Kapitel 36 - Bedingungen

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„Das hast du ja toll hin bekommen!", Daemon schlug die Faust auf den Tisch, lehnte sich dann zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hätte keine besseren Worte gehabt, aber das Ergebnis enttäuschte ihn dennoch zutiefst.

„Kannst du mir mal verraten, was das sollte? Immerhin können wir es uns jetzt gut gehen lassen. Sie findet sich mit ihrem Schicksal ab und du bestrafst sie dafür. Was willst du eigentlich? Wie willst du das jetzt wieder geradebiegen? Ich wünsche dir viel Glück!"

„Was denn geradebiegen? Das kleine, verwöhnte Adelstöchterlein spielt Räuber und Gendarme und ist ausnahmsweise mal auf der Seite der Bösen? Wie spannend!" Jared raufte sich die Haare. Daemon wollte ihn unterbrechen, doch er schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab.

„Ihr Schicksal besteht darin, sich des Nachts von heißen Steinen unter der Decke den Hintern wärmen zu lassen und Geld für Firlefanz auszugeben. Mit gar nichts findet sie sich hier ab! Für sie ist das wie ein Spiel. Hast du das Ding gesehen? Das hätte ein Familienerbstück oder sonst was sein können!"

Daemon musterte ihn von oben bis unten und hob eine Augenbraue.

„Du sorgst dich also um sie!"

Verzweifelt ließ Jared sich zurück sinken.

„Ist das so offensichtlich?"

Daemon lächelte nachsichtig.

„Nicht für sie."

Jared drehte sich um und musterte erst die Tür durch die Dannielle verschwunden war, dann seine Hände, die ein heißes Getränk hielten und schließlich wieder die Tür.

„Nun, husch! Deine Beute, deine Verantwortung!" Daemon wedelte mit seiner Hand in die Richtung, in die Dannielle verschwunden war.

Jared holte tief Luft und stand auf. Als er sich noch einmal umdrehte, hatte Daemon bereits ein Mädchen im Arm.

Kopfschüttelnd verschwand er in die kühle Abendluft. Die fluffigen Wolken am Himmel waren leicht und leer und schillerten in feurigem Orange, das über purpurne Töne zu einem kühlen Violett und Blau dahinschmolz. Die ersten Sterne funkelten bereits am Firmament in freudiger Erwartung ihren nächtlichen Tanz entlang der Ekliptik mitsamt des strahlenden Mondes tanzen zu dürfen.

Jared verzog das Gesicht, als der kalte Wind ihm entgegenschlug. Er hätte viel dafür gegeben, sich einfach wieder in die Wärme des Gasthofes zurückziehen zu dürfen. Fluchend machte er sich auf die Suche nach seiner störrischen Beute.

Er fand sie im Stall bei den Pferden, als sie ihr Gesicht in der langen Mähne ihres Pferdes vergrub. Das letzte Licht des Tages reichte kaum bis hierher und die Szenerie wurde nur noch von einer kleinen schmutzigen Laterne an einem Haken erhellt. Unschlüssig, was er sagen sollte, blieb er vor der Tür zur Box stehen und beobachtete sie.

Als sie ihn weiterhin ignorierte, räusperte er sich. Dannielle wandte sich zu ihm um. Ihr Blick war so wutgeladen, dass er sich beinahe fühlte, als würde sie versuchen ihn mit ihren Blicken zu erdolchen. Doch als ihre Versuche ihn durch bloße Willenskraft zu töten, fehlschlugen, ging sie auf ihn zu und schubste ihn mit aller Kraft gegen die Brust, sodass er einen Schritt zurück machen musste. Das Stroh zu ihren Füßen raschelte aufgebracht unter ihren Bewegungen.

Verdammt noch mal!" Ihre Stimme war angefüllt von Zorn. "Ich weiß, dass mein Verhalten bis hierher nicht gerade das einer Lady war, verzeiht mir bitte, das wird nie wieder vorkommen. Ab jetzt werde ich meinem Ruf alle Ehre machen, doch seid Euch gewiss, damit schneidet Ihr euch ins eigene Fleisch. Vielleicht hätte ich möglicherweise nie mit Euch gehen sollen. Vielleicht sollte ich besser zurückgehen. Und dann... dann werde ich Euch bei meinem Vater anschwärzen und er wird euch finden und Stückchen für Stückchen auseinander nehmen, während ich im Warmen sitze und ruhigen Gewissens einen teuren Wein trinken werde, gut gekleidet in feinsten Stoffen, während Ihr verreckt, und ich werde diese Vorstellung genießen..."

Der Ring der Herzogin ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt