„the earth divided us,but the sky made us one."-Bradley (Rooster) Bradshaw ff

chapter 20

Schweißgebadet ersticke ich auf und alles fängt an sich zu drehen. Mein Schädel brummt und alles in mir schreit und zerrt sich zusammen. Augen aufreißend blicke ich durch mein Umfeld und bemerke schnell, dass es mir nicht gewöhnlich vorkommt. Ein Krankenbett und verkabelt an beiden Armen.Mein Dad ist hier und versucht auf mich einzusprechen, während er erleichtert lächelt. Ich versuche mich aufzustützen , aber realisiere schnell , dass mir ein stechender Schmerz am Bauch einen Strich durch die Rechnung macht. Ich verkneife mir ein leichtes Stöhnen vor Schmerz und lege meine Hand auf den verarzteten Bauch.Was ist passiert? Ich kann mich nicht erinnern. Verwirrt ,krame ich durch die Tiefen meines Gedächtnisses und erhasche nur verblasste Erinnerung,die nicht mit einander zusammenhingen. Dad kam mir immer näher und streichelte meine Wangen, aber ich musste herausfinden, was geschehen war. Wieso kann ich mich nicht erinnern? Es waren doch nur Brad und ich und unsere Flugmaschine. Wo sind meine Erinnerungen? Und wo ist-
„Wo ist Brad?" hechelte ich erschöpft und Dad legte angestrengt seine Lippen aufeinander.
„Ava, du bist wach.Wie geht es dir?"umging er meine Frage und betätschelte mich weiterhin. Mein Herz pochte wild. Ist ihm etwas zugestoßen? Oh Gott, bitte nicht. Aber wieso beantwortet Dad meine Frage nicht? Ich musste es erneut versuchen.
„Dad, was ist passiert? Ich kann mich nicht erinnern und wo verdammt ist Brad?" versuchte ich es diesmal in einem etwas strengerem Ton.
„Du kannst dich wirklich an rein gar nichts erinnern?" stellte Dad als Gegenfrage, während ich verlegen den Kopf schüttelte. Alles war weg. Da waren nur Brad und ich und danach nur noch verblasste Schwarze Leere. Was ist passiert? Ich muss es wissen und ich muss Brad finden. Ich muss nach ihm sehen und herausfinden , ob es ihm gut geht.
„Ihr hattet einen Unfall." fing Dad an zu erzählen und holte tief Luft. „Nach diesem Unfall war Brad anders. Er machte mir Angst und hätte fast auf mich eingeschlagen. Er hat eine Menge Ärger am Kragen, wegen der kaputten Flugmaschine, die ebenfalls unter eurem Unfall litt. Er sagte, er will dich nie wieder sehen." mein Herz setzte aus und meine Kehle schnürte sich zu. Er will mich nie wieder sehen? Das klingt nicht nach Brad. Hasst er mich? Damit könnte ich nicht leben. Aber Dad erzählte weiter.
„ Er sagt, dass es mit euch vorbei ist und du dich von ihm fern halten sollst. Du sollst ihn weder anrufen noch sollst du zu ihm fahren. Danach hat er seine Sachen genommen und ist wütend aus dem Krankenhaus gestürmt. Es tut mir so leid, Ava." ein zweiter Schlag direkt ins Herz. Aus und vorbei? Für immer? Ich bekam kaum Luft und zitterte am ganzen Körper. Es war auf einmal so kalt. Ich kann das einfach nicht glauben. Ich will das einfach nicht glauben. Ich muss mit Brad reden. Unbedingt. Ich will, dass er sich mir erklärt. So abweisend und kalt, kenne ich Brad nicht und so ist er nicht.
„Hat er vielleicht eine Nachricht für mich hinterlassen?" fragte ich nur mit zittriger Stimme. Vielleicht hatte Brad mir etwas geschrieben, um es zu erklären. Um mich zu beruhigen. Das er nicht nur Worte an Dad für mich hatte , sondern auch direkte Nachrichten. Aber Dad schüttelte nur blickabweisend den Kopf und ich zerbrach immer mehr und mehr. Das war also das Ende zwischen mir und Brad? Und ich kann mich nichtmal erinnern? So eine Art von Schmerz hatte ich schon lange nicht mehr gespürt. Langsam konnte ich spüren, wie ich in ein Loch voller Scherben fiel und ich mich voll und ganz leiten ließ. Nur Dad war da und fing mich auf. Er nahm mich in den Arm und ließ mich mehr und mehr in Trauer und Herzschmerz ertrinken.

***

Mittlerweile sind auch Penny und Amelia im Krankenhaus eingetroffen und Dad erzählte die Geschichte des Unfalls wieder und wieder. Bei jeder Wiederholung hallten bestimmte Worte durch meinen Kopf und verfestigten den Schmerz, den der Unfall und Brads Abfuhr hinterließen. Ich wollte es immer noch nicht glauben. Ich kann es immer noch nicht glauben. So würde Brad niemals handeln. Oder etwa doch? Vielleicht war Brad nicht so, wie ich ihn eingeschätzt hatte. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß generell gar nichts mehr. Ich weiß nicht ,wie der Unfall zu Stande kam ,weder warum Brad einfach aus meinem Leben trat, als wäre es das Einfachste, das er je hätte tun müssen. Momentan weiß ich sogar nicht mal mehr , wer ich bin. Da liegen unterschiedliche und zerbrochene Scherben von mir, die ich noch zusammenflicken muss. Teile meines Ichs sind mit Brad gegangen. Nicht alle. Der Teil von mir ,den Brad liebt, ist hier und ich muss ihn loswerden. Ihn loslassen. So wie Brad es ebenfalls tat. Vielleicht macht es die Sache nicht ganz so schwer, dass wir uns beim Abschied nicht gesehen haben. Ach, was rede ich da? Es ist unheimlich schwer und ich würde lieber auf der Stelle in diesem Krankenbett versinken, als mich von Brad zu lösen. Aber anscheinend sah Brad dies anders.

***

Es ist genau ein Monat her, seitdem ich im Krankenbett ohne Spur von Brad aufgewacht bin. Jede vergangene Nacht versuchte ich dem Albtraum zu entkommen und wollte mir einreden, dass alles ganz anders war. Aber das war eine Lüge. Brad ist fort. Fort aus meinem Leben. Auch wenn Dad es mir abgeraten hatte , Brad anzurufen, konnte ich nicht anders. Ich wollte wenigstens seine Stimme ein aller letztes Mal hören , die mir eventuell alles hätte erklären können. Aber ich sprach nur Selbstgespräche mit der Mailbox. Es war hoffnungslos. Ich hab probiert damit abzuschließen, das tat ich wirklich. Aber ich konnte es nicht. Das Gefühl von Ahnungslosigkeit, treibt mich weiterhin in den Wahnsinn. Meine Therapeutin Miss Ducan erklärte, dass meine Erinnerungen mit der Zeit wiederkommen würden, aber dies ist auch noch nicht geschehen. Mir blieb nichts anderes übrig , als der Erzählung von Dad zu glauben , denn so wird es wohl gewesen sein. Meine Narbe am Bauch hat mittlerweile sich über meinen ganzen Unterbauch verteilt und schmerzt immer noch wie die Hölle. Wie diese Narbe entstanden ist, bleibt offen. Generell kreisten mir noch hundert weitere Fragen unbeantwortet durch den Kopf, aber Miss Ducan könnte sie mir nicht beantworten. Sie sitzt gerade vor mir, mit ihrer weißen Bluse und ihrer kleinen Brille und fängt an sich Notizen bereits vor der Sitzung zu machen. So ganz wohl fühlte ich mich bei meiner Therapie noch nicht, denn seitdem werde ich wie eine Kranke behandelt. Wie ein Mensch , der auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Dabei wollte ich das gar nicht sein. Wenn Brad alleine damit fertig wird, werde ich das Gleiche tun.
„Wie gehts dir denn heute, Ava?" fragte meine Therapeuten, als sie nach langen Notizen ihren Stift beiseite legte und ihre Brille richtete. Ich atmete schwer aus, aber antwortete immer gleich.
„Mir geht es gut." antwortete ich schlicht , während ich mich in meinem Stuhl etwas aufrichtete. Miss Ducan fing an zu lächeln.
„Das freut mich. Konntest du dich heute vielleicht an irgendetwas erinnern?"Ich schüttelte bloß blickabweisend den Kopf. Im selben Moment fing sie wieder an zu schreiben. Ich wackelte mit meinen Knien und hoffte , dass diese Sitzung bald ein Ende hat.
„Was ist mit Brad? Gibt es dort Neues?"mein Herz blieb in der Brust stehen und ich riss die Augen auf. Fragen über Brad hatte sie mir sonst nie gestellt. Ich war überrascht und wusste nicht ,was ich sagen sollte. Ich schluckte schwer. Aber wenn Brad kalt sein kann, kann ich das auch.
„Nein, das ist Aus und Vorbei." erklärte ich und legte meine Hände auf das Knie. Im selben Moment fing meine Lippe an nervös zu zittern. Ich wollte nicht über Brad reden.
„Für dich oder für ihn?" stellte Sie als Gegenfrage. Mein Bauch loderte vor Wut. Ich möchte verdammt nochmal nicht über Brad reden. Es ist zu früh. Es tut noch zu weh.
„Können wir bitte das Thema wechseln?" fragte ich genervt. Ich muss von Brad loskommen und will nicht andauernd mit ihm in Verknüpfung stehen.
„Natürlich. Dann lass uns über dich reden."schlug sie vor. Meinetwegen. Die Fragen über mich waren immer die selben und es ging immer ,um meine Krankheit. Macht mich denn ,seitdem Unfall, nichts mehr aus, als die Leidende Ava mit gebrochenem Herzen?