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Als Gregori sich wenig später erneut in raschem Ritt der Burg näherte, erwartete Aaron ihn bereits , flankiert von Eric und Ivar,  am Burgtor. Noch bevor das Pferd zum Stehen gekommen war, glitt Gregori bereits von dessen Rücken.
Simon eilte auf ihn zu, nahm ihm das Pferd ab und führte es am Halfter in den Stall.
Eilig trat Gregori auf seinen König zu und verneigte sich.
„Sie haben den Jarl gefunden, Hoheit." informierte er ihn sofort. „Sie sind auf dem Weg hierher. Zusammen mit dem Gefolge des Jarl."
Aaron nickte erleichtert und wandte sich dann zu Finya um, die neben Andrej in der Eingangshalle stand. „Geh zu Rebecca und Taro. Sie sollen Zimmer vorbereiten. Für den Jarl und seinen Kommandanten bei uns im dritten Stock und weitere..." sein Blick ging fragend zu Gregori. „9" Aaron nickte. „...weitere 9 Zimmer im zweiten Stock."
„Soll ich ihnen beim Richten der Zimmer helfen, damit alles rechtzeitig fertig ist, Herr?"
„Ja, Finya. Das wäre wohl besser."
Kurz wandte er sich an Andrej. „Du wirst die ganze Zeit bei ihr bleiben." erklärte er streng.
Andrej verneigte sich leicht. „Natürlich, Hoheit."
Dann wandte er sich an Finya. „Komm. Ich denke, die beiden sind gerade in der Küche."

Später am Abend hatten sich alle an der großen Tafel im Salon zum Abendessen eingefunden.
Leicht angespannt saß Aaron auf seinem Platz. Arvid und Kjell hatten ihn zuvor über die Gepflogenheiten ihrer Kultur informiert, doch diese missfielen ihm zum Teil sichtlich. Als guter Gastgeber - und erst recht, da er auf die Hilfe des Jarl angewiesen war - würde er jedoch auf diese eingehen müssen.
Zu seiner Linken saß Jarl Kari, zu seiner Rechten Dimitri. Die restlichen Mitglieder der Garde und Karis Begleitung hatten sich entlang der Tafel verteilt, wobei  Eetu an der Seite seines Herrschers Platz genommen hatte.
Schließlich öffnete sich die Türe zum Salon und Finya, Rebecca, Taro und zwei weitere Sklaven betraten den Raum.
Finya ging zwischen ihrem Herren und Kari auf die Knie. Heute würde es ihre Aufgabe sein, nur die beiden Herrscher zu bedienen.
Taro und Rebecca gingen auf der Seite der Garde auf die Knie, um diese zu bedienen, wobei Rebecca immer wieder ängstliche Blicke zu den nordischen, furchteinflößenden Kriegern warf. Die beiden anderen Sklaven knieten sich zur Begleitung des Jarl.

Schließlich trugen die Sklaven den ersten Gang auf und das Abendessen begann.
Vor dem zweiten Gang blickte der Jarl hinunter zu Finya, die Stolz an der Seite ihres Herren kniete. Ihr Kopf war erhoben, der Blick selbst jedoch gesenkt. Ein Kompromiss, den ihr Herr ihr aufgetragen hatte, um seinen Gast nicht zu kompromittieren.
„...und das ist, wie ich annehme, die Sklavin, die zu meinem Auffinden beigetragen hat?"
Sofort wanderte Aaron's Hand besitzergreifend auf Finyas Kopf. Dann nickte er jedoch. „Ja. Das ist Finya, meine persönliche Sklavin."
Obwohl Finya der Blick des Jarl sichtlich unangenehm war, rührte sie sich nicht und blieb ruhig knien.
Kari nickte anerkennend.
Drei Stunden und etliche Diskussionen zwischen den beiden Herrschern später neigte sich das Abendessen endlich dem Ende. Die ganze Zeit über war Finya hochkonzentriert gewesen. Unter keinen Umständen wollte sie ihren Herren vor dem fremden Herrscher durch eine Unachtsamkeit blamieren.
Doch dementsprechend müde und erschöpft war sie nun. Gleichzeitig wusste sie jedoch, dass der Abend noch lange nicht vorbei war.
In ihrer Annahme wurde sie bestätigt, als Aaron sein Besteck zur Seite legte und sich an Kari wandte. „Ich würde vorschlagen, dass wir alles weitere in der Bibliothek besprechen.
„Sehr gerne." Kari neigte zustimmend den Kopf.
Nachdenklich blickte Aaron auf seine Sklavin. Er sah deutlich, wie müde sie war, doch er konnte und wollte auf ihre Dienste bei dieser Besprechung nicht verzichten. Was er jedoch konnte, war, ihr eine kurze Pause zu gönnen.
„Geh in die Küche und iss etwas, Finya. Danach komm zu uns in die Bibliothek und bring das Übliche mit."
„Vielen Dank, Herr."
Auf ein Nicken Aaron's hin erhob sie sich und verließ den Salon.

Aaron saß mit übereinander geschlagenen Beinen in seinem Sessel. Schräg neben ihm hatte Kari Platz genommen und sich entspannt zurück gelehnt. „Eure Sklavin ist wirklich außerordentlich." setzte er an. Aaron lächelte stolz. „Ja. Finya ist wirklich etwas besonderes und mir treu ergeben."
„Das merkt man. Ich kenne nur wenige Sklaven, die ein ganzes Abendessen lang derart aufmerksam bleiben. Meist ist es Angst, die sie dazu treibt. Allerdings habe ich nicht das Gefühl, dass Eure Sklavin Euch fürchtet."
Aaron schmunzelte. „Da habt Ihr Recht, Jarl.
Anfangs war das anders. Da hat Finya mich sehr gefürchtet. Ihre Angst ist aber einem tief gehenden Respekt gewichen. Jetzt fürchtet sie eher, meine Gunst zu verlieren."
Eine Weile lehnten sich beide Männer schweigend zurück, während Aaron überlegte, wie er am besten das Thema anschneiden konnte.
„Ihr wollt also meinen Bruder ausschalten, ihn aber nicht selber töten." ergriff Kari unvermittelt das Wort.
Aaron lachte freudlos auf. „Nicht ganz. Ich würde ihn liebend gerne eigenhändig töten, aber die Diplomatie verbietet es mir. Es käme zu Recht zu Aufständen. Hier kommt Ihr ins Spiel. Als Bruder Aegirs und legitimer Herrscher hättet Ihr jedes Recht, Euren Bruder zu töten. Und das wird vermutlich nötig sein. Ich glaube nicht, dass er eine Verbannung akzeptieren würde."
Kari wurde einer Antwort enthoben, als es an der Tür klopfte. Kurz darauf schob Finya einen Servierwagen in den Raum. Einige Schritte vor Aaron blieb sie stehen und sank auf die Knie.
Aaron nickte ihr zu. „Welchen Wein hast du mitgebracht?"
Finya erhob sich, griff nach der Flasche und hielt sie Aaron so entgegen, dass er das Etikett lesen konnte. Lange hatte sie überlegt, welchen Wein sie mitbringen sollte und sich schließlich für einen leichten Dessertwein aus Aarons persönlichem Vorrat entschieden.
Überrascht hob Aaron die Augenbraue, als er sah, woher die Flasche stammte, nickte Finya dann aber anerkennend zu. „Eine interessante Wahl, Finya. Aber sehr passend."
Er streckte seine Hand aus und Finya reichte ihm den Korkenzieher.
Kurz darauf gab Aaron seiner Sklavin die geöffnete Flasche zurück und Finya füllte sie in den Dekanter um.
Gespannt beobachtete Kari, wie natürlich und selbstverständlich Finya ihren Herren bediente.
„Du kannst die Kelche gleich füllen."
Mit einem kaum wahrnehmbaren Zeichen wies er sie an, Jarl Kari den ersten Kelch zu reichen.
Leicht zögernd trat Finya auf den Jarl zu und verharrte kurz. Dann sank sie vor dem fremden Herrscher auf die Knie und reichte ihm mit gesenktem Kopf den Kelch.
Erstaunt nahm Kari den Kelch entgegen.
Wohlwollend nickte er ihr zu. „Danke, Sklavin."
Sprach er sie an, jedoch wirkte diese Anrede in keinster Weise abwertend.
Wenig später kniete Finya mit einer Schale vor sich zwischen den beiden Männern.
Kari wurde immer faszinierter, als Finya schon bei den kleinsten Zeichen auf ihren Herren reagierte und selbst ihn ohne zu zögern bediente. Gleichzeitig strahlte sie dabei einen Stolz aus, den er bisher bei nur wenigen Sklaven gesehen hatte. Diesen Stolz verlor sie nicht einmal, wenn sie von ihrem Herren gefüttert wurde. „Andere Herrscher pflegen ihre Sklaven so zu demütigen um sie an ihre Stellung zu erinnern." kommentierte er erstaunt Aaron's Tun. „Finya hat gelernt, dass ich sie auf diese Weise sowohl demütigen, als auch belohnen kann. Meist macht es mir aber einfach Spaß, ihr diverse Leckereien zuzustecken." erklärte Aaron.
Kari ließ sich erneut von Finya die Schale reichen. Kaum, dass sie seine Finger, wenn auch zaghaft, gereinigt hatte, beugte er sich auf einmal etwas zu Aaron vor.
Seine Augen funkelten leicht rot.
„Ich weiß, es ist in Eurer Kultur nicht üblich, König Aaron, doch Eure Sklavin riecht so verführerisch, dass ich wirklich gerne von ihr kosten würde." wandte er sich einer Bitte gleich an Aaron.
Sofort spannte dieser sich an. Seine Hand wanderte besitzergreifend auf Finyas Schulter, die ebenfalls schluckte. Aaron unterdrückte ein Knurren. Fast schon schmerzhaft krallten sich seine Finger in Finyas Schulter und er lockerte seinen Griff erst, als er merkte, wie seine Sklavin sich unter seinem Griff verspannte.
Nun war der Moment gekommen, den er gefürchtet hatte, seit Arvid und Kjell ihn darauf vorbereitet hatten. Und noch immer wusste er nicht, wie er reagieren sollte. „Ich würde natürlich nicht an ihrem Hals, sondern an ihrem Handgelenk trinken..." sicherte Kari zu.
Aaron presste angespannt die Lippen zusammen. Enttäuscht lehnte sich Kari zurück. „Schade. Auch wenn ich Eure Entscheidung nachvollziehen kann."
Langsam hob Finya den Blick und sah ihren Herren an. Aaron sah ihr tief in die Augen und Finya lächelte sacht.
Kurz darauf atmete er tief durch und nickte. „In Ordnung. Für dieses eine Mal werde ich Euch gestatten, von meiner Sklavin zu trinken."
Er nickte Finya zu. Diese löste das breite Goldband von ihrem Handgelenk, drehte sich Kari zu und reckte ihm ihren Arm entgegen.
Sanft und kühl schlossen sich Karis Finger um Finyas Arm und zogen ihn näher zu sich heran.
Dicht beugte er sich über ihr Handgelenk. Er lächelte unsichtbar, als Finya absolut still hielt und sich sogar kaum verspannte.
Abrupt richtete er sich plötzlich wieder auf und ließ Finyas  Arm los.
Freundlich lächelte er sowohl Aaron, als auch Finya an. „Das ist alles, was ich wissen wollte." erklärte er. „Ich werde natürlich NICHT von Eurer Sklavin trinken. Ich bin hier Gast und werde mich daher Euren Gepflogenheiten anpassen. Ich wollte lediglich wissen, ob Ihr nur von mir Hilfe einfordert ohne Gegenleistung zu bieten. Es ehrt Euch, dass Ihr auch bereit seid, einen für Euch wertvollen Besitz mit mir zu teilen."
Aaron atmete für den Moment erleichtert auf, sah aber dann seine Sklavin nachdenklich an. Eigentlich müsste er im Gegenzug darauf bestehen, dass Kari von Finya trank. Er wusste, dass Finya sogar bereit dazu war, das zu ertragen. Doch noch bevor er das Wort an Kari richten konnte, sah Finya ihn bittend an.
„Jarl Kari" wandte er sich an sein Gegenüber. „Mir scheint, Finya möchte Euch etwas sagen." stellte er die unausgesprochene Frage, ob dieser bereit war, seine Sklavin anzuhören.
Kari nickte. „Sie möge sprechen."
Finya drehte sich erneut Kari zu und senkte demütig den Kopf. „Es wäre meinem Herren eine Ehre, wenn Ihr von mir trinken würdet, Herr." erklärte sie ruhig. „Und auch mir wäre es eine Ehre, wenn Ihr mein bescheidenes Geschenk annehmen und von mir trinken würdet."
Mit diesen Worten reckte Finya dem Jarl erneut ihren Arm entgegen.
Überrascht ergriff er ihr Handgelenk und blickte Aaron fragend an. Als dieser nickte, wandte er sich wieder an Finya. „Steh auf, Sklavin, und sieh mich an."
Finya erhob sich und sah den Jarl ruhig an, der ebenfalls aufgestanden war. „Dein Angebot ehrt Dich, junge Sklavin. Dein Herr kann stolz auf dich sein."
Dann zog er Finyas Arm zu sich. Er biss so sanft in ihr Handgelenk, dass sie kaum etwas spürte, und begann zu trinken. Bereits nach wenigen Schlucken löste er sich wieder und verschloss sorgfältig die Wunde. Finya war die ganze Zeit ruhig stehen geblieben und hatte sich nicht einmal angespannt, als Kari zugebissen hatte.
Noch hielt Kari Finyas Arm fest. Sacht schob er ihren Ärmel zurück und strich mit dem Finger über die Tätowierung, die er durch das Kleid hatte durchscheinen sehen. „Das scheint mir doch Arvids Handschrift zu sein...?"
Aaron schmunzelte. „Ja. Das ist Arvids Werk. Nachdem mich Finya tagelang angebettelt  hat, dem zuzustimmen.Sie wollte mein Zeichen auf diese Weise tragen, denn wie Ihr gesehen habt, kann sie ihre Bänder und Ketten selber lösen,"
Kopfschüttelnd ließ Kari Finyas Arm los, die sogleich wieder auf die Knie sank.
„Ihr seid um Eure Sklavin zu beneiden. Sie ist Euch wirklich treu ergeben. So etwas habe ich bisher nur selten erlebt."
Jarl Kari nahm wieder Platz und lehnte sich entspannt zurück. „Dann lasst uns nun besprechen, wie wir meinem Bruder einen... angemessenen Empfang bereiten können."
Auch Aaron lehnte sich zurück und begann, wie so oft, durch Finyas Haare zu fahren. Diese genoss diese Berührung zwar sichtlich, wurde dadurch aber nur noch müder.
Erst spät in der Nacht kehrte Aaron mit Finya in seine Gemächer zurück.
Finya war inzwischen zum Umfallen müde. Immer wieder hatten ihre Augen in der Bibliothek gedroht, zuzufallen und immer wieder hatte sie sie krampfhaft wieder geöffnet.
„Ich weiß, du bist müde, Finya, aber setz dich trotzdem noch kurz zu mir." Er wies auf einen der Sessel und wartete, bis Finya sich gesetzt hatte, bevor er ihr gegenüber Platz nahm.
„Ich möchte dir danken, Finya." lächelte er sie an. „Dass der Jarl mir hilft, ist auch dein Verdienst. Es hat ihn sehr beeindruckt, dass du dich ihm angeboten hast."
Finya lächelte sacht. „Es war mir eine Ehre, Hoheit."
„Geh jetzt schlafen, Finya. Die nächsten Tage werden anstrengend werden."
Dankend nickte Finya ihm zu und ging in ihre Kammer. Bereits wenige Minuten später hörte er an ihren gleichmäßigen Atemzügen, dass Finya bereits eingeschlafen war. 

Finya 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt