Kapitel 35 - Concarneau

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TW: Gewalt, Mord, Alkoholmissbrauch

Das Stadttor Concarneaus wurde von zwei grimmigen und verschlafen aussehenden Wachposten gehalten, die wortlos nickten, als sie hindurch ritten. Der Boden war auch hier durchgeweicht und schlammig. Es gab keine Holzdielen, geschweige denn Stroh oder Kies in den Gassen, welche die Feuchtigkeit aufgesogen hätten. Die Wolken hingen noch immer tief und vermischten sich mit dem schwarzen Rauch, der aus schrägen Schornsteinen auf windschiefen Dächern quoll. Die Straße, die sie entlangritten, war menschenleer.

Einzig und allein der Rauch der Herdfeuer und die davor hockenden Greise, zeugten davon, dass in der Stadt überhaupt noch jemand anwesend war.

Dies änderte sich jedoch zusehends, als sie auf die gepflasterten Straßen gelangten, die zum großen Marktplatz der Stadt führten. Hier waren plötzlich so viele Leute anzutreffen, die drängelten, schubsten oder ihnen bösartige Worte zu riefen, sie sollten endlich Platz machen, dass ein Durchkommen mit den Pferden beinahe unmöglich schien.

Als Jareds Pferd schließlich scheute und dabei beinahe einen kleinen Jungen zertrampelte, der sich eiligst aus dem Staub machte, stiegen sie ab, mieteten sich in der nächstbesten Gaststätte ein Zimmer und begaben sich auf den Weg zum Marktplatz, um den Grund der großen Menschenmassen auszumachen.

Jared kämpfte sich am geschicktesten durch die Leute und erblickte als erster den Galgen, der hoch und einsam in der Mitte des Platzes errichtet worden war.

„Es ist eine Hinrichtung!", rief er fröhlich über die Köpfe verschiedener Leute zu Dannielle und Daemon hinüber, während sie sich zu ihm durchkämpften.

„Trefflich, trefflich!", jubelte auch Daemon und rieb in einer vielversprechenden Geste die Hände aneinander.

Dannielle sah die beiden nur missbilligend an. Eine Hinrichtung war nichts, was sie bereute nicht gesehen zu haben. Im Gegensatz zu den meisten anderen, fand sie es unmenschlich und verachtend, Menschen dabei zuzusehen, wie sie starben und daraus auch noch eine derartige Veranstaltung zu machen.

Ein Händler mit einem Bauchladen kam an ihnen vorbei und pries mit lauter Stimme geröstete Nüsse und Honigwein an. Eine füllige Frau mit roter Nase und schmutziger Haube drehte sich lächelnd zu ihm um. In diesem Moment klopfte Daemon Jared so feste auf die Schulter, dass der ein Stück nach vorne stolperte und beinahe die Dame und den Bauchladenverkäufer mit sich riss. Dannielle meinte Silber aufblitzen gesehen zu haben, doch als sie erneut hinsah, konnte sie nichts mehr erkennen. Jared entschuldigte sich tausendfach und drehte sich um, um mit Dannielle und Daemon in der Menge zu verschwinden.

„So mein Bester, ich glaube, wir haben heute viel zu tun, und am Ende des Tages werden unsere Geldbeutel so gefüllt sein, dass wir deine Lady in den besten Gaststätten einmieten können", flüsterte Daemon freudestrahlend. Er grinste von Jared zu Dannielle herüber. Dannielle begriff, was die beiden vorhatten. Jared war ein Dieb und Daemon stand ihm in seiner Tugendhaftigkeit offenbar in nichts nach. Und große Menschenmassen waren eindeutig wie für die beiden und ihre Leidenschaft gemacht.

Daemon kramte eine Flasche aus seinem Mantel hervor und entkorkte sie.

„Heute ist unser Glückstag!" Er trank einen großen Schluck und drückte sie dann Jared in die Hand. Jener verschluckte sich fast und hustete: „Heilige Scheiße! Ein wenig mehr davon und wir hätten uns heute auf den Pferden nicht den Hintern abfrieren müssen!" Er nahm noch einen Schluck und bot Dannielle die Flasche an, die allerdings kopfschüttelnd ablehnte. Gleichgültig zuckte er mit den Schultern, gab ihr stattdessen etwas anderes in die Hand und steckte sich die Flasche selbst ein.

„Auf dass der Bessere gewinnen möge..." Somit verbeugte er sich vor Daemon, der das Gleiche tat.

„... denn Nehmen ist seliger als Geben", antwortete dieser standesgemäß, ehe er sich von Dannen machte.

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