Kapitel 3.

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Die letzten Wochen vergingen wie im Flug. Ich feierte meinen 29. Geburtstag, zu dem mir unter anderem auch Tygas Mama gratulierte. Sie war mir von Anfang an sympathisch. Wir kamen oft ins Gespräch und tauschten irgendwann Nummern aus. Ich wusste dass sie und John schon lange kein Paar mehr waren, sich aber eine freundschaftliche Basis angeeignet hatten für die Kleine. Wir trafen uns hin und wieder, was in meinen Augen John gar nicht passte. Oft reagierte er genervt, wenn nicht sogar böse.

Es war der letzte Tag vor dem Weihnachtsurlaub auf den ich sehnlichst wartete und natürlich war niemand geringeres als Tyga das letzte Kind was ich bespaßte. Allerdings war sie sehr pflegeleichte.
Passend zur Weihnachtszeit schneite es draußen sanft. Wir schalteten die Lichterketten an, schnappten uns einen der riesigen Sitzsäcke und kuschelten uns vors Fenster wo wir gespannt den tanzenden Schneeflocken zusahen. Nebenbei ließen wir uns die Plätzchen schmecken die wir in den letzten Wochen gemeinsam mit den anderen Kindern gebacken hatten.
Heute hatte ich keine Lust zu meckern, nicht vor Weihnachten und schon gar nicht vor meinem Urlaub. Meine Energie war aufgebraucht.
Tyga fielen die Augen zu während sie in meinem Arm lag und es dauerte nicht lang da war sie eingeschlafen. Ich hörte den Summer der Tür, in der Hoffnung dass es endlich ihr Vater war. Dem war auch so.
Ich versuchte mich so langsam wie möglich zur Tür umzudrehen ohne Tyga zu wecken. John stand im Türrahmen, dahinter ein anderer Mann. Ähnlich groß wie er, genauso vollgekleistert mit Tattoos und wahrscheinlich genauso kriminell aber definitiv nicht hässlich. Sehr anziehend sogar. Sein Cousin Marten, wie ich später herausfand schenkte mir ein nettes Lächeln als er uns da so sah.
John wirkte wie immer unter Zeitdruck.
„Du musst nichts sagen, ist wieder spät geworden", er verdrehte die Augen.
„Hatte ich nicht vor, keine Sorge"
Ich nahm Tyga hoch, als sie langsam wach wurde und sofort ihren Vater freudig bemerkte. Beide gingen schon Richtung Ausgang, nur Marten stand noch bei mir.
„Danke dass Sie sich so viel Zeit nehmen"
Ich schüttelte den Kopf. „Alles gut, das ist doch mein Job. Und du kannst mich gerne duzen" ich lächelte ihn an.
„Lust mal zusammen frühstücken zu gehen?" Etwas überrascht, dennoch nicht abgeneigt stimmte ich zu. Er tippte seine Nummer in mein Handy.
„Alter Marten was wird das? Verführst die jetzt die Schnalle oder was" John war wie immer sichtlich genervt doch ich ließ es mir nicht nehmen ihm einen bösen Blick rüberzuschicken. „Sehr respektvoll John, wow"
„Wer hat dir meinen Vornamen angeboten?"
„Den muss mir keiner anbieten. Verhalt dich einfach mit bisschen mehr Respekt vor allem in der Gegenwart deiner Tochter."
Tyga war schon wieder auf seinem Arm eingeschlafen und bekam Gott sei dank nichts mit.
„Sowas lass ich mir doch nicht von einer Frau sagen und schon gar nicht von so ner Nutte wie dir alter" Schnellen Schrittes kam er wieder zurück auf mich zu.
Marten gab mir mein Handy wieder und machte eine Kopfbewegung Richtung Ausgang. Ein entschuldigendes Lächeln war das letzte was ich von ihm sah bevor er John und dessen Tochter aus der Einrichtung schob.

Ich richtete mir ein letztes Mal die Haare vorm Spiegel im Flur, schnappte mir meine Tasche und steckte mir den Joint in den Mund den ich mir vorbereitet hatte. Ich rauchte ab und an zur Entspannung und heute war ein Tag da brauchte ich dies unbedingt.
Nur wenige Tage nachdem Marten und ich die Nummer getauscht hatten machten wir uns das heutige Treffen aus. Wir verabredeten uns zum Frühstück... um 13 Uhr. Für mich immer noch eine unchristliche Zeit um zu frühstücken aber so ist das halt wenn man keine Verpflichtungen hat. Ich knallte die Wohnungstür und sah aus dem Fenster im Treppenhaus bereits Martens dunkelgrünen Mercedes.
Schnell lief ich die Treppen runter und tippte nebenbei auf meinem Handy als ich eine bekannte Stimme hörte. Ziemlich leise dennoch nahm ich sie wahr. „Wow..."
Ich blickte vom Handy auf und es stand niemand geringeres als John im Treppenhaus. Uns fiel ironischerweise gegenseitig jeweils der Joint runter.
Er wartete vor Pascals Tür.
Pascal wohnte eine Etage unter mir und war Fotograf. Eigentlich war dies nur sein Studio aber manchmal verbrachte er auch Nächte dort.
Als wir uns in die Augen sahen, erkannte mich erst. „Was willst du denn hier?"
Ungläubig sah ich ihn an. „Ich glaube du vergisst dass du in MEINEM Treppenhaus stehst" Pascal öffnete seine Tür, bevor John eine weitere dumme Antwort geben konnte.
„Hi Vanessa, gut siehst du aus" er lächelte mich an.
Pascal war ein sympathischer und hilfsbereiter Mensch. Ab und zu unterhielten wir uns über Gott und die Welt. Außerdem fande ich seinen Job mehr als interessant. Er hatte eine kleine Tochter, die er auch manchmal dabei hatte.
Ich grinste. „Vielen Dank."
„Ja auf Arbeit sieht sie nie so nuttig aus alter aber jetzt hat sie ja ein Date mit Marten" er wirbelte dabei mit den Armen herum. Pascal sagte mich fragend an.
„Woher kennt ihr euch denn?"
„Ich betreue Tyga bei mir im Kindergarten, er hat letzte Woche die kleine zusammen mit Marten abgeholt. Aber ich wusste ja nicht dass ihr euch kennt." ich versuchte mich selbst zu beruhigen um John nicht noch mehr anzupflaumen.
Mein giftiger Blick traf ihn direkt in die Augen. „Du solltest wirklich mal ein bisschen Anstand von deinen Freunden lernen. Unglaublich" ich schüttelte mit dem Kopf.
„Boah halt's Maul echt und pass lieber auf dass ich dich nicht verpfeife" seine Finger deuteten auf den Joint in meiner Hand, den ich mittlerweile aufgehoben hatte.
Ich ging die letzten Stufen runter so dass wir ziemlich nah voreinander standen.
„Urlaub mein lieber, ich habe Urlaub" zwinkerte arrogant und spürte wie sehr es ihn aufregte. Stolz lief ich an ihm vorbei, doch bevor ich weiterlaufen konnte hielt er mich am Handgelenk fest und zog mir ein Stück an sich ran.
„Besser du redest vernünftig mit mir sonst vergesse ich mich. Sowas wie dich würde ich einmal Vögeln und es wäre endlich Ruhe. Also tu nicht so als hättest du mir irgendwas zu sagen, Nutte." Seine erhobene Stimme machte mir etwas Angst aber ich hoffte einfach man sah es mir nicht an.
Pascal stellte sich dann zwischen uns. „Am allerbesten wäre es doch wenn du jetzt reinkommst und Vanessa zu ihrem Date geht. Viel Spaß" er schenkte mir noch ein kurzes Lächeln bevor er den 2 Meter Mann in seine Wohnung schob.

Liebe Widerwillen. - Bonez Mc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt