Liebe Widerwillen. - Bonez Mc FF

54.

Trotz des schicken Jumpsuits setzte ich mich barfuß an einen ruhigen Teil des Strandes. Ich schickte Lisa eine Nachricht dass ich später nachkommen würde nachdem ich mein Make-up aufgefrischt hatte und sie sendete mir ihren Livestandort. Ich konnte es eh nicht mehr verhindern, also weinte ich mir die Seele aus dem Leib. Johns Worte hallten in meinem Kopf noch immer nach. Ich hatte uns ersetzt. Vielleicht hatte er recht. Ich verarschte nicht nur mich sondern auch Alex. Wieso nutzte ich seine Gefühle zum Vergessen von John aus? Das sah mir überhaupt nicht ähnlich geschweige denn hatte er das verdient! Ich schämte mich unfassbar. Dennoch fragte ich mich woher er das wusste. Aber ich fragte mich an diesem Abend so viele Sachen auf die ich keine Antwort kannte.

Wieso ließ er Mary so schnell zurück in sein Leben? Weshalb war ich ihm egal? Warum hatte ich Alex die ganzen scheiße angetan? Ich ärgerte mich so sehr über mich selbst dass ich am liebsten das ekelhafte Gefühl im Magen ausgekotzt hätte. Nur leider fehlte so schon jeglicher Inhalt.

Plötzlich tauchte John erneut neben mir auf. Wortlos setzte er sich neben mich und beobachtete den Wellengang. „Lässt dir davon jetzt das ganze Wochenende versauen?" Fragend sah ich ihn an. Natürlich wollte ich den beiden ihre Hochzeit nicht versauen aber in diesem Moment konnte ich nicht anders als einfach wegzulaufen. „Natürlich nicht. Ich war so stolz auf mich dass ich es die letzten Wochen gar nicht an mich rangelassen hab aber jetzt seh ich dich mit ihr und weiß gar nicht mehr woher ist die Kraft dazu hatte." Er musterte mich während ich meine Füße im Sand vergrub. „Vielleicht kannst du das ja etwas verstehen dass es einfach weh tut wenn man monatelang um etwas kämpft und eine alte Bekanntschaft schafft deinen Kampf in wenigen Stunden zunichte zu machen." Er nickte, sagte jedoch nichts. „Ich hatte mir so gewünscht dass es mit uns klappt weil es ständig nur Drama gab. Aber als ich euch da so liegen sehen hab, war mir klar dass war unsere letzte Chance. Es scheint einfach nicht zu passen."

In meinem Kopf zogen die vielen schönen Momente vorbei die ich mit ihm hatte. Die Zeit bevor ich ihn mit Mary auf dem Sofa erwischt hatte. Wie innig wir miteinander waren, man konnte die Liebe zwischen uns quasi greifen. Das konnte doch nicht vorbei sein. Ich musterte ihn und sein Blick ruhte auf mir. „Ich hab dir sogar die drei Wörter gesagt John, weil ich bis heute genauso für dich fühle. Ich wollte dir Zeit geben bis du bereit warst aber wahrscheinlich war's zu viel Zeit und jetzt sagst du es zu ihr." Der Gedanke zerbrach mich. Wie sie abends zusammen im Bett lagen und er ihr erzählt wie sehr er sie liebt.

Dieser Gedanke ließ mich nun wirklich kotzen. Ich schaffte es noch mich von John wegzudrehen bevor ich alles rausließ. Er war sofort zur Stelle um meine Haare zu halten und als seine Fingerspitzen meine Haut berührten bekam ich eine Gänsehaut. „Alles okay?" Ich nickte während ich mir den Mund abwischte. „Geht schon, ich mach mich jetzt fertig und geh zurück zu den Mädels. Danke dass du nochmal gekommen bist." Er nickte nur während wir gemeinsam den Strand hochliefen. „Sicher dass alles gut ist? Wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid. Ich komm auch mit aufs Zimmer."
Ich sah bei diesem Satz sein schiefes Grinsen doch seine Miene war tot ernst.

Ich mochte es nach wie vor an ihm dass er das beschützte was ihm wichtig war. Auch wenn er nie von Liebe sprach, egal war ich ihm auf keinen Fall. Er begleitete mich tatsächlich bis nach oben auf mein Zimmer wo er sich in einen der Sessel fallen ließ. Ich schminkte mich einmal komplett ab und wieder neu nachdem ich 10 Minuten meine Augen kühlte damit die Tränensäcke nicht ganz so doll meinen Look ruinierten.
„Du siehst wirklich toll heute aus. Gefällt dir denn noch dein ursprüngliches Outfit für die Hochzeit?" Er lenkte mit belanglosen Themen ab, worüber ich sehr dankbar war. „Ja ich liebe den Anzug bis heute! Wenn du das Geld wieder willst, sag mir Bescheid." Er winkte sofort ab. Ich genoss es sehr seine Stimme zu hören denn sie fehlte mir wirklich. Er fehlte mir einfach.