Kapitel 12.

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Es vergingen einige Tage die ich für mich selbst auch brauchte. Ich meldete mich bei niemanden, wenn es klingelte öffnete ich nicht, ich verließ das Haus nicht. Ich wollte nichts sehen oder hören, nur die Stille in mir.
Ich weinte viel. Warum? Keine Ahnung. John und ich hatten keine tiefere Bindung. Wir schliefen ein verdammtes Mal miteinander, von den paar Küssen abgesehen. Was tat ich mir selbst an? Warum zog sich mein Herz so schmerzhaft zusammen, wenn ich John immer wieder in meinen Gedanken mit dieser Frau sah?

Ein paar Mal stande ich wortlos vorm Spiegel, betrachtete mich selbst. Vielleicht war ich einfach nicht gut genug. Ich hielt meinen Bauch zwischen den Händen, der mir nie flach genug war. Mein Po kam mir zu klein und die Brüste zu hängend vor. Ich war nicht annähernd so aufgetakelt wie die Frau die ihn beglückte. Keine gefärbten Haare mit Extensions, keine langen Fingernägel, nicht jeden Tag mit 3 Kilo Make-up unterwegs. Mir wurde immer bewusster wie wenig ich in seine Welt passte.
Ich versuchte die Gedanken in einer heißen Dusche abzuspülen, vielleicht würde es ja helfen. Dick eingepackt saß ich danach stundenlang mit leiser Musik auf meinem Balkon. Es fing an zu schneien, aber es interessierte mich nicht. Meine scheinbar leblosen Augen starrten die Häuserwand von gegenüber an und ich rauchte viel mehr als ich sollte.
Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinem apathischen Verhalten. Es war eine mir unbekannte Nummer, dennoch verspürte ich den Drang abzunehmen.
„Hallo?" Meine Stimme brach schon beim ersten Wort. Es kam mir vor als hätte ich wochenlang meine eigene Stimme nicht gehört.
„Vanessa? Hier ist Alex." Ein schwerer Seufzer war am anderen Ende zu hören.
Ich schwieg ihn an. Auch wenn ich mit ihm sprechen wollte, wusste ich nicht was es noch zu sagen gab. Klar vermisste ich ihn, als den guten Kumpel der er mir geworden war aber ich wusste wo er war, war auch John.
„Wir haben so lange nichts von dir gehört. Ist alles in Ordnung? Wann sehen wir uns endlich wieder?"
Ich räusperte mich um wenigstens beim nächsten Satz etwas weniger zerstört zu klingen.
„Hab die letzten Tage für mich genutzt. Brauchte etwas Zeit zum nachdenken. Ehrlich gesagt, gehts mir nicht gut aber ich will nicht drüber reden. Muss morgen auch schon wieder arbeiten."
Alex atmete laut aus. „Das ist doch nicht etwa wegen John oder? Bitte mach dich deswegen nicht kaputt man.."
Ich nickte obwohl er es nicht sehen konnte.
„Nein alles gut. Wenn du willst können wir uns morgen sehen, muss bis 14 Uhr arbeiten. Holst du mich ab? Ich schick dir die Adresse und dann fahren wir bisschen durch Hamburg."
Seine Laune wurde schlagartig besser. „Das klingt gut, machen wir!"
„Aber bitte komm alleine", waren die letzten Worte bevor wir uns verabschiedeten.
Ich legte mich zeitig ins Bett in der Hoffnung morgen endlich mal etwas besser gelaunt zu sein.

Die Stunden auf Arbeit zogen sich wie Kaugummi. Ich versuchte meine Gefühle so gut es ging zu verstecken, denn natürlich wurden sie nicht besser. Wieso auch? Ich war immer noch zutiefst verletzt von einem Mann, von dem ich wusste er kann's nicht besser.
Diana frug mich immer wieder wann wir denn endlich mit den Jungs feiern gehen würden und was mit mir los sei, aber ich wollte nicht reden. Nicht mal mit ihr.
„Ich melde mich sobald ich was genaues weiß, hab ich euch doch gesagt." ich verdrehte die Augen.
„Okay sorry." Sie hob ihre Hände etwas in die Luft. „Wusste nicht dass du auf einmal so gereizt bist."
Ich zuckte mit den Schultern. „Ne alles okay will jetzt nicht drüber sprechen." Ein mehr oder weniger gezwungenes Lächeln genügte ihr zum Glück.

Liebe Widerwillen. - Bonez Mc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt