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Als Finya am nächsten Tag erwachte, fühlte sie sich so erholt, wie schon seit Tagen nicht mehr. Einen Moment lang blieb sie mit geschlossenen Augen auf dem Rücken liegen, als sie auf einmal spürte, wie die Sonne ihr ins Gesicht schien. Erschrocken setzte sie sich auf und blickte aus dem Fenster. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel. Eilig machte sie sich fertig und verließ ihre Kammer.
Die Türe zum Arbeitszimmer ihres Herren stand offen und so sah sie ihn an seinem Schreibtisch sitzen. Er war über eine Mappe gebeugt und studierte deren Inhalt. Als Finya auf die offene Türe zuging, blickte er auf, klappte die Mappe zu und wies ihr, näher zu kommen. „Setz dich." forderte er sie auf und hielt sie so davon ab, vor ihm auf die Knie zu gehen.
Sofort wirkte Finya leicht nervös, folgte aber seinem Befehl. „Geht es dir wieder besser?" Finya nickte. „Ja Herr, danke."
„Gut. Denn ich habe etwas mit dir zu besprechen." Finya schluckte.
Aaron blickte sie eine Weile schweigend an. „Du weißt noch, warum ich dich bestraft habe?" Finya senkte leicht den Kopf. „Ja Herr. Ich habe vor Haruto Euren Befehl missachtet und Euch dadurch blamiert. Und ich hatte kein Vertrauen in Euch, dass Ihr die...Angelegenheit...regeln werdet."  Aaron nickte zufrieden. „Hast du deine Lektion gelernt?" Finya hob den Blick und sah ihren Herren offen an. „Ja, Herr, das habe ich."
„Gut. Dann erlasse ich dir die zwei restlichen Tage deiner Strafe. Du wirst ab sofort wieder in meinem persönlichen Dienst stehen." „Ich danke Euch, Herr." erwiderte Finya erleichtert und verneigte sich respektvoll und glücklich.
Aaron wollte gerade weiter sprechen, als er von einem Klopfen an der Türe unterbrochen wurde.
Leicht verstimmt, bat er seinen Gast herein, entspannte sich aber, als er Gregori sah. „Was gibt es?"
„Es geht um Haruto. Ich sollte mich doch melden, wenn er weit genug genesen ist, dass wir ihn an den Imperator schicken können..." Aaron nickte nur, sah Gregori aber fragend an, als dieser inne hielt. „Mit seiner Genesung ist allerdings auch sein loses Mundwerk zurück gekommen."
Aaron knurrte leicht. „Dann ist es wohl an der Zeit, ihn an ein paar Dinge zu erinnern..." Sein Blick wanderte zu Gregori. „Lass ihn in die Folterkammer schaffen. Ich kümmere mich gleich um ihn."
Er wartete, bis Gregori den Raum verlassen hatte, bevor er sich wieder Finya zuwandte. „Ich will, dass du mich zu Haruto begleitest. Wirst du es dieses Mal schaffen, dich zu benehmen?" fragte er streng. „Ja, Herr. Ich werde gehorsam sein."
„Du wirst ruhig bleiben, egal, was er sagt?" Finya verharrte kurz. „Ich werde mein Bestes geben, Herr. Mehr kann ich Euch jedoch nicht versprechen." erwiderte sie dann aufrichtig, was Aaron lächeln ließ. „Du wirst immer einen Schritt hinter mir stehen bleiben. Auf die Knie gehst du nur, wenn ich es ausdrücklich von dir fordere." Finya nickte. „Gut. Dann komm."
Gemeinsam mit Finya machte er sich auf den Weg in die Kellerräume, ließ sich dabei jedoch Zeit. Vor der Türe blieb er stehen und musterte seine Sklavin, die sichtlich nervös wirkte. „Wenn du der Meinung bist, es nicht zu schaffen, sag es jetzt und ich lasse dich hier draußen." wandte er sich streng an sie. Finya schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Als sie sie wieder öffnete, wirkte sie deutlich entspannter. „Ich werde es schaffen, Herr."
Aaron nickte zufrieden. „Dann komm." Er öffnete die Türe und betrat den Raum, wo Haruto bereits wieder in der Mitte des Raumes angekettet war. Finya folgte ihrem Herren und blieb  aufgerichtet einen Schritt hinter ihm stehen.
Obwohl Harutos Körper noch immer von verkrusteten Wunden übersäht war, hatte sein Blick wieder einen gehässigen Ausdruck angenommen.
„Na schaust du auch mal wieder vorbei?" wandte er sich mit einem Grinsen an König Aaron. „Und dein Schoßhündchen hast du ja auch wieder dabei. Richtig süß, wie brav sie dir folgt."Aaron hob skeptisch eine Augenbraue, während er abschätzend auf seinen Gefangenen schaute. „Willst du mich jetzt wieder schlagen? Etwas anderes kannst du ja wohl nicht." „Nun...du legst es ja gerade zu darauf an, geschlagen zu werden. Und glaub mir, es gibt weitaus schlimmeres als diese Schläge."
Gregori, der hinter Haruto stand, schüttelte über Haruto ungläubig den Kopf. Aaron gab ihm einen Wink, woraufhin dieser nach einer der Peitschen griff und sie Aaron reichte.
Für einen kurzen Augenblick weiteten sich Harutos Pupillen. Aaron ließ die Peitsche einmal durch die Luft schnalzen, hob sie dann zum ersten Schlag. Haruto zuckte bereits jetzt zusammen und verkrampfte, doch gleichzeitig begann er zu grinsen und ließ seinen Blick zu Finya wandern. „Nimmst du dir dein kleines Schoßhündchen eigentlich auch mit ins Bett? Ich hab es immer sehr genossen, wenn sie mir derart zu Diensten war." Haruto hatte kaum zu Ende gesprochen, als die Peitsche bereits auf seinen Rücken herunter sauste. „Hüte deine Zunge, sonst lasse ich sie dir herausschneiden."
Haruto schrie auf, als die Peitsche in traf. Gleich darauf lachte er jedoch hämisch, gleichzeitig jedoch verzweifelt. „Du solltest es einmal versuchen. Ein paar Schläge reichen, um sie willig zu machen. Und dann ist sie richtig gut."
Finya ballte die Fäuste. Sie musste den Impuls unterdrücken, auf Haruto los zu gehen. Eine erneute Strafe hätte sie billigend in Kauf genommen, doch sie hatte ihrem Herren ihr Wort gegeben.
Erneut sauste die Peitsche auf Haruto herab. „Hüte. Deine. Zunge." sprach Aaron ihn zum zweiten Mal scharf an, wobei jedes Wort von einem erneuten Schlag begleitet wurde. Haruto lachte wie irre. Es schien, als ob er es darauf anlegte, zu Tode geprügelt zu werden.
„Wärmt sie dir wenigstens dein Bett? Es gibt nichts schöneres, als einen unwilligen Frauenkörper neben sich zu haben und sich mit ihm zu vergnügen. Finyas Schreie, wenn ich sie zu mir ins Bett geholt habe, waren einfach herrlich. Oder binde sie hier an. Es ist fast noch besser einen von Schlägen geschundenen Körper zu benutzen."
Finyas Fäuste ballten sich noch mehr. Ihr ganzer Körper verkrampfte, in dem Bemühen, nicht auf Haruto loszugehen. „Och wie süß. Da würde jemand wohl gerne auf mich losgehen. Hat dich dein feiner Herr aber gut erzogen."
Aarons Augen blitzen rot auf. „Genug."  Er schmiss die Peitsche weg, ging auf Haruto zu und packte ihn am Hals.
Immer fester drückte seine Hand Harutos Kehle zu, bevor er ihn plötzlich los ließ. Keuchend und röchelnd hing Haruto nun in seinen Ketten.
„Ich hatte dich gewarnt." sprach Aaron betont ruhig, aber gleichzeitig eiskalt. „Gregori! Sag Yorick, er soll die Esse hier anheizen und hol mir Ivar her. Im gleichen Augenblick war Gregori bereits verschwunden.  Haruto wurde blass.
Erst jetzt wandte Aaron sich an Finya, die inzwischen vor Anspannung und Wut zitterte. Abschätzend sah er sie an, wurde aber von Yorick unterbrochen, der mit einem Eimer glühender Kohlen den Raum betrat und direkt begann, die Esse anzuheizen. Kurz nach ihm kam Gregori mit Ivar zurück.
Gemeinsam gingen sie auf Haruto zu und lösten seine Fesseln. Panisch begann er, sich zu wehren, versuchte, sich los zu reißen, doch gegen Gregori und Ivar hatte er nicht die Spur einer Chance.
Sie zerrten ihn zu einer hölzernen Liege und schnallten ihn dort sicher fest. Selbst der Kopf wurde mit einem Riemen in Position gehalten. Über einen Seilzug richteten sie Haruto schließlich auf, sodass er sich in einer beinahe senkrechten Position befand. „Aber Herr..." begann Haruto nun zu wimmern. „Das war doch alles nicht so gemeint. Ich habe doch nur Spaß gemacht."
Aarons Blick lag kalt auf ihm. „Das hättest du dir vorher überlegen sollen. Ich hatte dich gewarnt. Du bist zu weit gegangen."
Er nickte Ivar zu, der Haruto nun gewaltsam ein Gestell zwischen die Zähne schob und dann begann, an zwei Schrauben zu drehen, so dass sein Kiefer unerbittlich auseinander gedrückt wurde.
Yorick hatte unterdessen eine eiserne Schere in die Esse gelegt um diese aufzuheizen.
Haruto, unfähig auch nur einen Finger zu rühren, wimmerte und schrie in Panik.
König Aaron drehte sich zu Finya um, die alles beobachtet hatte. Sie war merklich blass und angespannt und doch schien sie nicht wirklich Mitleid mit Haruto zu haben. Ihr ganzer Körper wirkte verkrampft in dem Bemühen, den Raum nicht fluchtartig zu verlassen.
Aaron ging noch einen Schritt auf Finya zu. „Ich möchte, dass du zurück in meine Gemächer gehst und dort auf mich wartest, Finya. Du wirst auf direktem Weg dorthin gehen. Verstanden?" Finya verneigte sich. „Ja Herr." bestätigte sie.  Nach einem letzten hasserfüllten Blick auf Haruto verließ sie den Kerker.
Kaum, dass die Türe sich hinter ihr geschlossen hatte, begann sie zu rennen. Hinter sich hörte sie Haruto vor Angst schreien.
Finya rannte noch schneller. Jeglicher klare Gedanke war verloren. Sie rannte ohne nachzudenken. Sie rannte, ohne zu merken, wohin sie lief.
Gerade passierte sie die Eingangshalle der Burg, als ein markerschütternder, beinahe unmenschlicher Schrei durch die Gemäuer der Burg hallte, der gar nicht mehr aufzuhören schien.
Finya rannte weiter, wurde noch schneller. Sie merkte nicht einmal, dass sie die Burg verlassen hatte und auf den Wald zulief. Erst, als die Bäume bereits ihre Schatten auf die Wiese warfen, wurde sie langsamer.
Schließlich sank sie wie in Trance an den Stamm eines Baumes gelehnt auf den Boden.
Ihre Augen waren weit geöffnet, blickten aber starr ins Nichts. .
Erneut stand sie in dem Keller, der sie auch in ihren Träumen verfolgte. Es war der Keller ihres  Elternhauses, in dem sie gänzlich nackt stand. Wie so oft waren ihre Hände mit Ketten gefesselt und nach oben an die Decke gezogen, sodass sie mit den Füßen kaum den Boden berührte. Sie konnte die Schmerzen, das Brennen in ihrem Körper spüren. Und sie spürte das Blut, das warm ihren Körper hinablief. Deutlich konnte sie das Zischen der Peitsche in der Luft hören, bevor diese ein neues Ziel auf ihrem Rücken fand. Dann herrschte Ruhe, jedoch nur für einen kurzen Augenblick.
Finya spürte, wie sich ein Körper von hinten gegen sie drängte. Sie roch den nach Schweiß und billigem Fusel riechenden Mann, spürte seinen heißen Atem an ihrem Hals, als dieser sich dicht zu ihr beugte. Sie musste den Kopf nicht drehen um zu wissen, dass es ihr Stiefvater war. Und sie wusste, was nun geschehen würde. Zu oft hatte sie es schon erlebt. Sie sollte eigentlich wissen, dass ihre Gegenwehr es nur schlimmer machte, es nur unnötig und die Länge zog.
„Wirst du jetzt brav sein...?" flüsterte er ihr ins Ohr, während seine eine Hand  bedeutungsvoll über ihren nackten Bauch strich, die andere auf ihrer Schulter ruhte.
Finya schrie. Sie zitterte am ganzen Leib. Auf ihrem Körper hatte sich ein Schweißfilm gebildet.

Finya 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt