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Eine halbe Stunde später klopfte Tarik erneut an die Türe seines Königs. Wieder führte Finya ihn in das Arbeitszimmer ihres Herren und ging neben diesem auf die Knie.
„Du hast Neuigkeiten?" gespannt blickte Aaron Tarik entgegen.
„Ja Hoheit." erwiderte dieser sogleich. „Wir konnten drei Pferde ausmachen. Es scheint, als ob auf einem der Pferde zwei Reiter sitzen, das lässt sich jedoch noch nicht genau sagen."
„Also vier Personen..." kurz blitzte Hoffnung in Aarons Augen auf.
„Da gibt es noch etwas, Hoheit..." Tarik's Stimme wurde deutlich ernster. Sofort wurde auch Aaron ernst. „Ja?"
Hinter dieser kleinen Gruppe ist eine deutlich größere Gruppe am Horizont aufgetaucht. Sie scheint der ersten Gruppe zu folgen..."
Die linke Stuhllehne von Aarons Stuhl begann verdächtig zu knirschen und zerbarst kurz darauf, als er seine Faust darum ballte. Herzhaft begann er in der Sprache der Vampire zu fluchen.
„Dimitri. Ruf die Garde zusammen. Nimm dir noch ein paar Wachen mit und reitet der kleineren Gruppe entgegen."
Dimitri blickte Aaron ruhig an. „Mit Verlaub, Hoheit. Unsere vorrangige Aufgabe ist es, EUCH zu schützen. Ich würde vorschlagen, dass nur ein Teil der Garde mich begleitet und der Rest mit Eric bei Euch bleibt."
Mit sichtlichem Unwillen erwiderte Aaron den Blick seines Hauptmanns. Schließlich nickte er jedoch. „Einverstanden. Eric, Andrej und Ivar bleiben bei mir, Gregori wird dich begleiten. Ich will, dass du noch mindestens sieben Wachen mitnimmst und sofort aufbrichst."
„In Ordnung, Hoheit." Dimitri verneigte sich, nickte Finya knapp zu und war einen Augenblick später verschwunden.
Keine zehn Minuten später waren Dimitri, Gregori und sieben reguläre Wachen bereit zum Aufbruch. Die Pferde waren ungesattelt und ungezäumt. Dennoch hatten die Vampire einen sicheren Sitz, als sie auf ihren Pferden aus dem Tor preschten und einer Stampede gleich mit Dimitri an der Spitze Richtung Norden ritten.
Bereits wenige Minuten später gab Dimitri das Zeichen zum Stoppen, als er in der Ferne drei Pferde ausmachen konnte, die sich ihnen in raschem Ritt näherten. Tarik hatte mit seiner Vermutung richtig gelegen, denn das Linke Pferd trug zwei Reiter. Konzentriert und auch etwas angespannt sah er den Reitern entgegen.
Die Wachen hatten unter der Führung von Gregori inzwischen einen weiten Halbkreis gebildet und beobachteten ebenfalls konzentriert die Reiter, die sich ihnen näherten, ihr Tempo jedoch deutlich gedrosselt hatten.
Im nächsten Moment entspannte sich Dimitri, schlug seinem Pferd die Fersen in die Flanken und ritt den Reitern entgegen. Noch in vollem Ritt sprang er vom Pferd. Der rechte Reiter und einer der Reiter auf dem Linken Pferd taten es ihm gleich.
Freudig fielen sie sich in die Arme, während die beiden Anderen langsam abstiegen.
„Ihr seid zurück..." wandte sich Dimitri sichtlich erleichtert an Arvid und Kjell. „Und..."
Dimitri stockte und sah seine Freunde fragend an. Arvid nickte. „Wir haben ihn gefunden..."
Dimitri sank auf sein Knie. „Jarl Kari." grüßte er den Mann respektvoll. „Wir hatten die Hoffnung schon aufgegeben, Euch zu finden."
Freundlich lachend trat Kari zu Dimitri. „Steht auf, Freund meiner Freunde. Ohne Euren Ogun hättet Ihr das auch nicht. Wenn Euer König ihn nicht will, werde ich ihn gerne in meinen Dienst nehmen,"
Wie am Vorabend bei Jonas zog er ihn nach oben und drückte ihm kräftig die Hand.
Gregori war inzwischen ebenfalls dazu getreten und hatte das Knie vor dem fremden Herrscher gebeugt. „Jarl Kari, es ist mir eine Ehre, Euch zu treffen." Kari nickte ihm zu und grüßte ihn ebenso mit einem festen Händedruck.
Dimitri wurde auf einmal ernst. „Jarl... wir sollten weg von hier. Ihr werdet verfolgt."
Kari stutzte. Dann lachte er leise. „Das werden wohl meine Männer sein. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie so nah hinter uns sind." Er wandte sich um und stieß einen lauten Ruf aus, der einen Falken imitierte. Kurz darauf erklang aus der Ferne ebenfalls der Ruf eines Falken. Zufrieden nickte der Jarl. „Sie sind es."
Prüfend ließ Dimitri seinen Blick durch die Umgebung gleiten. „Wir sollten dennoch vorsichtig sein, Jarl."
Er hob die Hand und machte ein kreisförmiges Zeichen. Sogleich setzten seine Wachen sich in Bewegung und bildeten einen Kreis um die Männer.
Dimitri wirkte für den Moment zufrieden und ging auf Jonas zu, der etwas verloren abseits stand und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Gute Arbeit, Jonas." nickte er ihm freundlich zu. Jonas schüttelte nur leicht den Kopf. „Ich habe den Hinterhalt, den die Männer des Jarl uns gestellt hatten, nicht bemerkt. Hätte sich nicht alles aufgelöst, hätte ich uns alle in Gefahr gebracht."
Fragend sah Dimitri zu seinen Kameraden, doch Jarl Kari trat bereits verschmitzt lachend auf die beiden zu. „Ich sagte Euch bereits, dass es keine Schande ist, Schattenkrieger nicht zu sehen." wandte er sich an Jonas und klopfte ihm beinahe väterlich auf die Schulter.
Dimitri schmunzelte. „Ich sehe schon, es gibt viel zu erzählen."
Sein Blick wanderte in die Ferne. „Eure Männer werden gleich da sein, Jarl."
Sogleich blickten alle in die Richtung der Reiter. Diese begannen gerade, sich aufzugliedern und die Truppe um Dimitri zu umrunden. Langsam näherten sich die Reiter, die Waffen bereits gezogen und bereit, jeden Moment anzugreifen.
Kari hob die Hand und rief einige Befehle in einer fremden Sprache.
Der Anführer steckte seine Waffe weg, stieg ab und ging auf seinen Jarl zu. Respektvoll grüßte er ihn und musterte ihn prüfend. Erst, als er kurz darauf seinen Leuten zunickte, steckten auch diese ihre Waffen weg und stiegen ab.
„Hatte ich nicht gesagt, ihr sollt mir mit Abstand folgen, Eetu?"
Karis Stimme klang zwar tadelnd, aber nicht wirklich verärgert.
„Das haben wir, Jarl. Wir haben uns von den Dorfbewohnern die Pferde geliehen und sind Euch erst dann in sicherem Abstand gefolgt.
Arvids Blick legte sich fragend auf seinen früheren Dienstherren.
„Wir leben mit den Dörfern in der Umgebung der Höhlen in Frieden. Sie wissen, was wir sind und wir helfen uns gegenseitig. Sie geben uns freiwillig regelmäßig ihr Blut, im Gegenzug sorgen wir für ihren Schutz oder helfen bei Krankheiten und Verletzungen."
Dimitri schmunzelte. „Mir scheint, die perfekte Symbiose."
„Das ist es." bestätigte Eetu und trat neben Dimitri.
„Wir sollten langsam an den Aufbruch denken..." mahnte Gregori.
Dimitri nickte nachdenklich. „Das wäre vermutlich sinnvoller. Tarik beobachtet zwar alles von der Burg aus und wird bereits gemeldet haben, dass hier alles friedlich ist, aber sicher ist sicher. Reite du voraus und melde unsere Ankunft. Dann können auch gleich Zimmer gerichtet werden."
Kurz ließ Gregori seinen Blick zählend durch die Reihen gleiten und nickte dann zufrieden.
„Jarl..." verneigte er sich zum Abschied von Kari und machte sich auf den Weg. 

Finya 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt