•Krieg•

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Krieg.
Kina erstarrte. „Wie meinst du das, Blutmond will Krieg?" fragte sie Adam verwirrt.
„Seit einiger Zeit gibt es Gerüchte. Die einen sagen, es gibt ein Rudel, welches eine neue Ornung schaffen will. Schwarzkralle. Die anderen sagen, Blutmond möchte sein Territorium vergrössern. Oder auch beides.", sagte er schulterzuckend. „Jedenfalls sind angeblich schon einige kleinere Rudel in die Hände von Blutmond gefallen, es gibt aber keine offizielle Bestätigung."
„Warum sollte Blutmond denn einen Krieg wollen? Um das Territorium zu vergrössern? Es erstreckt sich doch bereits über den ganzen Kontinent?"
„Naja, das Land im Norden ist schwierig zu unterhalten. Es ist karg, im Winter liegt viel und lange Schnee, die Tage sind kurz. Der Boden bleibt bis in den Frühsommer gefroren. Es kann sein, da sie jetzt ein so grosses Rudel sind, dass ihnen die Ressourcen ausgehen." vermutete Adam.
„Der Boden, hier an der Westküste ist fruchtbar. Uns trennen hunderte Kilometer Niemandsland und dann Neumond und Halbmond von ihrem Territorium. Sie könnten das Niemandsland für sich beanspruchen und die anderen zwei Rudel schon überrannt haben." führte Kina den Gedanken fort. „Und was meint Alikante dazu? Eine neue Ordnung schaffen, das geht doch gegen die Regeln des obersten Rat." „Alikante mischt sich nicht in Streitigkeiten zwischen den nördlichen Rudeln ein. Das ist zu weit entfernt von ihnen, als das es Konsequenzen für die heilige Stadt hätte." fasste Adam zusammen und fuhr mit seinem Finger die Grenzlinie des Sternenrudels auf der Karte entlang. „Aber jetzt, wo Blutmond angedroht hat, nach Alikante zu wollen, würde sie das doch interessieren?" „Ja aber Vollmond wäre somit das Rudel, das sich von Blutmond überrennen lies und den Weg nach Alikante öffnete." erwiederte Adam. „Das Niemandsland zu beanspruchen ist einfach. Aber ein ganzes Rudel zu stürzen und zu übernehmen, das ist schwer. Und Blutmond ist schon unter euch. Ihr habt euch in eine verdammt schwierige Lage gebracht."

„Weisst du, ich frage mich wirklich, warum sie in den Süden kommen und warum ausgerechnet zu euch. Die hätten auch über die Ostküste gehen können.", sagte Adam und faltete die Hände über seiner Brust. „Naja, es sieht so aus, als hätten sie im Mitternachtsrudel einen Verbündeten gefunden." Adam knurre.

„Ich werde drei meiner Leute in den Norden schicken. Wir müssen unbedingt herausfinden, was da vor sich geht" meinte Adam.
„Danke Adam." „Nichts zu danken Kina. Wenn Vollmond in die Hand von Blutmond fallen sollte, sind wir nur unweit davon entfernt, dass uns das gleiche Schicksal wiedefährt.", sagte Adam. Schweigend sassen sie sich gegenüber.

„Kina, wenn unsere Vermutung wahr wird, wenn der Krieg kommt. Ich will, dass du weisst, du, Finn, Magnus und Jacob, ihr seid alle jederzeit willkommen im Halbschattenrudel, wir haben immer ein Plätzchen für euch. Sie sind jetzt in eurem Rudel, sie könnten euch innerhalb von Stunden stürzen. Finn und Magnus und dann du, ihr seid die ersten, deren Köpfe rollen werden. Es ist gefährlich bei euch." , warnte Adam sie. Die Warnung liess Kina schlucken.

Sie lächelte traurig, mit der Gewissheit, dass weder Finn noch ihr Vater ihr Rudel im Stich lassen würde, geschweige denn sich einem anderen Alpha zu unterwerfen. Und ohne Finn würde sie nirgendwo hingehen. „Du weisst ja wie sie sind.", antwortete Kina und
stieg langsam die Treppen hinunter.

War das Blutmondrudel wirklich hier, um einen Krieg anzufangen? Wollte Blutmond sie tatsächlich stürzen? Oder waren sie nur auf der Durchreise?

Marisa summte in der Küche, während sie das Geschirr abwusch. Kina klopfte an der angelehnt Türe und Marisa wirbelte herum. „Ach Kindchen, du darfst mich doch nicht erschrecken!", sagte sie erschrocken und fasste sich an die Brust.
Kina griff nach dem Paket mir dem Apfelkuchen für Finn und ihren Vater. Marisa trat näher zu ihr und legte ihr ihre Hand an die Wange. „Wenn du so nachdenklich bist, siehst du genauso aus wie deine Mutter.", sagte sie traurig. Diesen Vergleich hatte sie schon einige Male gehört. Allerdings nur, wenn sie traurig oder bedrückt war. Es war der Ausdruck in ihren Augen und die Sorgenfalten, die sich auf ihrer Stirn bildeten, hatte ihr Vater ihr ein Mal gesagt und dann liebevoll die Sorgenfalten weggestrichen.

„Es kommen schwere Zeiten auf dich zu, Kindchen. Aber du wirst das durchstehen.", Marisa wiegte ihren Kopf hin und her und summte die Melodie weiter. „Meinst du den Krieg?" fragte Kina schnell nach und liess Marisa so in ihrer Bewegung inne halten. „Nicht den Krieg , den du meinst, Kindchen. Du musst auf euch aufpassen, damit ihr das überlebt. Ihr zwei, ihr könnt das überstehen." sprach sie langsam, mit glasigen Augen.

„Wie meinst du das Marisa? Welcher Krieg? Auf wen muss ich aufpassen?" fragte Kina erneut, verwirrter als zuvor.
Marisa lächelte sie an, klopfte ihre Hände an der Kochschürze ab und sagte: „So, auf mit dir nach Hause. Ich möchte nicht, dass du alleine bei Dunkelheit durch diese Wälder fährst. Dunkle Gestalten lauern darin." betonte sie den letzten Satz bedrohlich. Damit war das Thema für sie beendet und Kina ging verwirrt zu ihrem Auto.

Diesmal stellte sie das Radio nicht an, ihre Gedanken waren schon laut genug. Als sie die Rudelgrenze vom Halbschatten nach Vollmond überquerte hörte sie einen Wolf lauf aufheulen. Die hellen Scheinwerfer bahnten sich den Weg durch die beginnwnde Nacht.
Plötzlich sprang ein Tier auf die Strasse, Kina drückte die Bremse kräftig und kam mit quietschenden Reifen auf der Strasse zu stehen. Im Scheinwerferlicht sah sie einen grossen, schwarzen Wolf der sie mit seinen grünen Augen musterte. Der Wolf legte seinen Kopf schräg und kam einen Schritt auf das Auto zu. Kina sah dem Wolf gebannt zu, wie er dem Auto immer näher kam. Als er begann die Zähne zu fletschen, drückte Kina reflexartig auf die Hupe. Der Wolf winselte aufgrund des lauten Geräuschs, das sich für Werwolfohren noch viel schlimmer anhörte als für Menschen, und sprang in den Wald.
Kina startete erleichtert den Wagen, nur um dann im Rückspiegel, festzustellen dass die grünen Augen sie verfolgten. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken herunter. Sie blinzelte und die grünen, funkelnden Punkte am Wegrand waren verschwunden.

Alphablut - Legends of AlikanteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt