um alles zu verdauen. Er hatte nichts gegen die Heirat, er gab uns seinen Segen. Mein etwas verwirrter Gesichtsausdruck wurde, durch ein Grinsen, zu einem glücklichen.
Sofort stand ich auf und schlang meine Arme um seinen Hals. Er umarmte mich zurück und flüsterte mir was ins Ohr.

Vater : Ich bin so stolz auf dich, kızım. (Meine Tochter)

Langsam lösten wir uns wieder. Ich küsste seine Handoberfläche und legte meine Stirn drauf (türkische Tradition aus Respekt). Mert stand ebenso auf und tat dasselbe. Sie standen sich gegenüber und schauten sich ernst an, nur mit einem Unterschied. In Mert's Augen konnte man auch die Angst ablesen. Stumm sahen sie sich an bis mein Vater die Stille unterbrach.

Vater : Ich hatte Vorurteile dir gegenüber. Es war falsch von mir zu urteilen, bevor ich dich überhaupt richtig kannte, dafür möchte ich mich entschuldigen. Du machst meine Tochter glücklich und solange sie glücklich ist, bin ich es auch.

Mert's Blicke waren beschämt auf den Boden gesenkt. Kurz musste ich lächeln, dass ich ihn jemals so sehen würde, hätte ich mir nie vorgestellt. Er wollte was sagen, doch mein Vater schnitt ihm das Wort ab.

Vater : Wenn ich von meiner Tochter irgendwas höre, sei es auch die allerkleinste Sache, kannst du dir die Folgen höchstwahrscheinlich vorstellen.

Die Autorität in seiner Stimme war kaum zu überhören. Mert hob seinen Blick und schaute ihn ernst an.

Mert : Ich würde ihr nie wehtun, nicht noch einmal.

Den letzten Teil des Satzes sprach er sehr leise, mehr zu sich selber aus. Mein Vater hatte es wahrscheinlich gar nicht gehört.
Doch was er ganz bestimmt gehört hatte, war die Aufrichtigkeit mit dem Mert den Satz aussprach. Es war nicht möglich daran zu zweifeln.

Vater : Das möchte ich dir auch geraten haben.

Wir setzten uns wieder hin. Die Stille die uns umgab, wurde mir peinlich. Mit der Ausrede, dass ich ihnen Tee machen wollte, ging ich in die Küche. Die Situation war mir unangenehm. Einerseits war da die Erleichterung und die Freude darüber, dass er es akzeptiert. Einerseits hatte ich aber auch ein mulmiges Gefühl. Es lief alles zu gut. War es mir wirklich vergönnt so viel Glück zu haben? Es heißt doch, nach jeder Nacht folgt ein Tag. Genauso schien es gerade bei mir zu sein. Die Nacht dauerte bei mir drei Jahre und jetzt endlich wurde sie durch die Sonne zum Tag. Diese Sonne war Mert.

Wie es das Schicksal willWo Geschichten leben. Entdecke jetzt