•Grün•

1.3K 62 0
                                    

Als Kina aus dem Aufzug aus der Garage ausstieg, hörte sie schon laute Musik aus dem grossen Aufenthalsraum dröhnen. Genervt verdrehte sie ihre Augen, eigentlich wollte sie nur nach Hause gehen.
Sie trat in den Raum ein, die stickige Luft und der Geruch von verschütteten Bier schlug ihr entgegen. Adrians roter Kopf wippte lachend in der Menge, die hauptsächlich aus Männern bestand. Als Adrian sie erkannte winkte er ihr wild zu sich.
„Kina, wo bist du denn gewesen? Wir haben dich alle vermisst!", lallte er in ihr Ohr und legte seinen Arm um sie. Verwirrt sag sie Adrian an und schob den Arm von sich, hielt aber seine Hand um ihn nach draussen ziehen zu können. „Ich glaube du hattest heute schon genug.", stellte die fest. „Genug Spass auf jeden Fall!" lachte der betrunkene Adrian, der kaum noch gerade stehen konnte. Kina griff sich den Gartenschlauch, der an der Wand hing. Sie schraubte den Hahn auf und richtete den Schlauch auf Adrians Gesicht. Das kalte Wasser klatschte Adrian ins Gesicht, der sich verdattert um seine eigene Achse drehte. „Adrian!" rief Kina laut. Er schüttelte kurz den Kopf und stellte sich aufrecht hin. Sein betrunkener Blick und die lallende Sprache war schlagartig verschwunden. Kina stellte den Wasserhahn wieder ab und hängte den Wasserschlauch wieder auf.
„Denkst du, das ist gerade ein passender Zeitpunkt für eine Party?", fragte sie ihn wütend und zeigte auf die grölende Menge, welche im Aufenthaltsraum wild umhersprang. Glücklicherweise konnte sie weder Finn noch Jacob sehen. Der Beta senkte seinen Kopf. „Ich schicke alle Heim." „Na endlich wirst du vernünftig und erfüllst deine Pflicht, Beta.", stichelte Kina und folgte ihm in den stickigen Raum.
Während Adrian sich zu der Musikanlage durchkämpfte, fiel Kinas Blick auf Alpha Elis.
Eine braunhaarige Frau hatte ihre Arme um seinen Hals gelegt und küsste seinen Hals. Dabei hatte er die Hände an ihren unteren Rücken abgelegt, die Augen verschlossen und den Kopf in den Nacken gelegt.
Kina blickte wieder zu Adrian, der es immer noch nicht geschafft hatte, die Party zu beenden. Wut stieg in ihr auf, sie ballte ihre Hände zu Fäusten und ihre Nähel bohrten sich in ihre Handinnenflächen. Sie drehte sich wieder zur Terassentüre und öffnete diese. Ein starker Wind kam ihr entgegen und wehte in den Raum. Ein letztes Mal blickte sie auf die feiernde Meute zurück und verhakte sich im leuchtenden Blick von Alpha Elis, aus dem sie sich nicht lösen konnte. Sie hielt die Luft an, viel zu lange schaute sie dem Alpha schon in die Augen, er könnte dies als Respektlosigkeit aufgreifen.
Erst als sie jemand von hinten durch die geöffnete Türe und auf Terasse schubste, konnte sie den Blick unterbrechen und wieder atmen.
Wütend rannte Kina nach Hause uns riss die Türe zu ihrem kleinen Haus auf, welches nah am Waldrannt stand.
Jacob sass in der Küche und sah sie verwundert an, stellte aber keine Frage. Sie pollterte die Treppe nach oben und warf sich auf ihr Bett.

Zwei Stunden später wälzte sich Kina noch immer in ihrem Bett, fand aber keinen Schlaf. Die grünen, gefährlich leuchtenden Aufen gingen ihr nicht aus dem Kopf. Sie gab sich in dem Kampf um ihren Schlaf geschlagen und ging nach unten in die Küche. Jacob sass noch immer an der Kücheninsel und blätterte in einem Buch, fast so, als hätte er auf Kina gewartet und gewusst, dass sie nicht einschlafen würde.
„Ja okay, frag jetzt.", murrte Kina.
„Endlich.", lachte er kurz auf. „Also, was hat dich so aufgeregt?".

Kina fasste kurz zusammen, was sie mit Adam besprochen hatte und auch, was Marisa ihr versucht hatte klarzumachen, sie aber immer noch nicht verstand.
Jacob atmete tief aus und sah ihr in die Augen, er griff ihre Hände und hielt sie fest. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie während ihrer gesamten Schilderung an ihren Nägeln geknabbert hatte. „Marisa hat gesagt, du stehst das durch. Das glaube ich auch, egal was da auf uns zu kommt, ich bin an deiner Seite und gehe den Weg mit dir zusammen." Um seinen Worten noch mehr Bedeutung noch mehr Kraft zu verleihen, drückte er ihre Hände, die immer noch in seinen ruhten. „Ist das wirklich alles, was dich so wütend macht?" fragte er sie. „Oder möchtest du über den Rest nicht reden?" Kina nickte den Kopf langsam, Jacob verstand und wechselte das Thema: „Möchtest du im Wohnzimmer schlafen?", fragte er sie, als er auf die Uhr blickte und diese bereits 2:30 Uhr zeigte. Jacob wusste, wie schwer es Kina oftmals fiel, nach einem nervenaufreibenden Tag einzuschlafen. Kina nickte.
Sie löschten das Licht im Wohnzimmer und holten die dicken Bettdecken aus ihren Zimmern. Kina zündete eine Duftkerze im Wohnzimmer an und kippte das grosse Fenster, welches den Blick auf den Wald freigab. Die nächtlichen Waldgeräusche wurden durch einen kühlen Wind in das Zimmer getragen. Jacob und Kina legten sich je auf eine Couch und kuschelten sich in die Bettdecken.
„Hast du Angst?", fragte Jacob sie leise und startte dabei an die Decke. „Nicht wirklich. Eher das Gefühl, dsss etwas nicht stimmt.", entgegnete ihm Kina. „Wenn du Angst bekommst, dann ist der richtige Zeitpunkt, das Rudel zu verlassen. Dann sollten wir das Angebot von Adam wahrnehmen. Ich folge dir überall hin, Kina, auch ohne deinen Vater und Bruder.".
„Ich weiss Jacob. Ich weiss aber nicht, ob ich ohne Finn gehen könnte und ob ich das Rudel im Stich lassen könnte."
„Ich habe einfach Angst, dass du in einen Kampf hereingezogen wirst, der nicht deiner ist." gab Jacob zu und blieb danach stumm.

„Gute Nacht Jacob." sagte Kina nach einigen Minuten des Gedankensturms in ihrem Kopf. „Gute Nacht Kina." antworte Jacob leise.

Am nächsten Morgen erwacht Kina früh, mit dem Gefühl beobachtet zu werden. Jacob atmete langsam und regte sich nicht. Seine Augen waren verschlossen. Sie blickte zum Fenster und auf den Waldrand. Dort erblickte sie den grossen schwarzen Wolf, der sich gestern vor ihr Auto geworfen hatte.
Seine grünen Augen musterten sie interessiert. Er trat aus dem Schatten eines Baumes hervor und ging einige Schritte auf das Haus zu.
Kina hielt die Luft an und beobachtete, wie sich bei jedem Schritt des Wolfs dessen Muskeln anspannten. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, sie schluckte trocken. Nur noch die Fensterscheibe trennte sie von dem riesigen Wolf.
Er war so nah, dass die Scheibe beschlug. Die grünen Augen bohrten sich in ihre, sie konnte den Blick nicht abwenden und war wie hypnotisiert.
Grün.

Alphablut - Legends of AlikanteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt