•Beobachtet•

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Plötzlich klingelte ihr Handy. Rasch wollte sie den Alarm abstellen, Jacob bewegte sich murmelnd auf dem Sofa und zog sich das Kissen über den Kopf. Kina blickte wieder auf die Terasse, doch der Wolf war verschwunden. War er tatsächlich da gewesen?

In der Küche bereitete sie Kaffee für Jacob und sich vor, vor ihnen lag ein langer Tag mit vielen Besprechungen. Sie blickte verschlafen aus dem Fenster. Im Hintergrund war das grosse Rudelhaus zu sehen und durch ihr Blickfeld fegte ein grosser schwarzer Wolf in Richtung des Rudelhauses. Sie grinste.
Sobald Jacob den Kaffee roch, schlürfte er  in die Küche, griff sich grummig eine der zwei Tassen und setzte sich verschlafen an den Tisch. „Guten Morgen mein Morgenmuffel.", neckte Kina ihn. Jacob zischte nur leise und widmete sich dann seinem Kaffee.

Einige Zeit später schlenderten sie gemeinsam zum Rudelhaus, schon aus der Ferne konnten sie die Verwüstung der gestrigen Nacht deutlich sehen. Im unteren Geschoss waren alle Fenster und Türen aufgerissen, der Müll lag überall verteilt, einige Personen schliefen noch auf der Terasse.
Genervt atmete Kina aus. „Ich hab dir ja gesagt, dass es ausgeartet ist.", meinte sie schulterzuckend als sie versuchte den Alkoholleichen und anderen menschlichen Überresten auszuweichen. Ihr Blick zuckte kurz zu dem Gartenschlauch, der gestern schon Anwendung gefunden hatte und sie drehte sich grinsend zu Jacob. „Wollen wir?" fragte sie ihn.

Sie zogen ihre Jacken aus, krempelten die Arme hoch und schalteten den Gartenschlauch ein. Fauchend und knurrend sprangen die schlafenden Wölfe auf, als sie vom Wasser getroffen wurde. Kina fasste sich an den Bauch, der schon weh tat vom Lachen. Als Finn auf die Terasse trat, um nach dem Rechten zu sehen, richtete Jacob den Schlauch auf sein Gesicht und spritze ihn von Kopf bis Fuss nass. Verdattert schaute Finn um sich, ehe er sich auf Jacob stürzte. Kina riss den Gartenschlauch sicherheitshalber an sich.
Kurze Zeit blickte Kina auf den Gartenschlauch in ihrer Hand, und richtete ihn dann vorsichtig auf die zwei sich wälzenden Wölfen. Finn jaulte erschrocken auf und Jacob verfiel in ein Lachen. „Na warte, dich hol ich noch!" rief Finn laut und rannte auf Kina zu, welche noch immer den Wasserschlauch auf ihn gerichtet hatte. Als er die Treppen zur Veranda hochrannte, liess sie den Schlauch fallen, drehte sich und wollte wegrennen, ehe sie gegen eine harte Brust knallte. Entsetzt suchte sie das dazugehörige Gesicht.

Grün Augen liessen ihren Herzschlag für einen Moment aussetzen. Alpha Elis grinste sie an, seine dunklen Haare waren ordentlich nach hinten gekämmt und sein Bart frisch rasiert.

Er löste seinen Blick von ihr und starrte Finn und Jacob an, die klatschnass hinter ihr standen. „Man könnte meinen hier draussen hätten junge Welpen getollt.", sagte er verächtlich und trat einen Schritt zurück, um Kina von Kopf bis zu Fuss zu begutachten. Er schmunzelte und öffnete Kina die Terassentüre, damit sie eintreten konnte. Als Finn an Alpha Elis vorbei kam, schnaubte dieser nur verächtlich ein „Alpha", was dazu führte, dass Jacob wütend knurrte, ehe Finn ihn nach drinnen zog.

Kina sah kurz zu Alpha Elis auf und sah, dass auf seinem weissen Hemd ihre beiden nassen Handabdrücke deutlich zu erkennen waren. Mit eingezogenem Kopf drückte sich Kina an Alpha Elis vorbei und ging in das Haus hinein.

„Göttin war das peinlich.", jammerte Kina im Bad, neben Jacob und Finn, die gerade dabei waren, ihre nasse Kleidung auszuziehen und gegen trockene zu wechseln. „Der Typ versteht aber auch keinen Spass.", meinte Jacob. „Trotzdem, uns so sehen hätte er trotzdem nicht müssen. Dad wird mir den Kopf abreisen.", maulte Finn. Kina und Jacob nickten: „Das wird er definitiv."
„Naja, vielleicht sollten auch wir ihm den Kopf abreissen, dafür, dass er dem Blutmondrudel erlaubt hat, auf unserem Territorium zu bleiben.", sagte Kina. „Wie meinst du das?", fragte Finn. Jacob erläuterte, was Kina ihm schon in der Nacht, nach ihrer Rückkehr vom Halbschattenrudel, erzählt hatte.

„Und warum haben wir noch nichts von den Schwierigkeiten im Norden und diesem anderen Rudel, wie hiess das nochmal, gehört?" „Schwarzkralle", antwortete Kina. „Ich fühl mich einfach nicht wohl dabei, wenn ich daran denke, dass das Blutmondrudel hier einfach so frei spazieren kann und wer weiss was anzetteln wird.", meinte Jacob und schüttelte den Kopf und stieg kurz unter die Dusche. Sofort beschlug der Spiegel dank dem warmen Dampf.

„Aber einfach so wegschicken können wir sie auch nicht. Meine Hoffnung ist, dass es nur falscher Alarm ist oder dieses Schwarzkrallenrudel darin verwickelt ist und nicht das Blutmondrudel. Sonst haben wir uns wirklich den Feind ins Haus geholt." meinte Finn.

Kina reichet Jacob das Handtuch, als er aus der Dusche stieg und mit Finn den Platz tauschte. Immer darauf bedacht, ihren Blick oben zu halten.

Mittlerweile lehnte sie mit verschränkten Armen gegen die Wand und beobachtete Jacob dabei, wie er versuchte seine Haare föhnte. „Komm, gib her.", forderte sie Jacob auf und nahm ihn den Föhn aus der Hand. Jacob setzte sich auf einen kleinen Hocker und liess sich von Kina die Haare trocknen. Zwischendurch drehte er sich und sag Kina in die Augen, die gleichen Augen, die auch er hatte.
„Deine Mom hat das früher immer für uns gemacht.", stellte er fest und lächelte schwach. „Ich weiss." antwortete Kina in Gedanken versunken.

Alphablut - Legends of AlikanteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt