Kapitel 25 - Château le Duc Teil II

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TW: Erpressung

Dannielle ahnte, dass es Tenebros hier nicht länger hielt. All seine Lügen ihr gegenüber waren vergessen, war er doch ihr einziger Vertrauter an diesem fremden Ort.

„Ihr... Ihr wollt fort von hier?" Obwohl sie die Antwort schon kannte, hatte sie die Worte ausgesprochen. Sie wusste, dass er nicht hierher gehörte, was sollte er hier? Sie beneidete ihn um seine Freiheit gehen zu können, wohin er wollte. Die Freiheit zu wählen, nachdem sein Auftrag abgeschlossen war.

Tenebros nickte langsam. Dann nahm er einen kleinen roten Beutel zur Hand und griff hinein, um Dannielle eine goldene Münze in die Hand zu drücken.

„Für den Fall, dass... Ihr Hilfe benötigt", flüsterte er ihr ins Ohr. „Findet mich!" Damit drehte er sich um und verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer.

Dannielle spielte ungeduldig mit der Münze in der Hand und lief im Zimmer auf und ab. Sie hätte nie gedacht, dass es ihr so schwerfallen würde, sich von Tenebros zu verabschieden. Sie musste sich eingestehen, dass sie doch nicht damit gerechnet hatte, dass sich ihre Wege wieder so schnell trennen würden. Unruhig ließ sie sich auf der Fensterbank nieder und beobachtete ein paar Tauben dabei, wie sie sich in den Büschen des Gartens vergnügten, sich gegenseitig neckten und verfolgten. Offenbar erzürnt von den Avancen des anderen, schwang sich einer der Vögel schließlich auf in den Himmel und flog davon. Hinaus in die weite Welt. Der andere folgte ihm.

Dannielle spürte noch immer Tenebros körperliche Nähe. Sie schloss die Augen und vertrieb jeden Gedanken aus ihrem Kopf, um wieder frei atmen zu können.

***

Kurze Zeit später, nachdem Tenebros aus seinem Blickfeld verschwunden war, öffnete sich die große Tür erneut und ein Diener bat Jared in eine große Halle hinein.

Er atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen und versuchte sich an alle Umgangsformen zu erinnern, die er einmal gelernt hatte. Das hier würde kein Zuckerschlecken werden. Abgesehen davon hasste er den Umgang mit Adeligen zutiefst. Er verabscheute die Art und Weise, wie die Ordnung der Welt Menschen durch ein Geburtsrecht in Klassen einteilte. Er verurteilte die Standesunterschiede, die ihn selbst in den Augen der hohen Herren zu einem niederen Menschen machten. Und er verachtete sich selbst dafür, dass er soeben all seinen Mut zusammennehmen musste, um sich nicht vor Angst in die Hosen zu scheißen, nur um mit einem Herzog zu sprechen, der ihn lediglich aufgrund seines Titels mit einer Geste seiner Hand zum Tode verurteilen konnte.

Erhobenen Hauptes trat er ein.

Sein Blick fiel auf eine etwas ältere Magd, die sich bückte, um die Scherben eines Weinglases vor dem Kamin aufzufegen. Dahinter stand, hochgewachsen und würdevoll, der Herzog von Brest. Er fühlte sich an einen Raubvogel erinnert. Die ergrauten Schläfen, die krumme Nase und die vollständig schwarze Kleidung verstärkten seinen Eindruck. Widerstrebend ging er mit gesenktem Blick auf ihn zu und verbeugte sich kurz in angemessenen Abstand, ehe der Herr das Wort ergriff.

„Wer ist er und was will er hier? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir ein Gespräch vereinbart haben", sprach er erzürnt. "Ich hasse es, wenn meine Bediensteten Leute hereinlassen, ohne, dass sie es mit mir absprechen. Dafür werde ich euch die Löhne eine Woche lang streichen. Euch allen!", herrschte er die Magd an, die zu seinen Füßen unbeeindruckt saubermachte. Anscheinend kannte sie solche Drohungen ihres Herrn bereits zur Genüge.

Jared biss die Zähne zusammen, ehe er antwortete. Und als er sprach, war seine Stimme fest und sicher.

„Verzeiht, wenn ich ungelegen komme, Mylord, doch es kam mir zu Ohren, dass Ihr nach einem Mann sucht, der Eure Befehle gewissenhaft und vertrauensvoll ausführt. Wie es scheint, wart Ihr mit dem letzten Söldner nicht sonderbar zufrieden." Dabei dachte er an den scheinbar verlorenen Ring.

Der Ring der Herzogin ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt