TW: Rassismus
James ritt den breiten Waldweg entlang und versuchte den schmutzigen Schlamm zu ignorieren, der von den Hufen seines Pferdes bis zu seinen Stiefeln herauf spritzte. Er fragte sich immer wieder, warum er so töricht gewesen war, auf eine Kutsche zu verzichten, die auf einer Reise einfach die größeren Annehmlichkeiten bot, aber sich darüber zu ärgern war nun wirklich unangebracht und zu spät. Die Sonne senkte sich bereits herab und es war Zeit zu ihrer Herberge zurückzukehren, in der sich der Duc zurzeit aufhielt.
Es kam ihm vor, als hätte er jeglichen Quadratmeter dieses verfluchten Waldes abgesucht, in den der Ire sie geführt hatte und doch keine Spur von seiner Braut gefunden. Nicht eine Strähne ihres roten Haares. Nur dreckige Fährten und Hinterlassenschaften von dem verkommenen Abschaum, der sich fahrendes Volk nannte und dabei aus nichts anderem als Bastarden und Missgeburten bestand.
Er wollte sein Pferd bereits wenden, als sich ihm Kinderstimmen näherten und kurz darauf kugelte ein Knäuel aus dunkelhaarigen Bälgern vor die Hufe seines Tieres, sodass es scheute und ihn beinahe abwarf.
Ihm entfuhr ein ungehaltenes: "Herr im Himmel."
Als sein Ross sich wieder beruhigt hatte, fiel sein Blick auf die drei Bengel, die ihn mit großen, unschuldigen Augen anblickten. „Verzeihung, Seign...", begann einer zu sprechen, doch James erhob entnervt seine Stimme.
„Haltet euer dreckiges Maul und verschwindet, dorthin woher ihr gekommen seid!" Die Wirkung seiner Worte war nicht zu verkennen. Die drei drehten sich auf dem Absatz um und verschwanden den Weg entlang laufend hinter einer kleinen Biegung.
James konnte sich der Versuchung nicht verwehren ihnen noch ein klein wenig mehr Angst einzujagen und so gab er seinem Pferd die Sporen und donnerte im vollen Galopp hinter den kleinen Wichten her.
Doch hinter der Wegbiegung, versteckt durch dichte Büsche und Unterholz, befand sich eine weite Lichtung, auf der eine große Ansammlung der Menschen lagerte, die er soeben noch so inbrünstig verflucht hatte.
Er schaffte es gerade noch sein Pferd vor einen Wagen zu lenken und es somit zum Stehen zu bringen. Fast wäre er in die große Feuerstelle hineingeritten, die sich inmitten des Treibens befand.
Sein Herz schlug schnell und er fühlte das Adrenalin durch seine Adern pulsieren. Einige der Vagabunden hatten sein unabsichtliches Auftauchen bemerkt und näherten sich ihm. Einer trat an sein Pferd heran, griff in seine Zügel und bot ihm seine Hand an, um ihm vom Pferd herunterzuhelfen. Jener musste denken, dass sein Pferd mit ihm durchgegangen war. Nicht, dass er eine Hetzjagd auf die Brut hatte veranstalten wollen. James biss die Zähne zusammen und schüttelte den Kopf. Er empfand Ekel und Abscheu bei der Vorstellung diesen Abschaum auch noch mit seiner Hand zu berühren.
Doch zu seinem Entsetzen sprach ihn der Dunkelhaarige jetzt auch noch an!
„Kommt, Seigneur, erholt euch kurz und trinkt einen Schluck Wein. Ihr werdet noch früh genug wieder im Sattel sitzen!"
James' Nasenlöcher blähten sich auf, als er die Aussichtslosigkeit seiner Situation erkannte. Ihm blieb keine Möglichkeit Nein zu sagen. Alleine würde er nichts gegen die Übermacht dieses niederen Volkes ausrichten können.
Mit zusammen gebissenen Zähnen, ließ er sich aus dem Sattel gleiten und sah sich sogleich umringt von einer Schar kleiner Kinder, die die Hände nach ihm streckten und versuchten irgendetwas von ihm zu ergattern, auch wenn er gar nichts bei sich trug, was er hätte erübrigen können. Er konnte nicht länger verhindern, dass sich ein Ausdruck des Ekels auf seinen Zügen ausbreitete und er hob die Hände etwas an, um nicht mit dem Dreckspack in Berührung zu kommen.
DU LIEST GERADE
Der Ring der Herzogin ✓
Ficción históricaEin Buch. Es ging um ein einziges, verstaubtes Buch. Es war weder besonders groß, noch besaß es außerordentlich viele Seiten. Es verfügte auch nicht über bunte handgemalte Bilder, noch hatte der Verfasser umfassendes Wissen der Kalligrafie besessen...