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Eine Stunde später lehnte der Jarl sich kopfschüttelnd zurück. „Und Ihr habt mich wirklich nur aufgrund der Idee einer einfachen Sklavin gefunden. „Finya ist ganz bestimmt nicht eine einfache Sklavin, Jarl. Sie ist etwas besonderes. Aber ja. Ohne sie hätten wir Euch nicht gefunden." widersprach Kjell.
Kari schüttelte noch immer ungläubig den Kopf. „Sie scheint nicht nur Eurem König wirklich treu ergeben zu sein, sie scheint auch bei Euch einen guten Stand zu haben."
Arvid neigte bestätigend den Kopf. „Sie ist ihm treu ergeben. Treuer als so manche Wache. Durch ihr Verhalten hat sie sich sogar den Respekt der ganzen Garde verdient."
„Werdet Ihr uns helfen, Jarl Kari?"
Kari nickte. „Es wird Zeit, dass ich meinen Bruder zur Rechenschaft ziehe. Außerdem möchte ich gerne einmal diese Finya kennen lernen. Bei Morgengrauen können wir aufbrechen. Bis dahin solltet Ihr Euch etwas erholen. Die letzte Zeit kamt ihr nicht wirklich dazu." grinste er jungenhaft. „Ich bin sicher, dass bereits Schlafplätze für Euch gerichtet wurden."
Kurz vor Sonnenaufgang standen Jonas, Arvid und Kjell nach einer zwar kurzen, aber erholsamen Nacht auf.
Als sie in die Eingangshöhle traten, wartete dort bereits Kari, der mit dem Wortführer von gestern  diskutierte. „Nein Eetu. Ich werde vorerst alleine gehen und dabei bleibe ich." bestimmte er. „Kjell und Arvid sind gute Männer, die ausreichend für meinen Schutz sorgen können. Und Ihr Begleiter Jonas scheint loyal, wird sie also unterstützen."
Kurz sah Kari auf und grüßte seine Gäste.
„Du wirst uns mit den anderen mit etwas Abstand folgen."
Eetu verneigte sich. „Zu Befehl, Jarl." bestätigte er, wirkte aber nicht wirklich glücklich.
Kari führte Jonas, Arvid und Kjell aus den Höhlen hinaus und zu einer versteckten Felsformation, wo seine Männer die Pferde untergebracht hatten. Jonas überließ sein Pferd dem Jarl und saß hinter Kjell auf.
In schnellem Ritt machten sie sich auf den Weg zur Burg.

Hoch oben auf der Burg standen Aaron und Dimitri. Gemeinsam suchten sie den Horizont ab. Obwohl es noch hell war, stand der bald volle Mond bereits am Himmel.
Aaron seufzte. „Ich hoffe, sie kommen bald zurück. Ich hätte wenigstens die drei gerne an meiner Seite, wenn Aegir kommt, wenn sie den Jarl schon nicht finden..."
Dimitri legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Das wissen Arvid und Kjell. Sie werden rechtzeitig zurück sein.
Ein letztes Mal ließ Aaron den Blick über den Horizont gleiten, bevor er sich seufzend abwandte und seinen Aussichtsplatz verließ.
Im Inneren der Burg warteten Finya und Gregori auf ihn. Finya sah ihren Herren hoffnungsvoll an, doch dieser schüttelte nur den Kopf.
„Komm Finya, es ist spät..." wandte er sich müde an seine Sklavin während er Dimitri und Gregori dankend zunickte, sie so für den Abend entließ.
In der Wohnung angekommen nahm er auf einem seiner Sessel Platz. Sogleich ging Finya neben ihm auf die Knie.
Aaron seufzte. „Finya...du weißt, dass du hier in diesen Räumen nicht knien musst." wandte er sich an die junge Frau.
„Ich weiß, Herr. Aber..." nur kurz verharrte sie, bevor sie lächelnd fortfuhr. „Aber gerade gefällt es mir, so neben Euch zu knien." fuhr sie dann lächelnd fort, verwendete damit genau die Formulierung, die Aaron schon selbst so oft verwendet hatte.
„Meine kleine Sklavin..." fast schon liebevoll blickte Aaron auf Finya hinab, doch die Entspannung, die er sonst in ihrer Nähe empfand, wollte sich noch nicht so recht einstellen.
Sanft lehnte Finya sich an das Bein ihres Herren, der nun doch Lächeln musste.
Seine Hand legte sich wie so oft auf ihren Kopf und er begann, ihr durch das Haar zu streichen.
Finya lächelte. Sie verstand es selbst nicht, warum sie diese Nähe zu ihrem Herren so genoss, doch für den Moment erlaubte sie sich einfach, zu entspannen. Der Tag war anstrengend gewesen, denn ihr Herr war von seinem Vorhaben nicht abgerückt. Fast täglich ließ er sie mit einem aus der Garde trainieren, die nun noch intensiver mit ihr übten, sich zu verteidigen. Jetzt, an der Seite ihres Herren, kam Finya selbst zur Ruhe und merkte, wie erschöpft sie war.
Ohne weiter darüber nachzudenken, legte sie ihren Kopf auf Aaron's Beine.
Sichtlich überrascht sog Aaron die Luft ein.
Sofort straffte sich Finyas Körper. Als sie sich jedoch wieder aufrichten wollte, strich Aaron ihr sanft über die Wange. „Bleib, meine kleine Sklavin. Es gefällt mir."
Lächelnd und entspannt lehnte er sich in seinem Sessel zurück und kraulte Finya weiterhin den Kopf.
„Wie schaffst du es nur immer wieder, dass ich bei dir Entspannung finden kann..."

Erst spät am nächsten Morgen wachte Finya in ihrem Bett auf.
Aaron hatte sie am Vorabend dorthin getragen, nachdem sie, den Kopf auf seinen Schoß gebettet, an seiner Seite eingeschlafen war.
Noch lange war er in dieser Nacht neben ihrem Bett an ihrer Seite sitzen geblieben und genoss die Ruhe und Entspannung, die er durch ihre pure Anwesenheit empfand.  Noch früh genug würde er sich dem Alltag wieder stellen müssen.

Als Finya ihre Kammer am späten Vormittag verließ, saß Aaron bereits in seinem Arbeitszimmer. Ihm gegenüber saß Dimitri. Beide waren über Pläne gebeugt und diskutierten leise. Da die Türe offen stand, betrat Finya das Büro. „Guten Morgen, Aaron, guten Morgen Dimitri." grüßte sie die beiden Männer respektvoll und trat an Aaron's Seite.
„Guten Morgen, meine kleine Sklavin." erwiderte Aaron den Gruß. „Guten Morgen, Finya" grüßte auch Dimitri lächelnd.
Finya wollte sich neben ihren Herren knien, doch er hielt sie auf und schickte sie frühstücken.
Kurz darauf kehrte Finya zurück und Aaron zog sie zu sich auf die Lehne seines Stuhls.
„Momentan sieht es nicht danach aus, als ob Arvid, Kjell und Jonas den Jarl noch rechtzeitig finden. Ich wüsste dich immer noch am liebsten in Sicherheit bei meinem Bruder..." er hob die Hand, hielt Finya so von einem Einwand ab. „Gleichzeitig möchte ich deine Gesellschaft jedoch nicht missen. Sollte die Situation jedoch eskalieren, wirst du mit Andrej gehen und er wird versuchen, dich vor Aegir zu verbergen." fuhr er streng fort. Finya erkannte deutlich, dass ihr Herr in dieser Situation keinen Widerspruch duldete und neigte ergeben den Kopf.
Zufrieden über Finyas Reaktion beugte sich Aaron erneut über die Pläne und besprach mit Dimitri, wie sie die Burg am besten verteidigen konnten.
Es ging bereits auf Mittag zu, als es stürmisch an der Türe klopfte.
Aaron nickte Finya zu. Sie stand auf und öffnete.  Vor ihr stand eine Wache mit gehetztem Gesichtsausdruck.
Dennoch nahm er sich die Zeit, Finya freundlich zuzunicken.
„Ich muss den König sprechen, Finya. Es ist dringend." erklärte er sein Anliegen.
Im gleichen Augenblick hörte sie Aarons Stimme. „Wer ist es, Finya?"
Finya wandte sich um. „Eine Wache ist hier, Herr, und möchte Euch sprechen. Er meint, es sei dringend."
In seinem Arbeitszimmer spannte sich Aaron merklich an. „Bring ihn her."
Finya ließ den Mann eintreten und führte ihn in das Arbeitszimmer. Sie selbst trat an Aarons Seite und kniete sich neben ihn.
„Ah...du bist es, Tarik. Was gibt es?" grüßte er den  Mann.
„Einige Reiter nähern sich der Burg, Hoheit. Noch können wir nicht erkennen, wer und wie viele es sind. In etwa zwei Stunde sollten sie das Schloss erreichen."
Aaron's Hände krampften sich um seine Lehne.
„Es kann eigentlich noch nicht Aegir sein. Dazu ist es zu früh..."
„Es sei denn, er hat seine Pläne geändert, nachdem seine Spione nicht zurück gekehrt sind..." warf Dimitri ein. "Und David hätten wir ja wohl kaum zurück schicken können..." ergänzte er leicht sarkastisch.
Aaron schüttelte leicht den Kopf, sah dann zu Finya hinab. „Finya, du hast mich schon oft gut beraten. Was meinst du?"
Finya wandte ihren Blick Aaron zu und überlegte. „Den Zeitpunkt wisst Ihr lediglich von Jaro. David war über den Zeitpunkt nicht eingeweiht."
Dimitri nickte. „Weil Aegir ihm nicht vertraut"
Finya nickte. „Bleibt die Frage, ob er das Risiko eingegangen ist, den beiden Anderen diese Information zu geben..." Nachdenklich senkte Finya den Blick, hob ihn dann wieder. „ICH hätte es nicht getan. Diese Information war für die Spione nicht relevant..."
„Das klingt plausibel, Hoheit." bestätigte Dimitri lächelnd Finyas Worte.
„Ich würde also eher vermuten, dass es entweder Eure Leute sind oder jemand gänzlich Anderes." schloss Finya.
Aaron strich seiner Sklavin stolz über den Kopf, wandte sich dann an Tarik. „Wir gehen also davon aus, dass sich die Reiter in friedlicher Absicht nähern. Dennoch möchte ich sicher gehen. Versetze die Wache in Alarmbereitschaft und beobachte die Reiter weiter. Sobald du weißt, wie viele Reiter es sind, machst du Meldung und nochmals, sobald du erkennst, um wen es sich handelt."
Tarik verneigte sich. „Ich werde mich sofort darum kümmern, Hoheit."

Finya 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt