•Drohung•

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Drei Tage waren vergangen, seit Kina das letzte Mal ihr Zimmer verlassen hatte.
Jacob und Finn steckten in regelmässigen Abständen ihren Kopf durch die Türe um nach dem Rechten zu sehen und brachten auch Essen, welches Kina nichg anrührte.

Mit verheulten Augen lag sie im Bett und starrte an die Decke. Sie wusste, wenn sie sich für Alpha Elis entscheiden würde, ihn als ihren Mate anzunehmen, würde sie ihr Rudel hintergehen und verraten. Das konnte sie nicht.

Plötzlich klingelte ihr Handy, das in den letzten Tagen keine Ton von sich gegeben hatte. Adam.

Kina nahm den Anruf an, es würde gut tun, mit jemanden ausserhalb des Wahnsinns zu sprechen.
„Was gibt's Adam?", fragte sie mit einer möglichst fröhlichen Stimme.
„Freut mich auch, dich zu hören, Kina.", erwiderte Adam.
„Ich hab doch gesagt, ich melde mich, wenn ich Infos aus dem Norden haben. Wir sind jetzt da."
„Wir?", fragte Kina verwirrt.
„Ja wir, ich und drei Krieger." Kina fragte sich, warum Adam mit den Kriegern mitgegangen war und in diesen unsicheren Zeiten sein Rudel, das Halbschattenrudel, alleine liess.

„Adam was machst DU denn im Norden?"
„Ich weiss nicht, ich wusste einfach, dass ich es mit eigenen Augen sehen musste." Sie hörte die Lüge in seiner Stimme und wie er sich am Kopf kratzte.
„Adam!", ermahnte sie ihn.
„Ja gut, dir kann ich es ja sagen. Ich glaube, meine Mate ist hier.", gestand Adam. Kina musste automatisch lächeln und ihr wurde warm um ihr Herz.
„Adam, ich freue mich für dich!", hauchte sie in das Handy.
„Dank, Kina."

Beide schwiegen.
„Kina, im Niemandsland herrscht das Chaos." sagte Adam nach einiger Zeit. „Ich kann das Ausmass noch nicht einschätzen und wir werden sicher noch bis zum Neumond- und Halbmondrudel gehen müssen. Aber hier, überall sind Leichen und niedergebranntes Land!", sagte Adam traurig. „Ich kann dir noch nicht sagen, wer dafür verantwortlich ist, aber es ist schrecklich! Und nachdem was wir über Alpha Elis wissen und was er an def Ostküste veranstaltet hat, würde ich auf ihn und sein Rudel tippen."

Kina schluckte. „Danke Adam, halte mich bitte auf dem Laufenden."
Hatte Alpha Elis und das Blutmondrudel wirklich diese Gräueltaten zu verantworten? Selbst wenn es sich bei den Leichen um Unwürdige handeln sollte, hatte der Rat vor einiger Zeit angeordnet, die Unwürdigen, die sich im Niemandsland aufhielten, in Frieden leben zu lassen.

Laute Schritte auf der Treppe rissen Kina aus ihren Gedanken. Lilac riss die Türe auf und sah Kina zum ersten Mal seit drei Tagen. „Jacob hat angerufen, du muss ins Rudelhaus kommen, jetzt!" sagte Lilac nachdrücklich. Angst stieg in Kina auf. Was war passiert?

Schwer atmend kam Kina im Rudelhaus an, nachdem sie weder Finn noch Jacob telefonisch erreicht hatte. Als sie die Türe öffnete, hörte sie ein lautes Gebrüll. Alpha Elis. Der Geruch von Blut stieg in ihrer Nase auf, sofort überkam die Übelkeit sie und sie musste sich die Hand vor dem Mund halten. Mit vorsichtigen Schritten ging sie auf den grossen Aufenthaltsraum zu, wo der Geruch und das Gebrüll am grössten war.
War Finn oder Jacob etwas passiert? Jedenfalls bei Finn hätte sie es gespürt.

Als sie durch die Türe trat, schnellte der Blick von Alpha Elis kurz zu ihr. Seine Augen waren grünlich verfärbt mit einem leichten Rotstich. Unwürdig. An seinem Gesicht und seinen Händen klebte eine dunkelrote Flüssigkeit, welche auch sein weisses Hemd mit roten Spritzern versehen hatte. Alpha Elis grinste Kina gefährlich an.

Kina sah erschrocken im Saal umher.
Drei reglose Männer lagen am Boden, blutverschmiert. Sie sah wie Finn in einer Ecke von drei Blutmondkriegern festgehalten wurde. Er strampelte und zappelte in den Armen der Blutmondkrieger, ohne sich befreien zu können.

„Das eines klar ist, das war erst der Anfang! Ich will meine Mate, sie gehört mir!" spuckte Alpha Elis wütend und verliess den Raum. Kina rannte in die Ecke, wo Finn festgehalten wurde.

„Lasst ihn endlich los!" blaffte Kina die Krieger an, die sie lurz verdattert anschauten und dann Finn freigaben. Kina fiel im um die Arme und legte nach einer langen Umarmung eine Hand auf seine Wange.
„Geht es dir gut?" fragte sie ihn sanft. Sie blickte in seine grauen Augen, die besorgt im Raum umher sahen und schliesslich Kina von Kopf bis Fuss musterten. Er nickte. „Und wie geht es dir?" fragte er Kina vorsichtig.

Kina nickte langsam mit dem Kopf, als Zeichen, dass es ihr gut ging.

Ihre Gedanken kreisten um die drei Leichen, die unweit von ihnen entfernt lagen. Plötzlich überkam die Übelkeit sie heftig. Sie löste sich von Finn und rannte auf den nächsten Mülleimer zu und übergab sich darin.

Diese Werwölfe waren wegen ihr gestorben. Wegen ihrer eigenen Angst und Feigheit, sich Alpha Elis zu offenbaren.

Es war ihre Schuld.

Wieder einmal überkamen sie die unglaublichen Schuldgefühle, welche sie seit der Ankunft des Blutmondrudels verfolgten. Sie war unwürdig, unwürdig in diesem Rudel zu leben und Teil einer Gemeinschaft zu sein, deren Existenz sie gefährdete, indem sie sich Alpha Elis nicht zeigte.

Alphablut - Legends of AlikanteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt