•Emotionen•

1.1K 54 0
                                    

Kina wollte sich auf dem Weg nach Hause machen. Sie wusste, sie gehörte nicht auf das Rudelfest und war zumindest von der Hälfte der Gäste nicht willkommen.
Ein letztes Mal blickte sie in den Raum zurück, wo sie Suri allein gelassen hatte.

Falls sie ihren Mate finden sollte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass sie irgendetwas von ihm trennen konnte. Sie wollte die bedingungslose Akzeptanz und den Respekt, der zwischen Mates herrschte erleben. Sie wollte bedingungslos lieben und geliebt werden. Und sie wollte wieder sie selbst sein. Ihren Mate zu finden war wie ein Versprechen, das Rudel mit all den Geheimnissen hinter sich lassen zu können. Sie sehnte sich nach ihrem Mate. Heute mehr denn je zuvor.

Auf dem Weg nach Hause kam sie nicht drum herum, am Rudelhaus vorbeizugehen. Aus der Ferne konnte sie Jacobs blondes Haar sehen, dessen Kopf sich zu seiner Mate gebeugt hatte und ihr etwas ins Ohr flüsterte, das sie kichern liess. Kina freute sich für Jacob, doch ihr Herz schmerzte.
Ihr Blick fiel auf Alpha Elis. Gemeinsam mit der braunhaarigen Frau, Luna Josephine tanzte er Hand in Hand durch den Saal. Ihr blaues Kleid wirbelte, als er sie Pirouette nacv Pirouette tanzen lies. Seine grünen Augen strahlten sie begierig an. An ihrer linken Schulter zierte sich ein grosser Gebissabdruck, der noch frisch erschien, seine Markierung.
Ein Zeichen der Zusammengehörigkeit. Ein ewiges Versprechen, für einander da zu sein.
Kinas Magen zog sich krampfartig zusammen und eine saure Flüssigkeit stieg ihr in den Mund. Sie griff sich an den Oberbauch, unbeobachtet von den betrunkenen Wölfen um sie herum. Sie setzte sich umauf eine der Bänke und versuchte ihr rasendes Herz zu beruhigen.
Dabei konnte sie die Augen von Alpha Elis nicht lösen, der nun aufgehört hatte zu tanzen und mit seinem Mund und seinen Händen den Körper seiner Tanzpartnerin eroberte.
Kina musste würgen.
Alpha Elis begann an der Markierung am Hals zu saugen und Luna Josephine warf ihren Kopf vergnügt in den Nacken.
Als würde wr ihren Blick auf sich spüren können öffnete Alpha Elis seine Augen langsam und startte direkt in ihre, ohne seine Lippen von der Markierung zu lösen.
Kina sprang auf und rannte zum nächsten Mülleimer, um sich darin zu übergeben. Es fühlte sich, als würde jemand ihren Magen wie einen Waschlappen auswrignen. Kine hing stark schwitzend und mit zitternden Beinen über dem Mülleimer, konzentriert darauf, nicht das Bewusstsein zu verlieren.
Einige Wölfe kamen an ihr vorbei und lachten sie aus: „Menschen, die vertragen keinen Alkohol!". Blutmondwöfe. „Das gleiche trifft auf Frauen zu!", gröllte ein zweiter im Vorbeigehen.
Doch Kina hatte keine Kraft mehr, sich zur Wehr zu setzen. Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und entfernte die säuerlichen Überreste. Die Wunde an ihrer Fingerbeere war nicht mehr zu sehen.
Kina fühlte wie die innere Anspannung immer grösser wurde und eine unbändige Hitze in ihr aufstieg. Ihre Finger krallten sich in die kalte Erse und suchten den Kontakt zur Wirklichkeit.

Sterne blitzten vor ihrem Gesichtsfeld auf, ihre Wirklichkeit wurde von einem schwarzen Rahmen umgeben, der sich immer mehr in dem Zentrum ihres Gesichtsfeld drückte. Sie begann stark zu zittern, zog die Beine zu ihrer Brust und umklammerte ihren eigenen Körper, wie sie es schon als Kind immer getan hatte, als sie Angst hatte. Immer, als ein Gewitter am Horizont zusammenbraute, versteckt sie sich mit ihrem Bruder zusammen in einer kleinen Kammer in ihrem Elternhaus. Sie setzten sich nebeneinander und zogen die Beine an der Brust und wiegten sich gemeinsam zu den Geräuschen der Natur. Wie sehr hätte sie sich gewünscht, dass Finn nun bei ihr wäre, und sich, wie damals als sie Kinder waren, gemeinsam mit ihr in die Beruhigung wippte. Mit ihrer letzten Willenskraft klammerte sie sich an die Realität fest, um sich nicht von ihren Emotionen fort tragen zu lassen. Die Wut übermannte und überrannte sie und riss alle Mauern, die sie schützend um sich herum errichtet hatte schlagartig ein. Sie wusste, wenn sie ihrer Wut freien Lauf lassen würde, würde dieses Fest in einer Katastrophe enden.

Jacob tanze gerade mit Lilac wild durch die Menge, als sein Blick durch das Fenster nach draussen an den Rand der Terrasse fiel. Er sah Kina, wie sie klein und zusammengekauert vor einem Mülleimer sass. Alleine, die Leute um sie herum schienen Kina nicht zu bemerken oder bewusst nicht zu beachten. Er wusste, welche Kraft es sie kosten musste, sich in diesem Moment klein zu machen und ihre Emotionen für sich zu behalten.

Schatten tanzen vor ihren Augen, sie hörte wie jemand laut ihren Namen rief.

Jacob löste sich aus Lilacs Griff und rannte mit Panik in den Augen auf die am Boden kauernde Kina zu. „Wo willst du denn hin?" rief Lilac gereizt. Jacob drehte sich kurz zu seiner Mate um, und rannte dann kommentarlos zu Kina. Vorsichtig legte er einen Arm um sie und sah sie besorgt an. Er wusste, wenn er sie jetzt dazu drängen würde mit ihm zu reden und ihnen eine Erklärung zu schulden, würde sich Kina nur weiter von ihr entfernen. Unter den Bösen blicken seine Mate hebt der Kina vorsichtig in seine Arme und trug sie fort von der lauten Musik und den vielen Wölfen, deren neugierige Blick hin und doch auf ihn ruhte. Konnte Lilacs wütenden Blick an seinem Rücken spüren, als sie ihnen Kommentar los zu ihrem kleinen Haus am Rande des Waldes folgte.

Kina liess ihn gewähren und lauschte seinen Herzschlag kann man als er sie nach Hause trug. Die Wärme des Hauses empfangen sie herzlich, als Jacob sie auf dem Sofa absetzte und ihr eine Decke reichte. Im Hintergrund konnte Kina sehen, wie Lilac sie böse anfunkelte. „Es tut mir leid", flüstert sie leise. Lilac nickte nur mit dem Kopf, aber Kina hatte das Gefühl, ein tiefer Riss zwischen ihr und Lilac war in diesem Moment entstanden.

Alphablut - Legends of AlikanteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt