•Dominanz•

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Elis verfolgte Kina durch den Wald. Der kleinere braune Wolf sprang flink im zwischen den Bäumen hindurch, so dass der schwarze, grössere zeitweise Schwierigkeiten hatte, das Tempo beizubehalten.
Kina verlangsamte ihr Tempo und wartete hächelnd auf Elis, der mit grossen Schritten auf sie zu sprang. Kina sprang freudig auf und ab.

Elis hatte am Morgen den Vorschlag gemacht, statt wieder einen Spaziergang durch den Wald zu machen, gemeinsam als Wölfe laufen zu gehen. Kina hatte zuerst gezögert, doch das Argument, Elis könnte sie besser in seiner Wolfsform spüren, hatte sie schliesslich überzeugt.

Freudig wedelte sie mit ihrem Schwanz, als Elis bei ihr angekommen war. Er kam so nah, dass sie seinen Atem in ihrem Gesicht spüren konnte. Für einen kurzen Moment, als er ihre Schnauze mit seiner Schnauze streifte, blieb die Welt stehen. Das Meeresrauschen in der Ferne, die singenden Vögel um sie herum und der leichte Wind, der durch die Bäume ging, war verstumnt. Sie spürte eine wohlige Wärme in sich aufsteigen und ein kribbelndes Gefühl, dass von ihrer Schnauze aus ging und sich in ihrem gesamten Körper verteilte.
Sie merkte wie Elis Schnauze an ihrem Kopf nach oben glitt. Kina schloss die Augen und genoss den Moment der Zuneigung.

Plötzlich riss sie erschrocken die Augen auf, als sie den Kopf von Elis über sich spürte, der versuchte ihren Kopf nach unten zu drücken.
Wütend knurrend trat sie erst einen Schritt zurück um Elis zu betrachten, ehe sie zähnefletschend auf Elis zuging, der erstaunt zurückwich.

Elis hatte versucht, Kina zu dominieren und zu unterwerfen. In menschlicher Gestalt unterwarfen sich die Wölfe, indem sie auf die Knie sanken und den Kopf nach unten neigten. In Wolfsgestalt passierte dies, indem sie den Kopf und den vorderen Teil ihres Körpers nach unten senkten, damit der stärke Wolf den Kopf auf sie legen kann. Beides ein Zeichen der Unterwerfung.

Noch immer fletschte Kina die Zähne gefährlich, doch Elis schien belustigt und reagierte nicht auf die Drohung.
Kina kam immer näher und hielt ihren Kopf hoch. Sie legten ihren Kopf über Elis Schnauze und versuchte, wie er zuvor, mit dem Gewicht ihres Kopfes seinen Kopf hinunter zu drücken.
Erst als Elis verstand, was Kina versuchte zu tun, reagierte er. Er knurrte laut, was Kina jedoch nicht zurückhielt. Noch immer versuchte sie, seinen Kopf nach unten zu drücken. Wütend lehnte sich Elis nach vorne und schubste Kina so von sich, die einige Meter weiter weg hart auf dem Boden ankam.

Über ihnen hatte ein kalter Regen angefangen, der ihr Fell und den Boden unter ihnen durchnässte. Dreckige Flecken zierten Kinas rechte Körperhälfte, als sie sich aufraffte und zu Elis blickte.

Nun kam auch er zähnefletschend auf Kina zu. Sie bewegten sich synchron, in einem Kreis mit lautem Knurren und Zähnefletschen. Elis grüne Augen funkelten genauso gefährlich wie Kinas graue Augen, die das Unwetter am Hinmel wieder spiegelten.

Keiner von beiden war bereit nachzugeben. Keiner der beiden Alphas war bereit, sich dem anderen zu unterwerfen.
Kina hatte sich noch nie jemanden unterworfen, selbst ihrem Bruder, Finn, ihrem Alpha nicht. Und sie würde sich auch nicht ihrem Mate unterwerfen.

Elis hatte ein gefährliches Spiel der Macht begonnen.
Ruckartig sprang Elis auf Kina zu und schnappte mit seinen Zähnen nach ihrem Körper. Erschrocken und verwirrt wich Kina zurück.
Würde Elis sie tatsächlich verletzen, nur damit sie sich unterwerfen würde?

Kina schüttelte ihr Fell und ging in eine Lauerungsstellung. Sie war nicht bereit, Elis zu verletzen, aber sie würde auch nicht zulassen, dass er ihr weh tat. Sie würde sich verteidigen. Erneut setzte Elis zum Sprung an, dich Kina wich schnell zur Seite. Elis landete hart auf den Boden, raffte sich aber schnell aus der Schlammpfütze, in der er gelandet war, auf.

Kina schüttelte den Kopf, als Zeichen, dass sie das nicht tun müssten. Doch Elis ignorierte sie und setzte immer und immer wieder zum Sprung an. Er war überrascht von Kinas Reaktionsschnelligkeit, die elegant zur Seite wich, wenn er sich auf sie stürzen würde.

Wieder sprang Kina zur Seite, als sie einen reissenden Schmerz in ihrem linken Hinterbein spürte, der sie unsaft zu Boden zog. Elis hatte sich in ihrem Bein verbissen und zog Kina zu sich. Kina jaulte wütend auf und versuchte Elis strampelnd von ihrem Bein zu drücken. Elis zog Kina unter einen Baum, wo sie geschützt vor dem Regen waren.

Er löste seinen Biss und Kina atmete erleichtert durch, als sie den Druck seiner Zähne nicht mehr in ihrem Bein spürte. Elis baute sich vor Kina auf, ihr Blut tropfte aus seinem Maul, welches er genüsslich aufschleckte.
Kina sag erschrocken zu der Wunde an ihrem Bein, aus der immer noch Blut sickerte. Sie versuchte sich aufzurichten, doch der stechende Schmerz in ihrem Bein zwang sie wieder in die Knie.

Elis kam ihr wieder gefährlich nah. Kina knurrte bedrohlich und schnappge vorsichtig in die Luft neben seinen Kopf, um ihn zurück zu halten. Elis legte den Kopf schief, drehte sich um und rannte in den Wald hinein.

Verwirrt und verletzt blieb Kina zurück. Erschöpft sackte sie zusammen und wartete darauf, dass ihre Wunde heilen würde.

Alphablut - Legends of AlikanteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt