12. Juni 1544
Morgen laufen wir in den Hafen von Portsmouth ein. Dort wird man den Gefangenen I.V.D. entgegennehmen und ihn nach London bringen. Ich habe mich dazu entschlossen, unserem Passagier sicheres Asyl zu gewährleisten, solange es nötig ist. Unsere bescheidene Grafschaft wird ihr hoffentlich ein Heim sein können. Ich spiele mit dem Gedanken, die Segel zu streichen und Anker zu werfen. John versteht es nicht, aber ich denke, ich habe meine Entscheidung bereits getroffen. Ihr Lächeln.
***
Gegen Abend trafen sie endlich in einem kleinen Dorf ein, das laut Karte einige Meilen von der Küste entfernt lag. Die Straße dorthin war so unbelebt und schmal gewesen, dass sie eher einem Trampelpfad geglichen hatte und Jared und Daemon waren nach anfänglicher Vorsicht sicher, dass ihnen hier, am Rande der Welt keine Schergen auflauern würden. In der einzigen, heruntergekommenen Gastwirtschaft gab es weder andere Reisende noch hatten Fremde in den letzten zwei Wochen den Weg hierher gefunden, wie ihnen der jammernde Wirt in jedem zweiten Satz verriet.
Sobald sie sich die verfügbaren Zimmer der Taverne ansahen, wussten sie wieso. Danielle zuckte zusammen, als eine Ratte in einer Ecke des Zimmers verschwand, deren Auftauchen auch Jared nicht entging.
Daemon verdrehte die Augen und Jared entfuhr ein leises wundert mich nicht mehr, als der Wirt ihnen den Preis genannt hatte und sich dann zum wiederholten Male minutenlang darüber beschwerte, dass der Gewinn und die Gäste ausblieben. Jared und Dannielle schafften es trotzdem, ihn auf einen besseren Preis herunterzuhandeln, der dem Wirt die Tränen in die Augen trieb und bei dem Jared sicher sein konnte, dass er so viel gerade noch eben in seinen Taschen zusammenkratzen konnte.
"Wenn er ein vergoldetes Rattenloch verkaufen will, bleibt es immer noch ein Rattenloch", beschwerte er sich weiter über die Dreistigkeit des Wirts, während sie im leeren Schankraum auf ihr Abendessen warteten. "Dann sollte er lieber dafür sorgen, dass seine Ratten Miete zahlen. Würde ihn bestimmt reich machen."
Daemon entfuhr ein erheitertes Schnauben.
„Immerhin sind die Zimmer beheizt und das Essen sieht auch nicht unbedingt ungenießbar aus", erklärte Dannielle ihm im ruhigen und geduldigen Ton.
„Ihr habt noch nie in einem Zimmer mit Ungeziefer geschlafen, oder?" begann er wieder, doch dieser Ansatz wurde von einem „Halt die Klappe, Jared!" von Daemon erstickt und so grummelte er leise weiter vor sich hin, bis er endlich einen Becher Cidre und Suppe vor sich hatte, die ihm für eine Weile den Mund stopften.
Sie aßen schweigend und Dannielle genoss das warme Essen in ihrem Bauch nach dem langen Ritt durch die nasse Kälte draußen.
Daemon rülpste glücklich und selbst Jared schien mehr oder weniger zufrieden, als er dem Wirt winkte, ihnen eine weitere Runde warme Getränke zu bringen. Er wusste zwar noch nicht, wie er dafür am nächsten Morgen aufkommen sollte, aber er schob den Gedanken hinfort und stieß mit seinen beiden Gefährten an.
Er und Daemon begannen, Karten zu spielen und nachdem Dannielle einige Zeit zugesehen hatte, wollte sie mitspielen. Daemon erbarmte sich ihr die Regeln zu erklären, die er immer dann änderte, wenn es zu seinem Nutzen war. Jared unterbrach ihn ständig und berichtigte ihn, fügte seine eigenen Regeln hinzu, sodass Dannielle letztendlich davon überzeugt war, dass beide zwei vollkommen unterschiedliche Spiele spielten und es ein Wunder war, dass sie überhaupt miteinander spielten. Daemon schien hilflos:
„Nein, also hier habt ihr die Pik Dame, die spielt Ihr, wenn Ihr stechen wollt, denn diese Runde ist sie Trumpf..."
„...genau, hier schlägt sie sogar den Kreuz König!", führte Jared seinen Satz zu Ende. „Aber Ihr dürft sie nicht legen, wenn Ihr hier zum Beispiel noch Kreuz auf der Hand habt, dann müsst Ihr bekennen! So schwierig ist das doch nicht."
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Der Ring der Herzogin ✓
Historical FictionEin Buch. Es ging um ein einziges, verstaubtes Buch. Es war weder besonders groß, noch besaß es außerordentlich viele Seiten. Es verfügte auch nicht über bunte handgemalte Bilder, noch hatte der Verfasser umfassendes Wissen der Kalligrafie besessen...