Kina griff zu ihrem Handy und wählte die Nummer von Marisa.
«Kindchen! Wie geht es dir?», rief Marisa freudig aus. Sie spürte die Wärme und Mütterlichkeit in ihrer Stimme und musste automatisch lächeln. Nervös knetete sie ihre Hände.
«Marisa, kann ich dir etwas anvertrauen?», fragte Kina leise.
«Natürlich Kindchen.», sie hörte, wie Marisa einige Schritte ging und eine Türe hinter sich schloss. «Also, was gibt's?», fragte Marisa, als sie sich hingesetzt hatte.
Kina biss sich auf ihre Lippe. «Ich habe wohl meinen Mate gefunden.», sagte sie und versuchte möglichst keine Emotion in ihre Worte zu legen. Marisa quietschte erfreut. «Ich wusste es doch! Aber Kindchen, ist das denn keine gute Botschaft?», fragte sie.
Kina kratzte sich an der Wange und überlegte, wie sie ihre nächsten Worte wählen sollte. «Er ist egoistisch, zerstörerisch, gefährlich. Und er erkennt mich nicht.», sagte Kina mit viel Schmerz.
Sie hörte, wie Marisa schlucken musste.
«Kindchen, ich hoffe, dass das nicht die dunkle Wolke ist, die sich über dein Leben gelegt hat. Ihr beide, ihr müsst das durchstehen!», sagte Marisa mystisch.
Kina wusste, Elis war die dunkle Wolke in ihrem Leben.
«Marisa, werde ich sie alle verlieren?», fragte Kina mit Tränen in den Augen, verzweifelt. «Ach Kindchen, manchmal muss man loslassen, um sein Lebensglück zu finden. Vielleicht musst auch du loslassen.»
«Was muss ich loslassen?»
Die Frage war nur, was musste sie loslassen? Oder wen musste sie loslassen? Sie hatte sich selbst vor so langer Zeit losgelassen und verloren. Würde sie sich finden könne? Sich und ihr Lebensglück? Wen musste sie loslassen?«Mhh.», antwortete Marisa. «Ich weiss es nicht Kindchen.», sagte sie, nun wieder mit klarer Stimme. «Ich sehe nur dich. Du bist in einem freien Fall, aber diese dunkle Wolke, sie folgt dir. Und sie wird dich verfolgen, bis du dich befreien kannst.»
Enttäuscht atmete Kina aus. Marisa hatte es zwar gegenüber ihr nie zugegeben, aber sie war eine Seherin oder zumindest hatte sie eine seherische Fähigkeit. Dies war ihr bewusst geworden, nachdem sie den Todestag ihrer Mutter vorhergesagt hatte. Aufhalten, konnten sie es trotzdem nicht.
«Kindchen, du wirst das Durchstehen, das weiss ich. Aber es gibt so viel zu verlieren.»
«Ich weiss, Marisa. Ich weiss.»
Einige Minuten später beendeten sie das Telefonat. Als sie nach unten kam, sass Jacob in der Küche und schaute auf sein Handy. Sie atmete schwer aus, die Tränen bildeten sich wieder in ihren Augen. Sie musste Jacob loslassen.
«Jacob, ich möchte dir und Lilac nicht im Weg stehen.» Jacob schüttelte den Kopf und wollte etwas sagen, doch Lilac gab ihm ein Handzeichen, so dass Jacob den Mund wieder schloss.
«Ich habe gehört, was du ihr gesagt hast, vor ein paar Tagen. Du würdest mich über sie stellen.», sagte Kina und sag Jacob traurig an.
«Jacob, das ist so liebenswert von dir und ich liebe dich dafür. Aber», Kina konnte nicht weiterreden. Ihre Emotionen nahmen ihr das Atmen. Sie konnte sehen, wie sich Jacobs Augen mit Tränen füllten, so wie auch ihre.
«Ihr müsst gehen. Das hier», sie zeigte um sich «Das ist eine tickende Zeitbombe. Du und Lilac, ihr müsst zusammenfinden. Wenn das bedeutet, dass ihr weg gehen müsst, aus dem Vollmondrudel zeitweise oder für immer, dann geht. Ich möchte dich nicht zurückhalten, nicht von deinem Lebensglück. Dazu habe ich kein Recht.» Sie presste die Lippen aufeinander und weinte leise.
Jacob kam mit einem grossen Schritt zu ihr und nahm sie in seine Arme. Er drückte ihr einen Kuss auf den Kopf. «Ich kann nicht, Kina. Ich kann dich nicht verlassen.» Sie spürte, wie seine Tränen auf ihren Kopf tropften. Er ging einen Schritt zurück um sie prüfend zu mustern und zog sie dann wieder in seine Arme.
«Du hast es verdient glücklich zu sein, Jacob. Die ganze Situation mit Vollmond und Blutmond, das wir explodieren. Ich gebe mein Bestes, der Situation gerecht zu werden, aber es entgleitet mir. Und ganz ehrlich, das mit Elis, ich weiss einfach nicht. Ich weiss einfach, dass etwas passieren wird und ich will nicht, dass irgendwer, davon einen Schaden trägt.»
«Ausser dir.», entgegnete Jacob trocken. «Ausser mir.», sagte Kina traurig und schluckte. «Was soll ich sagen, Alphablut.», sagte sie schulterzuckend.
Jacob schmunzelte. «Das erste Mal, dass du dein Alphablut als Entschuldigung benutzt. Ob du es willst oder nicht, Elis färbt auf die ab.»
«Ich will nicht so werden wie er.», meinte Kina erschrocken.
«Du solltest wohl besser auf ihn abfärben.», stellte Jacob fest. Vorsichtig schob er eine Strähne hinter ihr Ohr und blickte ihr in die Augen.
„Du könntest du viel besser werden, wie er.", nuschelte Jacob als er ihren Hände in seine nahm.Kina zuckte mit den Schultern. In der Küche kramte sie in einer Schublade und zog einen Schlüsselbund hervor. Sie legte ihn vor Jacob auf den Tisch. «Geht nach Cape May. Wenigstens für ein paar Tage. Ihr habt euch das verdient.»
Damit verabschiedete sich Kina und ging die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. «Danke, Kina.», hörte sie Jacob sagen. Leise flossen ihre Tränen.
Sie würde sie alle verlieren.
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Alphablut - Legends of Alikante
Hombres LoboElis hat nach der erfolgslosen Suche nach seiner Mate eine andere Frau markiert. Mitten in einem sich anbahnenden Krieg tritt plötzliche Kina, seine vorbestimmte Mate, in sein Leben und alles steht Kopf. Ist die Verbindung zwischen Kina und Elis sta...