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Der Mond schien hell auf Finyas Bett, als sie mit einem leisen Stöhnen erwachte.
Suchend blickte sie sich um. Sie brauchte einen Moment, um sich im fahlen Licht des Mondes zu orientieren. Irritiert runzelte sie die Stirn. Sie lag in ihrem Bett in den Gemächern ihres Herren. Doch wie war sie hierher gekommen?
Sie erinnerte sich nicht mehr daran. Das letzte was sie noch wusste...? Finya überlegte.
Sie war zu ihrem Herren gegangen, um ihn bei dessen Mittagessen zu bedienen. Dann hatte er von ihr trinken wollen. Nein, er hatte von ihr getrunken. Aber was war danach gewesen? Sie wusste noch, dass sie ganz entspannt gewesen war, als er sie gebissen hatte, doch dann war auf einmal alles dunkel geworden.
Finya seufzte leise. Darüber konnte sie sich morgen Gedanken machen. Jetzt wollte sie einfach nur schlafen. Sie war immer noch so müde und erschöpft. Finya drehte sich auf die andere Seite, und schloss die Augen. Doch nun kam noch ein anderes Gefühl dazu. Hunger. Unsäglicher Hunger. Solchen Hunger, der schon körperlich weh tat. Wann hatte sie eigentlich das letzte Mal richtig gegessen?
Finya drehte sich zurück auf die andere Seite. Trotz ihrer Müdigkeit konnte sie nicht mehr einschlafen. Der Hunger war einfach zu groß. Es mussten mehrere Tage gewesen sein, dass sie nicht vernünftig gegessen hatte. Langsam setzte sie sich auf. Konnte sie es wagen, einfach aufzustehen und sich in der Küche etwas zu essen zu suchen?
Je länger sie überlegte, desto größer wurde ihr Hunger. Sie musste unbedingt etwas essen. Ihr blieb keine andere Wahl. Ruckartig stand sie auf und ging in Richtung Türe, nur, um es sofort zu bereuen. Bereits nach den ersten Schritten versagten ihre Beine den Dienst und sie stürzte zu Boden. Finya versuchte noch, sich an einem Stuhl fest zu halten, doch dieser kippte um und sie fiel gemeinsam mit ihm polternd zu Boden. Reflexartig schloss sie die Augen. Als sie sie gleich darauf wieder öffnete, stand ein Schatten vor ihr. Finya entfuhr ein spitzer Schrei und sie wich panisch zurück. Der Schatten rührte sich nicht, doch sie spürte die Augen, die auf ihr ruhten. Langsam bewegte sich der Schatten schließlich. Im nächsten Moment wurde der Raum vom warmen Kerzenschein einer Lampe erhellt. Finyas Augen wurden groß, als sie erkannte, wer der Schatten war. Hektisch kniete sie sich hin und senkte den Blick. Vor ihr stand ihr Herr, König Aaron. Sie schwankte und spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Ihr Kopf, alles um sie herum, schien wie in Watte gepackt. Sie hörte die Stimme ihres Herren wie aus weiter Ferne, verstand aber nicht, was dieser sagte. In ihren Ohren hörte sie nur noch ein gleichmäßiges Rauschen. Im gleichen Augenblick, in dem sie drohte, erneut das Bewusstsein zu verlieren, spürte sie starke Hände, die sie an den Armen griffen, hochhoben und zurück auf das Bett legten.
Kaum, dass sie lag, beruhigte sich ihr Atem und die Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück.
Auf einmal beugte sich König Aaron über sie. Mit einer Hand stützte er ihren Kopf, mit der anderen hielt er ihr einen Becher Wasser an die Lippen. Gierig trank Finya das kühle Nass. Erst, als der Becher leer war, ließ Aaron seine Sklavin langsam zurück sinken. „Besser?" hakte er nach. Finya nickte schwach. „Danke, Herr. Und...verzeiht..." Aaron runzelte die Stirn. „Ich...wollte Euch...nicht wecken..."
Aaron seufzte. „DAS ist wohl gerade das geringste Problem. Warum bist du aufgestanden?"
Finya schluckte. Es war wohl doch die falsche Entscheidung gewesen, die sie getroffen hatte. Betreten senkte sie die Lider. „Es...tut mir Leid, Herr, ich wusste nicht...." Aaron unterdrückte ein Seufzen. „Du hast nichts falsch gemacht, meine kleine Sklavin. Ich möchte einfach nur wissen, warum du aufgestanden bist."
„Ich..." Finya zögerte. „Ich hatte...Hunger..." erklärte sie dann leise. Ihr Herr nickte leicht, als ob er das bereits vermutet hatte. „Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?" Finya runzelte die Stirn. „Ich...glaube, heute morgen."
„Und....WAS hast du gegessen?" „Einen Apfel, Herr?" Finya verstand nicht, worauf ihr Herr hinaus wollte.
Sie zuckte zusammen, als Aaron leise fluchte. „Ich sollte wohl eher fragen: Wann hast du das letzte Mal etwas RICHTIGES gegessen?" Erneut schien Finya nachzudenken, dieses Mal deutlich länger. „Als...Ihr mich...gefüttert...habt, Herr?"
Erneut stieß Aaron einen Fluch in einer fremden Sprache aus. Im nächsten Moment war er verschwunden. Finya drückte sich tiefer in die Kissen. Was hatte sie falsch gemacht?
Nur Sekunden später wurde der Wohnraum von Lampen erhellt und kurz darauf stand Aaron wieder neben ihr. Finya blickte ihn unsicher an und versuchte, sich aufzurichten. „Bleib liegen." befahl Aaron sofort streng. „Es ist alles in Ordnung, Finya. Ich habe mich nur darum gekümmert, dass du etwas vernünftiges zu Essen bekommst." fuhr er sanfter fort.
Einige Minuten später klopfte es und ein Sklave brachte ein Tablett herein. Aaron half Finya, sich aufzusetzen. „Iss..." forderte er sie auf und Finya begann gierig zu essen. Erst, als der Teller bis auf den letzten Bissen geleert war, ließ sie sich erschöpft, aber nun immerhin mit mehr Farbe im Gesicht, zurück sinken. „Danke, Herr."
Aaron schüttelte nur leicht den Kopf. „Nicht dafür, Finya. Nicht dafür."
Eine Weile musterte er schweigend seine Sklavin. „Und jetzt erkläre mir, Finya, warum du seit fast einer Woche nichts gegessen hast." er hob leicht die Hand, als Finya antworten wollte. „Und damit meine ich VERNÜNFTIGES Essen. Die paar Häppchen, die ich dir gegeben habe, gehen ja wohl kaum als Mahlzeit durch."
Finya schloss für einen Moment die Augen. Nun, da ihr Hunger gestillt war, spürte sie die Müdigkeit und Erschöpfung noch stärker als zuvor. Sie fühlte sich immer noch wie erschlagen. „Es...war einfach keine Zeit, Herr. Ich habe es einfach...vergessen." erklärte sie dann.
Der König seufzte. „Finya. Die Strafe sollte dazu dienen, dass du mir gehorchst und dich meinem Willen beugst. Was habe ich von einer Sklavin, die sich unter der Strafe beinahe zu Tode hungert und dann bewusstlos wird, kaum, dass ich anfange, von ihr zu trinken? Ich werde auch mit Lucien reden. Ich hatte dich unter seine Aufsicht gestellt. Er hätte darauf achten müssen, dass du bei Kräften bleibst." Finya nickte langsam, hatte aber inzwischen Mühe, die Augen offen zu halten. „Schlaf jetzt. Wir reden morgen weiter." Aaron stand auf, ging zur Türe und drehte sich noch einmal um. „Und auch wenn es eigentlich selbstverständlich ist...du wirst morgen NICHT in der Küche arbeiten."

Finya 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt