49.

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Der Film zog sich ewig in die Länge. Das andere Pärchen hatte den Saal bereits eher verlassen, da der Film wirklich kaum die 12€ Eintrittspreis wert war. Irgendwann unterhielten wir uns nur noch und ließen die Bilder unbeachtet über die Leinwand flimmern. Wir kamen auf das Thema Hochzeit und allgemein Liebe als ich ihn fragte, wann es denn bei ihm soweit sei. Er wich meinem Blick aus. „Weiß nicht, hatte ne große Chance bei einer die mir ziemlich wichtig war. Hat nicht geklappt, war vielleicht zu schüchtern." fragend sah ich ihn an mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Du und schüchtern?" Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, gerade wenn ich daran dachte wie offen er war als wir uns bei Pascals Party kennenlernten. Er zuckte mit den Schultern als sein Blick meinen wieder fand.

Auch wenn der Kinosaal viel zu dunkel gewesen war, bemerkte ich mal wieder an diesem Tag seine wunderschönen Augen. Sie strahlten etwas ruhiges und friedliches aus obwohl ich wusste dass sein Leben das komplette Gegenteil war. „Wieso hast du mir nichts davon erzählt?" Diesmal hielt er unseren Blicken stand und musterte mein ganzes Gesicht. „Was hätt ich denn sagen sollen? Hey Vanessa, du heulst dich zwar gerade wegen einem meiner besten Freunde bei mir aus aber ich find dich super heiß und würde dich gern Daten?" meine Augen weiteren sich... das konnte nicht sein.

Ich ließ seine Aussage unkommentiert dennoch hielten wir noch immer intensiven Blickkontakt als er einfach weitersprach. „Ich fand dich sofort gut als ich dich das erste mal in dem schwarzen Kleid sah. Ich dachte du wärst das was mir im Leben gefehlt hat aber an dem Abend zeichnete sich deine Beziehung zu John ja schon längst ab." ich blickte etwas bedrückt auf den Boden. Er tat mir so leid. Wie oft lag ich in seinen Armen und hatte geheult? Er hatte das alles mitgemacht ohne es eine Sekunde für sich auszunutzen.
„Ich war so sauer auf John. Er hat dir so viel angetan ohne dass ihr überhaupt zusammen seid. Ich wollte es besser machen. Dachte vielleicht merkst du es noch bevor es zu spät ist." Mittlerweile hatte auch er seinen Blick von mir gelöst und spielte mit einem kleinen Faden welcher ihm von der Jacke abstand. „Es.. es tut mir leid." meine Stimme brach und ich hatte das Gefühl ich würde jede Sekunde mit dem weinen beginnen.

Alex schüttelte mit dem Kopf. „Muss nicht, du konntest es nicht wissen." Er nahm meine Hand von der Lehne des Sitzes. „Ich hab die Trainingsjacke die ich dir gegeben hab als wir im Park waren bis heute nicht einmal gewaschen. Sie riecht immer noch nach dir." Ich lächelte ihn an, weil das irgendwie wirklich süß war. „Ich hab's ja kaum geschafft sie dir zurückzugeben. Hab mich wirklich wohl darin gefühlt." gab ich zu. Ich erinnerte mich an das Wochenende in der Schweiz als ich die Jacke einpackte um sie ihm unbedingt wiederzugeben aber dann so fror dass ich sie selbst wieder anzog.

Vor meinem geistigen Auge spielten sich so ziemlich alle unsere Momente ab die wir zusammen erlebten und ich fragte mich, ob ich wirklich so blöd war um nicht zu merken dass Alex mich gut fand. Sooft hatte er alles stehen und liegen gelassen für mich, hatte mich zum Essen eingeladen oder dafür gesorgt dass ich sicher nach Hause kam. So wollte doch jede Frau behandelt werden. Ich dachte wieder an den Moment als es mich überkam ihn zu küssen und entschloss mich dazu ihm davon zu erzählen. „Ich wusste doch irgendwie dass es nicht richtig wäre also hab ich es gelassen." Er schloss die Augen und strich sich lachend darüber.
„Du weißt nicht annähernd wie oft ich dich küssen wollte. Wie oft mein Blick an deinen Lippen hängen bleibt wenn du mir was erzählst. Dass ich deine Stirn geküsst hab als du auf meinem Schoß unzählige Male eingeschlafen bist. Ich will so sehr dass du mir gehörst, das tut schon weh." Ich spürte wie mein Gesicht rot anlief, so geschmeichelt war ich von seinen Worten.

Ich nahm tief Luft um ihm zu antworten, er war jedoch schneller. „Ich weiß dass du weißt dass ich dich richtig behandel. Was John abzieht oder abgezogen hat, da wären andere Frauen schon lange weggewesen. Ich hab doch gesehen wie schlecht es dir ging als du mich trotz allem durch Hamburg kutschiert hast." Ich starrte auf den Boden um ihm bloß nicht in die Augen sehen zu müssen als er zwei Finger an mein Kinn legte um meinen Kopf Richtung seinen zu drehen. „Du bist was besonderes. Nicht nur für mich, für alle die dich kennen." Er legte eine Hand in meinen Nacken und zog mich zu sich. Kurz bevor unsere Lippen sich berühren konnten, hielt er an. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut und die Spannung zwischen uns war fast greifbar.

Als hätte er nochmal kurz überlegt ob es wirklich die richtige Entscheidung wäre, überbrückte er kurz darauf die Lücke zwischen uns. Seine Lippen waren weich und warm. Er genoss den Kuss ohne fordernd zu werden. Ein Blinder hätte in diesem Moment gesehen was er für mich empfindet. Eigentlich hätte ich mich wehren sollen, ihn anschreien und sagen sollen was ihm einfällt wo er doch genau wusste was zwischen mir und John lief, doch ich konnte nicht. Auch wenn wirklich alles in mir gegen das schrie was wir gerade taten, vergingen einige Minuten in denen wir uns küssten. Eine seiner Hände wanderte von meinem Nacken an meine Wange und hielten mich.

Liebe Widerwillen. - Bonez Mc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt