Liebe Widerwillen. - Bonez Mc FF

29.

Sturmklingeln weckte mich schreckhaft aus der ersten Nacht in der neuen Wohnung.
Als es auch in den nachfolgenden Minuten nicht aufhörte, quälte ich mich voller Muskelkater zur Tür. Ich riss die Tür auf, bereit gleich komplett auszurasten als Alex sich in die Wohnung schob.
„Du bist einfach umgezogen?" etwas überrascht sah er mich an, ich ihn noch überraschter. „Was willst du hier?" müde rieb ich mir die Augen und hoffte auf diesem Traum zu erwachen, der offensichtlich keiner war. „Du hast nie auf meine Anrufe oder Nachrichten reagiert. Irgendwann musste ich ja mal handeln." Schulterzuckend zog er mich in eine lange Umarmung.
Ich versuchte gar nicht mich zu wehren denn ich freute mich über seinen Besuch. Erst in diesem Moment begriff ich wie sehr er mir wirklich fehlte und wie egoistisch es von mir war nie auf seine Mitteilungen einzugehen, nur aus Angst ich könnte was neues von John erfahren.

„Aber woher weißt du wo ich hingezogen bin? Und wart ihr nicht gestern noch in Berlin?" Am vorherigen Abend wagte ich doch einen Blick in John Instastory nur um das zu sehen was ich sowieso erwartete. Nackte Weiber und batzenweise Bargeld.
„Bist aber ziemlich gut informiert dafür dass du uns alle ignorierst." Ich gab nicht zu dass ich immer noch ab und zu zuschaute also schob es auf Raf mit dem ich sporadisch wirklich noch Kontakt pflegte.
„Wir sind heute morgen wieder gekommen und da dachte ich mir, ich schau mal vorbei. Pascal hat mir deine Adresse gegeben." Meine Miene schien sich etwas zu verdunkeln denn Alex startete sofort damit sich zu rechtfertigen. „Gib ihm nicht die Schuld, sei lieber sauer auf mich aber ich konnte es nicht hinnehmen dass du dich einfach gar nicht mehr meldest geschweige denn blicken lässt. Wir sind doch so gute Freunde geworden." Seine Lippen zogen eine Schippe um seiner Trauer Ausdruck zu verleihen. Ich zog ihn darauf hin erneut in eine Umarmung.
„Du hast mir auch gefehlt Alex. Vor allem unserer Gespräche." Es war tatsächlich die Wahrheit. Mit ihm konnte ich lachen aber auch weinen. Er war selbstlos und auch wenn er genau wie die anderen viel zu viele Drogen nahm, wusste ich jeder unserer Gespräche war von Ehrlichkeit geprägt.
„Ich würde dir gerne irgendwas zu trinken anbieten aber wie du siehst absolutes Chaos. Muss dann erstmal einkaufen."
Wir hatten am vorherigen Abend so gut wie alles aufgebaut, ich musste nur noch die Kartons ausräumen und den Kühlschrank füllen.
„Na dann hopp hopp mach dich straßentauglich und lass uns losziehen." er ließ sich auf mein Sofa fallen und grinste mich mit seiner Zahnlücke an. Wie hatte ich diesen Spinner nur vermisst.

Wir nutzten den Tag reichlich aus und es tat unglaublich gut Alex wieder an meiner Seite zu haben. Wie damals fuhren wir wild über Hamburgs Straßen, hielten hier und dort um die geplanten Einkäufe zu erledigen und kamen schlussendlich nach wenigen Stunden zurück in meine neue Wohnung.
Schnaufend ließ Alex die unzähligen Tüten auf der Arbeitsplatte meiner Einbauküche ab. „Jetzt hast du aber wirklich genug." Er ließ sich lachend auf einen der Barhocker nieder die an der für mich beinahe luxuriösen Kücheninsel standen.
Ich nickte zufrieden. „Danke für deine Hilfe." Er winkte ab. „Was steht heute noch an?"
Ein Blick auf die Uhr verriet mir dass es schon weit nach 16 Uhr war.

„Weiß nicht, werde noch einige Kartons auspacken und mich dann sicherlich aufs Sofa schmeißen." Fragend zog Alex eine Augenbraue nach oben. „An einem Samstagabend? Dein Ernst?" Wir lachten beide auf. „Komm schon, jetzt wo wir wieder vereint sind lass es uns bisschen feiern. Ich ruf die Jungs an, die werden ausrasten vor Freude." Ich sah ihn warnend an. „Ohne John versprochen." erklärte er sich wie von selbst. Er kannte mich zu gut.
„Aber nur wenn du mir hilfst die Sachen zu verstauen." ich deutete auf den Haufen Einkäufe hin und er stimmte direkt zu. „Wenn es nur das ist."