30.

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Ein paar Stunden später hielt ich vorm Park. Auch wenn wir hier erst wenige Male zusammen kamen, verband ich den Park mit den Jungs. Wohl oder übel auch mit John aber daran verschwendete ich keinen Gedanken. Es wurde zu unserem Ort.
Es war ein warmer Vorsommerabend Ende Mai. Von weitem sah ich Jonas und Max ein paar Körbe werfen, Marten sprach mit einer Gruppe Männern die ich nicht kannte nebenan auf einer grünflächigen Treppe.
Mein Herz füllte sich mit Glück sie alle wiederzusehen.

Alex hakte sich bei mir ein und wir liefen zusammen zu den anderen. Jonas ließ sofort den Ball fallen und riss mich in eine stürmische Umarmung. „Perle alter was hast du uns gefehlt" er rieb seine Faust auf meinem Kopf und zerstörte damit meine mühsame Frisur. „Hat sich nichts geändert." bemerkte ich lachend als ich versuchte meine Haare in die vorherige Position zu bringen. Marten und Max empfingen mich ebenfalls herzlich und nachdem alle Nettigkeiten ausgetauscht waren, saßen wir zusammen auf den Treppen und zischten einen Wodka-E. Ich wünschte mir in diesem Moment Pascal dabeizuhaben um diese Szenen bildlich festzuhalten.

Nachdem ich die Jungs auf den neusten Stand brachte, erzählten sie mir was es in ihrem Leben neues gab. Jonas würde bald heiraten, kaum zu glauben dass das jemand mitmacht aber ich sollte seine Liebste bald kennenlernen. Max näherte sich immer mehr Diana, was ich ohnehin schon wusste und Marten verbrachte viel Zeit mit seinen Rockerkumpels. Alex erzählte mir wie sie über ein neues Album nachdachten. Er faselte irgendwas von Obststand 3, wobei ich nicht mal die ersten beiden kannte.
Max ließ mich in die, in seinen Augen, besten Songs der beiden Alben reinhören und irgendwie gefiel es mir ganz gut.
Beim besten Willen konnte ich mir nicht vorstellen wie diese Jungs, so wie sie vor mir saßen, zusammen Musik aufnahmen oder auf Bühnen rumsprangen.

„In zwei Wochen geht die Festivalsaison wieder los, bist du Ready?" Max schüttelte Jonas an den Schultern und war tierisch aufgedreht von den Pillen die er vor wenigen Minuten nahm. „Hast du Bock mal mitzukommen?" Alex sah mich fragend an.
Ich nickte. „Klar wenn da noch andere Acts sind die mich interessieren, könnte ich mir das gut vorstellen." Jonas boxte leicht gegen meine Schulter. „Wir sind dir also nicht genug." Ich sah ihn an. „Ne aber ein Fünftel eurer Gruppe muss ich nicht unbedingt sehen." Die Jungs sahen mich schweigend sogar etwas geschockt an bevor wir alle loslachten. Ich spürte eine Freiheit wie schon lang nicht mehr.

„Was geht diggi?" Marten nahm den Anruf ab den er bekam. Auch wenn er einige Meter von uns entfernt stehen blieb, hörte ich jedes seiner Worte.
„Wir sind im Park, bisschen chillen was trinken und so." Er nickte als würde er sich selbst bestätigen. „Ne ist glaube keine so gute Idee."
„Ne nichts nur Leute die du nicht unbedingt sehen willst." ich schluckte schwer als mir bewusst wurde dass es John am anderen Ende sein musste.
„Vanessa ist da. Sie hat sich heute mit Alex verabredet. Ja okay alles klar bis dann"
Marten legte auf und ich wand mich an die anderen um ihn nicht anmerken zu lassen dass ich alles mithörte.
Er setzte sich schweigend zu uns und stieg wenig später in das Gespräch von Jonas und Max ein während ich mir mit Alex einen Joint teilte.

Max verteilte eine Runde Pillen als er mich fragend ansah. Eine der bunten Tabletten blieb übrig, strahlte mich an in seiner Handfläche. „Willst du?" Marten sah mich mit etwas dunkler Miene an. „Hab's noch nie genommen." Max zerbrach die Pille in der Mitte. „Versuchs mal mit der Hälfte."
Ich wollte gerade zugreifen als eine dunkle Stimme aus der Dunkelheit erklang. „Ich glaube nicht dass dir das gut tut." Eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Unvergleichlich diese Stimme. Johns Parfum tanzte in einem lauen Windzug um mich herum. Etwas erschrocken ließ ich die Tablette zurück in Max Hand fallen.

„Was machst du hier? Ich dachte du wolltest nicht kommen." Marten stand auf um John zu begrüßen. „War ja anscheinend notwendig." er machte eine Handbewegung in meine Richtung.
Als er näher kam, sahen wir uns direkt in die Augen. Mein Herz rutschte in meine Hose und zum ersten Mal seit Monaten fühlte ich mich schutzlos. Als hätte man mir eine Zielscheibe auf die Stirn gemalt. Gott sei dank war ich viel zu high um zu weinen und versuchte mich innerlich zu beruhigen. Meine Kälte wollte ich John gegenüber unbedingt wahren.

Er sah schlecht aus. Die Falten unter seinen Augen waren tiefer denn je und seine Augen an sich kaum zu erkennen. Wer weiß wie viele Drogen seinen Körper in diesem Moment zusammenhielten. „Ich glaube ich brauch dich dafür nicht, ich weiß was ich tue." Meine Stimme war kühl und abwertend.
Er lachte dieses halbe Grinsen was ich früher so liebte. Ich liebte früher alles an diesem Mann. Seine Stimme, sein Style, die Art wie er versuchte Komplimente zu machen. Ich erinnerte mich an die Situation im Studio als er mich auslachte weil ich keinen Plan von deren Welt hatte. Wie er mir sein Auto lieh, mich zum Essen ausführte und wir uns nächtelang liebten. Alles kam in diesem Moment wie ein Schlag zurück und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
„Seh ich." sagte er bevor er neben Jonas Platz nahm der ihm eine Zigarette anbot.

Liebe Widerwillen. - Bonez Mc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt