25.

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Seine Hände streichelten über meinen Rücken. „Hey alles gut ich bin wieder da." Wir standen eine Weile so da bevor ich Pascal und Alex wieder beachtete die uns die ganze Zeit beobachteten.
„Dass die noch immer kein Paar sind." Pascal schloss lachend seine Wohnungstür auf und verabschiedete sich mit einem Winken. „Wir hören uns", sagte Alex bevor er die Treppen runterging.

Wir gingen in meine Wohnung und nachdem er sich umzog verfrachtete ich uns ins Bett. Am liebsten wäre ich in ihn reingekrochen und hätte die Zeit angehalten. Ich wollte das dieser Moment nie vergeht.
Seine Hände fuhren unter mein Top und seine Fingerspitzen berührten meine Haut. Sofort hatte ich Gänsehaut.
„Was war denn los?" fragte ich nach einer Weile um die Stille zu durchbrechen. „Warum haben sie dich verhaftet?"
Er ließ von mir ab und stöhnte etwas genervt auf. „Ach sinnlose Dinge, wegen bisschen Drogen die sich am Ende als Eigenbedarf rausstellten ich bin ja nicht dumm." Kopfschüttelnd starrte er an die Decke. „Ich hab mir echt Sorgen gemacht."
Er sah mich an. „Was soll mir denn schon passieren? Die Jungs passen gut auf dich auf und der Rest klärt sich schon."
Er wirkte wie ausgewechselt aber ich wollte nicht noch tiefer bohren um Streit zu vermeiden. „Sei nicht böse aber ich bin tot müde. Wir reden später." er entzog mir seinen Arm, drehte den Rücken zu mir und schaltete die kleine Lampe auf meinem Nachttisch aus. Ich traute mich nicht mal mehr ihn anzufassen. Auch wenn mein Kopf randvoll war, fielen mir kurz darauf die Augen ebenfalls zu.

Es war eine unruhige Nacht oder zumindest das was davon übrig blieb. Der Berufsverkehr erwachte kurz nach 7. Ich stand auf um die Fenster zu schließen als John in der Küche stehen sah. Ungläubig blickte ich zwischen Bett und ihm hin und her, aber er war tatsächlich schon wach obwohl wir vor 3 Stunden erst ins Bett gingen.
„Ist alles okay?" Ich räusperte mich um nicht ganz so verschlafen zu klingen. Er sah mich nicht an, denn er war schwer beschäftigt damit seine kleine Flasche Sprite lila zu färben. Wir hatten es früh am Morgen, wie konnte sowas da schmecken? Doch ich erinnerte mich an seine Worte. „Scheiß Junkie"... wahrscheinlich einfach eine Sucht.
„Können wir kurz reden oder bist du noch nicht aufnahmefähig?" Ich blickte ihn etwas verwundert über seine Wortwahl an und ließ mich dann in einen der Küchenstühle sinken. Seinen Pullover trug ich noch immer, welchen ich über meine Hände zog.
„Ne ist okay, was ist los?" Zum ersten Mal an diesem Morgen sah er mir direkt in die Augen als er sich umdrehte.
„Ich glaub es ist besser wenn wir uns erstmal nicht sehen." Meine Kehle war staubtrocken, selbst wenn ich gewusst hätte was ich antworten konnte, es ging nicht. Mein Herz pochte wie verrückt als hätte ich mir gerade die Drogen eingeflößt.

„Warum?" war das einzige was mein Sprachzentrum schaffte. „Du hast doch selbst schon gesagt wie verschieden unsere Welten sind. Guck mal wie besorgt du gestern warst. Ich wurde nicht das erste Mal verhaftet und es wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein." ich sah ihn an, nachdenklich nickte ich als würde ich seine Worte verstehen. Doch eigentlich war es alles andere als verständlich für mich. Vor paar Wochen hatte er mir doch noch gesagt dass er mich gerade deswegen mag. War er vielleicht einfach zu high um zu begreifen was er gerade tat?
„Ich hab kein Bock dass du jedes Mal zu Hause sitzt und heulst wegen mir. In meinem Leben zählen einfach andere Dinge verstehst du?" Seine Stimme war kühl und resigniert. „Okay, ne John ehrlich gesagt ich verstehs nicht. Als wir essen waren, meintest du noch du magst es dass ich anders bin als andere." Sein Blick wurde etwas wütender und erinnerte mich an die Zeit bevor wir uns näher kennenlernten. Als ich ihn im Kindergarten regelmäßig ermahnen musste. So stand er vor mir als hätten wir die letzten Monate gar nicht zusammen erlebt. Er wollte das einfach so wegschmeißen.

„Die Dinge ändern sich nun mal und ich hab dir von Anfang klar gemacht dass wir nicht aneinander gebunden sind. Akzeptier es einfach." Er stützte dich von der Küchenzeile ab und machte sich auf den Weg seine Sachen zu nehmen.
„Du bist einfach nach wie vor das größte Arschloch was ich kenne. Wie konntest du all das die letzten Monate durchziehen um mir jetzt zu sagen es passt nicht? Bist du komplett verballert?" Meine Stimme erhob sich immer mehr als hätte ich sie zurückgewonnen. Er machte mich so sauer.

Warnend drehte er sich zu mir um, doch es war mir egal. „Es geht immer nur um dich. Immer nur wie geht es John dabei. Wie fühlt John. Was will John. Aber du fragst nicht einmal nach deinem Gegenüber! Wenn John das nicht will, wird's nicht gemacht. Wenn John das will, muss es sofort losgehen. Vielleicht hast du es recht und es ist besser wenn wir getrennte Wege gehen. Nimm deine Drogen und werd glücklich mit deinen Schlampen. Ich bin gespannt ob sie dich genauso fühlen lassen wie ich."
Ich lehnte mich etwas weit aus dem Fenster aber redete mich so in Rage dass ich es kaum mitbekam. Er lief auf mich zu und schnappte sich beinahe schmerzhaft mein Handgelenk. „Pass auf wie du mit mir redest, hab ich dir schon mal gesagt alter du bist doch genauso wie jede. Jetzt machst du mir ne Szene nur weil ich dich schützen will. Halt einfach die Fresse und gib mir meine Klamotten." Seine Stimme war laut, ermahnend. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Ich zog seinen Pullover aus während ich wieder zum reden ausholte.
„Weißt du was? Nimm deine scheiß Klamotten, Steck sie dir in deinen vergoldeten Arsch und lass mich in Ruhe. Ich wusste es von Anfang an und trotzdem hab ich mich auf dich eingelassen. Ich war so dumm! Und komm mir nicht mit deinen verschissenen Ausreden von wegen mich schützen zu wollen. Wahrscheinlich fehlen dir einfach deine wechselnden Fotzen." Ich war nach wie vor überrascht über mich selbst, wählte Ausdrucksweisen die mir gar nicht ähnlich sahen. John stand mit gepackter Tasche vor meiner Wohnungstür. Ich pfefferte sein Pullover, T-shirt und die Nikes drauf die er mir geschenkt hatte. „Ich will nichts davon behalten und am liebsten würde ich dir auch meine Erinnerungen mitgeben. Weißt du John?" Er sah mich an, immer noch stinksauer. „Vielleicht kannst du niemanden lieben außer dich selbst, deshalb gehst du. Weil du wie immer Angst vor deinen Gefühlen hast." Ich schob ihn zur Seite und öffnete die Tür. „Hab ein schönes Leben. Und bitte mach dir bloß keine Gedanken ob du andere verletzt. Hauptsache dir gehts gut." Als sich unsere Augen trafen, durchzog mich ein Schmerz im Brustkorb. Auch wenn er wütend war, sah ich etwas verletzliches in seinen Augen. War ich vielleicht doch etwas zu weit gegangen? Ne, er war doch nicht besser. Wieso sollte ich mir das gefallen lassen?
Wortlos verließ er meine Wohnung. Er drehte sich nicht um und ich sah ihm nicht länger nach. Als die Tür ins Schloss fiel, liefen wie bestellt die Tränen. Was war das gerade?

Liebe Widerwillen. - Bonez Mc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt