Kapitel 23 - So Mancher Rätsel Lösungen

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Dannielle erwachte, als es an ihre Tür klopfte. Ohne eine weitere Warnung traten, angeführt von Camille, ein paar Frauen in Dienstmädchenkleidung ein, die die Vorhänge zur Seite zogen, sodass Sonnenlicht in das Zimmer strömte. Camille goss frisches Wasser in die Waschschüssel und stellte Dannielle schließlich ein Tablett mit Frühstück ans Bett, bevor sie samt der anderen Mägde wieder verschwand.

Mehr oder weniger verschlafen, schlug Dannielle die mit Daunen gefüllte Bettdecke zurück und wollte aufstehen, als sie einen Umschlag entdeckte, der an der Teekanne lehnte. Sie öffnete ihn und entfaltete das Pergament. Die Buchstaben waren verschnörkelt und dennoch ordentlich, als wären sie von einer geübten Hand geschrieben worden.

Guten Morgen Mademoiselle,

Ich hoffe, Ihr hattet eine angenehme Nacht. Ich erwarte euch in zwei Stunden in der Bibliothek für einen Spaziergang im Park, es gibt einiges zu bereden.

Gerard de Sansciel

Dannielle zog die Augenbrauen hoch. Nervosität machte sich in ihr breit. Sie würde mit dem Duc verhandeln.

Sie versuchte tief durchzuatmen, um sich zu beruhigen und goss sich etwas Tee aus der Kanne ein. Er duftete verführerisch. Vorsichtig trank sie einen Schluck. Dann bestrich sie ein Brötchen mit Butter und wünschte sich jemanden an ihre Seite. Ihren Vater, ihren Bruder... Irgendjemandem, dem sie ihre Gedanken anvertrauen konnte, der ihr gute Ratschläge erteilen und vielleicht den Rücken stärken würde, während sie mit dem Duc sprach.

Vielleicht würde sie später noch Tenebros aufsuchen. Er kannte den Herzog offensichtlich gut.

Nun, was immer heute bei ihrem Gespräch herauskommen würde, es würde sie der Lösung des Rätsels etwas näher bringen. Mit einem mulmigen Gefühl aß sie ein wenig, dann stand sie auf und suchte nach ihren Kleidern. Wo hatte man sie hinbringen lassen?

Schließlich fand sie sie in einer Truhe liegend. Sie war froh endlich wieder ihr eigenes, dickes Wollkleid tragen zu können. Es war einfach, aber von guter Qualität. Dann machte sie ihre Haare zurecht und eilte in die Bibliothek, in der Gerard bereits wartete.

***

Es war Anfang März und es war kalt draußen. Zwar hatte sich der Schnee an Frankreichs Küste durch die warmen Ströme des Meeres weitestgehend verflüchtigt, doch diesen Morgen lag eine leichte Schicht Raureif auf Wiesen und Pflanzen, der in der Sonne glitzerte.

Der Hofgarten des Châteaus erstreckte sich weit in alle Richtungen und sein Ende wurde in weiter Ferne von einem dichten Wald begrenzt.

Dannielle und der Duc gingen schweigend Seite an Seite einen breiten Weg entlang, der sich umsäumt von einigen kahlen Bäumen in der Weite des Gartens verlor, bis er endlich das Wort ergriff.

„Habt Ihr gut geschlafen, Mademoiselle?"

„Sûrement", erwiderte Dannielle freundlich.

„Euer Französisch ist fabelhaft..."

Dannielle sah zum Duc auf.

„Merci beaucoup, Seigneur... Mein Vater lehrte es mich persönlich..."

Der Duc verzog keine Miene.

„Tatsächlich? Das ist interessant..." Seine Stimme war tief und ohne Emotionen. Er steckte seine Rechte in seine Tasche und holte ein zusammengefaltetes Stück Papier hervor.

„Ich denke, er lehrte es euch nicht ohne Grund..." Er gab es ihr in die Hand und Dannielle faltete es auseinander. Es war eine Art Zeichnung, sie musste genauer hinsehen, um zu erkennen, was es darstellen sollte.

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