•Veränderungen•

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Kina schlich sich aus dem Rudelhaus, um weder von Finn noch von Mitgliedern des Blutmondrudels entdeckt zu werden.
Mit einem unguten Gefühl machte Kina sich langsam auf den Weg zu ihrem kleinen Haus.

Die meisten Wölfe und Menschen des Rudels, die ihren Mate noch nicht gefunden hatten, lebten in dem grossen Rudelhaus oder bei ihren Familien. Als Finn vor zwei Jahren Alpha des Rudels geworden war, ist sie, gemeinsam mit Jacob, in das kleinere Haus schräg hinter dem Alphahaus, ihrem Elternhaus, gezogen und entzog sich so ein bisschen mehr der ständigen Beobachtung des Rudels und deren Gäste. Das Haus lag von allen Häusern am nächsten zum Waldrand. Eine grosse Fensterfassade zeigte zum Wald, aus dem Wohnzimmer hatte man eine atemberaubende Aussicht. Hingegen auf der Seite, die zum Rudelhaus zeigte war lediglich ein kleines Fenster in der Küche, das ein wenig Licht hineinliess. Das Haus war zu ihrer Festung geworden, nicht einsehbar von Rudelhaus her und weit weg vom Rudelalltag.

Sie hoffte inständig, dass das Blutmondrudel bald weiterziehen würde und das Gefühl, ständig beobachtet zu werden mit ihnen. Sie wollte Finn um jeden Preis schützen, auch wenn es bedeutete, dass sie sich zurückziehen und verstecken musste. Schon wieder.

Im Haus angekommen lagen auf dem Sofa zwei grosse Kleidersäcke. In einem war ein schwarzer Anzug für Jacob. Im anderen ein dunkelgrünes Kleid mit einem dramatischen Rückenausschnitt, welches Kina heute Abend beim Rudelfest hätte tragen sollen. Aber sie würde nicht hingehen. 

Gemütlich setzte sie sich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein, sie schlummerte zu einer Sitcom ein, ehe sie am späten Abend schweissgebadet wieder aufwachte. Die grünen Augen verfolgten sie nun in ihren Träumen. „Göttin, was ist nur mit mir los!", rief Kina in den Himmel und warf sich frustriert gegen die Rückenlehne der Couch. Ihr Vater hatte Recht, Alpha Elis spürte etwas, was er nicht spüren dürfte. Es würde das Rudel schwach machen.
Sie stellte fest, dass der zweite Kleidersack fehlte. Jacob war wohl unbemerkt nach Hause gekommen, hatte sich umgezogen und war wieder zurück zum Rudelhaus gegangen, um am Rudelfest teilzunehmen.
Warum hatte er sie nicht geweckt?

Kina fühlte sich einsam. Normalerweise würde sie den Abend mit Jacob oder Finn verbringen, doch diese waren, wenn auch nur fünfhundert Meter entfernt, Welten entfernt. Zwar genoss sie dir Ruhe, doch die Einsamkeit kroch schnell wieder hervor und vernebelte ihren Verstand. Manchmal fragte sie sich, ob Finn jemals verstehen würde, welch grosse Opfer sie für ihn erbrachte.
Sie konnte ihm das nicht übel nehmen, es war eine Bürde, die ihr ihre Eltern auferlegt hatten. Finn würde dies niemals erfahren. Mit diesem Gedanken fühlte sie sich einsam.

Kurz überlegte sie, was sie gegen die Einsamkeit tun sollte und kramte ihr Handy hervor.
Das Freizeichen ertönte drei Mal bevor eine Frauenstimme antwortete. „Kindchen, was gibt's denn um diese Uhrzeit?", fragte Marisa verwundet.
„Ich weiss auch nicht Marisa. Ich wünschte einfach, dass irgendjemand hier bei mir wäre.", antwortete Kina traurig.
„Ach Kina-Kindchen. Was ist denn mit Finn und Jacob, wo sind die zwei Schlitzohren denn?" „Am Rudelfest, aber ich darf nicht hingehen."
„Was hat denn dein Vater schon wieder für Quatschideen. Seine Tochter mag zwar ein Mensch sein, aber gehört immer noch zum Rudel und darf auf das Rudelfest gehen! Ich sollte ihm die Ohren langziehen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe.", schimpfte Marisa durch das Telefon.
„Aber so ist das gar nicht. Es ist wegen dem Blutmondrudel.", entgegnete Kina. „Dad meinte nur, es wäre sicherer, wenn ich mich zurückziehen würde, für den Moment."
„Ach Kina, wenn du willst kannst du zu uns kommen für ein paar Tage. Dann bist du nicht so alleine."
„Danke Marisa, aber ich glaube das ist auch nicht die Lösung. Ausserdem braucht Finn mich hier." „Natürlich braucht er dich!" antworte Marisa in ihrer tiefen, mystischen Stimme.

„Ich glaube, du solltest trotzdem kurz zum Rudelfest gehen. Heute werden sich einige Dinge ändern."
„Wie meinst du das?"
„Also Kindchen, ich muss jetzt ganz schnell wieder in die Küche, sonst verbrennt der Apfelkuchen noch! Ruf mich morgen früh noch mal an, wenn du mich brauchst ider du doch kommen möchtest. Jederzeit! Ich hab dich lieb, Kina.", verabschiedete sich Marisa hastig und schuldigte Kina damit noch eine Antwort. So lieb sie Adams Mutter auch hatte und auch wenn sie zeitweise wie eine Ersatzmutter für die gewesen war, waren es doch solche Momente in denen sie ihre eigene Mutter vermisste, welche ihr den Trost spenden würde.

Verwirrt und immer noch einsam legte sie das Handy neben sich und blickte wieder zum Kleidersack.

Ich glaube, du solltest trotzdem kurz vorbei gehen. Heute werden sich einige Dinge ändern.

Alphablut - Legends of AlikanteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt