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Die Jungs übernahmen unsere Rechnungen, was mir noch immer jedes Mal unangenehm war. „Da gewöhnst du dich dran", sagte Lisa lachend.
Vor dem Restaurant warteten zwei Mercedes darauf uns abzuholen. Wir wollten uns schon mal die Festivalpässe abholen und 1-2 Acts ansehen, die bereits Freitag spielten. Ein junger Mann Mitte 30 übergab Raf die Schlüssel. „Wer fährt?"
Ich musste feststellen dass wir die einzigen beiden waren die zum Essen keinen Alkohol tranken also blieb mir keine andere Wahl als Raf einen der Schlüssel abzunehmen.
Ich erinnerte mich daran als ich das erste mal in Johns Auto saß und meine Angst war jetzt mindestens genauso groß als John plötzlich hinter mir stand. „Du hast das schon mal geschafft.", flüsterte er mir ins Ohr. Wahrscheinlich konnte ich meine Sorgen doch nicht so gut verstecken, wie ich dachte oder er kannte mich einfach.

John, Lisa, Jonas und Alex nahmen in meinem Auto Platz während der Rest es sich bei Raf bequem machte. John nahm wie immer völlig selbstverständlich auf dem Beifahrersitz Platz und aus irgendeinem Grund war ich froh darüber. Ich war mir sicher dass seine Anwesenheit meine Fahrkünste verbesserte. Er wusste von meiner Angst solche teuren Schlitten zu fahren, weshalb sie sich verringerte wenn nur er mir auf die Finger sah. Raf fuhr vor bevor ich mich hinter ihm einreihte.

Nach einer halben Stunde kamen wir am staubigen Backstageeingang an. Die Fahrt bestand ich ohne weitere Turbulenzen und mittlerweile gefiel mir das Gefühl sogar in teuren Autos rumzufahren.
Nachdem wir alle unsere Bändchen bekamen und die Jungs irgendwelche bekannten Rapperfreunde begrüßten, machten Lisa und ich uns auf den Weg das Gelände zu erkunden. Sie hakte sich bei mir ein. Diana wollte unbedingt bei ihrem Liebsten bleiben, weshalb wir alleine loszogen.

„Also wir müssen uns heute unbedingt Apache angucken." sagte sie aufgeregt woraufhin ich ihr heftig nickend zustimmte. Seitdem ich mich dank der Jungs etwas mehr mit Rap beschäftigte, mochte ich Apaches Musik echt gern und war gespannt was er live so drauf hatte.
„Aber jetzt lad ich dich erstmal auf einen Wein ein." berichtete ich ihr freudig während ich sie schon zum nächsten Getränkewagen schliff.

Wir schlürften die eiskalte Weinschorle während wir über das Gelände schlenderten. Die Sonne ging so langsam unter, die Musik schallte über die Tausenden Menschen welche gerade die beste Zeit ihres Lebens erlebten. Sie lagen sich in den Armen, lachten und weinten gemeinsam. Für einen Moment fühlte ich mich in meine Jugend zurückversetzt. Ich gönnte jedem von ihnen so eine unglaubliche Erinnerung.

„Also wenn ihr Bock habt könnt ihr von dort oben zusehen." Ein Mitarbeiter des Festivals lächelte uns freundlich an während er auf einen großen Turm vor der Bühne zeigte, welcher für Licht und Ton sorgte. John, Jonas, Alex und Raf begleiteten uns. Wahrscheinlich war es für sie genauso aufregend ihre Kollegen bei der Arbeit zu sehen. Vor der Bühne war schon gut was los, als die ersten Töne von „Bläulich" einsetzten. Lisa kuschelte sich in Jonas Arme, Raf diskutierte mit John über Apaches Bühnenbild und Alex stützte seinen Ellenbogen auf meiner Schulter ab.
„Alles gut?" etwas besorgt schrie er mir ins Ohr, anders hörte ich ihn gar nicht. Ich nickte. „Heute Abend noch ein rauchen bei mir im Zimmer? Können da besser quatschen." er nickte lächelnd bevor wir uns wieder der Show widmeten.

Wir hatten wirklich eine fantastische Zeit zusammen, Apache war ein unglaublich guter Livekünstler und Lisa und ich tanzten die meiste Zeit über gemeinsam zu seiner Show. „Unterwegs" war eins seiner letzten Lieder und die Crowd zückte all möglichen Kram aus ihren Taschen um das Gelände zum Leuchten zu bringen. Ich wurde fast ein bisschen emotional bei diesem Anblick als ich plötzlich einen Arm um meine Hüfte spürte. Ohne hinzusehen war ich erst sicher es wäre Alex, aber das Parfüm sagte was anderes. Ich blickte nach oben und sah John an meiner linken Seite stehen. Unsere Blicke trafen sich und er zog mich noch ein Stück näher an sich heran. Ich ließ es einfach geschehen, denn ehrlich gesagt gab es in diesem Moment nichts was mir mehr fehlte als den Körperkontakt zwischen uns.
Alex strahlte mich an, wie ein Scheidungskind dass seinen Eltern dabei zu sah wie sie sich neu ineinander verliebten.
Nachdem der Song vorbei war, ließ er von mir ab und ging wieder wie gewohnt in die resignierte Haltung. Ich wurde aus diesem Mann nicht schlau.

Liebe Widerwillen. - Bonez Mc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt