Kapitel 17 - Scharfzüngiger Bastard

199 27 332
                                    

TW: Blut, Verletzung

Einen Tag und zwei Nächte verbrachte Jared auf dem Krankenlager einer Heilerin und kämpfte mit dem Tod um sein Leben. Daemon machte sich ernsthafte Sorgen um seinen Freund. Als er ihn einst vom Galgen abgeschnitten hatte, war mehr Leben in ihm übrig gewesen. Von seiner Energie und Furchtlosigkeit war nichts mehr geblieben, außer ein schwacher Herzschlag.

Er war der einzige, den Daemon kannte, der tatsächlich einmal mit dem zufrieden gewesen war, was er hatte, auch wenn es nicht viel war.

Sie hatten die Kugel aus seiner Schulter entfernen können, doch dabei war viel Blut verloren gegangen und niemand der Beteiligten wagten zu versichern, dass sie alle Stücke erfolgreich entfernt hatten. Sie konnten nur von Glück sagen, dass der Ort über eine Heilerin verfügte, die chirurgische Kenntnisse besaß.

Daemon saß beinahe die ganze Zeit über am Lager seines Freundes und wachte darüber, dass er auch ja nicht aufhörte zu atmen. So kam es ihm zumindest vor, als er einmal mehr durch Jareds dunkle Locken strich und beobachtete, wie sich dessen Oberkörper hob und wieder senkte. Er erhob sich nur von seinem Platz, um etwas zu essen und zu trinken oder um das Feuer in dem kleinen Kamin im Zimmer neu zu entfachen.

Am zweiten Morgen, Daemon war an Jareds Bettstatt eingeschlafen, vernahm er ein gequältes Stöhnen und blickte überrascht, aber dennoch überglücklich in Jareds bleiches Gesicht, der aus verwirrten blauen Augen zurückstarrte.

***

Seine Kehle war trocken und sein ganzer Körper tat ihm weh. Jared wusste nicht, wo er war, oder wie er dahin gekommen war. Seine Sicht verschwamm, wenn er blinzelte und alles drehte sich.

Er ahnte, dass er eigentlich hätte tot sein müssen. Doch die Hölle könnte dies hier nicht sein und noch weniger wahrscheinlich war, dass er im Himmel gelandet war. Einzig sein Schmerzempfinden schien noch zu funktionieren. Ein höllischer Schmerz jagte durch seine linke Schulter und trieb ihm dunkelrote Flecken vor die Augen.

Er blinzelte.

Durch ein kleines Fenster fiel Sonnenlicht in das Zimmer herein und erhellte Daemons strahlendes Gesicht.

„Daemon, was zur Hölle?", murmelte er krächzend.

Daemon sah überglücklich aus. Er schien seine Worte nicht verstanden zu haben und ignorierte sein Genuschel konsequent.

„Jared", hoffnungsvoll richtete er sich auf, „Wie fühlst du dich?"

Als Antwort erhielt er nichts weiter als einen bösen Blick, ehe Jared sich ein angestrengtes, einsilbiges: „Durstig", ab rang. Daemon hielt ihm einen Becher entgegen, nach dem er vorsichtig griff und behutsam einige Schlucke trank. Dann gab er seinem Freund den Becher zurück.

„Was zur Hölle ist passiert, verdammt?", Jared sah an seiner Schulter herab. An den Rändern seines von weißem Leinen umhüllten Oberkörpers schimmerte es bläulich. Wie als bestünde seine Schulter aus einer einzigen Wunde.

Daemon wollte den Mund öffnen, um zu antworten, doch die Tür wurde geöffnet und ein junges Mädchen mit rotem Haar kam herein und brachte ihnen etwas Wasser und Suppe mit einem Brocken Brot.

"Oh, ihr seid wach!", rief sie freudig aus. "Ich werde der Heilerin Bericht erstatten." Eilig stellte sie das Essen auf einem kleinen Tisch ab.

„Hab Dank, meine Schöne", sagte Daemon und schenkte ihr ein Lächeln.

Als Jared das Mädchen mit den roten Haaren erblickte, strömten Erinnerungen durch seine Gedanken, wie Sturmböen im Herbst Blätter von den Bäumen fegten.

Der Ring der Herzogin ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt