Mein halbes Leben lang, habe ich versucht, Ava immer das zu geben, was sie sich am sehnlichsten wünscht. Am Meisten hatte sie sich meine Nähe gewünscht, etwas woran sie sich festhalten konnte. Frei und unbeschwert. Wie ein Anker, der sie selbst beim brausenden Sturm des Meeres, nicht den Boden unter den Füßen verlieren lässt. Sie wollte glücklich sein und ich wollte nur der Grund dafür sein, warum sich ihre Mundwinkel nach oben bewegten oder sie unter Umständen die Augen verdrehen musste , weil ich sie wieder in den Wahnsinn getrieben habe, aber sie einem wunderschönen Lächeln nicht widerstehen konnte. Doch als ich in dem Moment realisierte, als sie mir gesagt hatte, dass ich gehen sollte, wurde mir klar, dass ich dieser Grund ihrer Freude nicht sein konnte. Nicht mehr. Deshalb hab ich ihren sehnlichsten Wunsch, ein aller letztes Mal erfüllt und bin aus der Tür verschwunden, ohne mich zu verabschieden. Mit meinen Füßen schob ich mich gequält zu meinem Wagen. Als ich gerade die Autotür öffnen wollte, kamen mir die Worte von Jake in den Sinn. Bring sie wieder zurück. Auch die Worte von Mav tauchten auf. Du gibst meiner Tochter genau das, wonach sie sucht. Hol dir dein Mädchen zurück. Ebenso die Worte von Avas Mutter in der Bar erinnerten mich an mein Ziel.Kein Mensch der Welt hat sie jemals so nah an ihr Herz gelassen, wie dich und leider hat niemand es je so gebrochen wie du.Egal , wie oft sie dich wegstoßen und wegschubsen wird , mach ihr deutlich, dass du an ihrer Seite bleibst.Denk nicht darüber nach, tue es einfach. Geschockt riss ich die Augen auf und zog die Hand von dem Griff der Tür weg. Was zur Hölle tue ich hier? Ich kann doch nicht einfach so aufgeben. Aufbrausend atmete ich aus. Ich lasse Ava gerade mit Alkohol alleine in einer Bar und verschwinde einfach wie ein Feigling? Nein, ich bin einmal gegangen. Jetzt bleibe ich. Für immer. Schnell gingen meine Füße in Bewegung und Panik stieg auf, doch ich schob sie beiseite. Mit einem schnellen Handgriff schwang ich dieEingangstür auf und schaute mich um, doch Ava war nicht zu sehen. Alles war so hinterlassen , wie ich es in Gedanken hatte, nur ohne meine Ava. Bitte, sie ist nicht wieder hoch zu diesen Berg, denn dann ich schwöre ich-
„Wir haben geschlossen" nuschelte sie, als sie aus der Theke nach oben schwankend beugte und sie meinen Blick fand. Ihre aufgerissenen Augen versteinerten sich, als sie die eine Hand auf die Oberfläche der Theke legte und mit der anderen Hand, die Flasche zu ihrem Mund bewegte.
„Du.....hab ich dir nicht gesagt, dass du verschwinden sollst?"keifte sie mit bissigen Unterton , doch ich begab mich mit zuversichtlichen Schritten auf sie zu.
„Hast du , klar und deutlich."versicherte ich. Ein weiterer Schritt. Ava verdrehte die Augen und stieß auf.
„Na, und was machst du dann noch hier?" fragte sie angewidert und wand den Blick ab. Ich schaute kurz zu Boden, doch wollte dann wieder ihren Blick in mich aufsaugen.
„Ich hab etwas vergessen." sagte ich und Ava zog fragend die Augenbraue hoch.Einen weiteren Schluck würgte sie hinunter.
„Und das wäre?"
„Dich." es kam wie aus der Pistole geschossen und versetzte Ava in eine Totenstarre. Ihre Lider wurden breit und vielleicht war es auch nur eine Einbildung, aber es sah so aus würden ihre Mundwinkel Zucken. Wie zu einem Lächeln. Mir wird ganz flau im Magen. Doch Ava schüttelte den Kopf und nippte wieder an ihrem Getränk. Keine Antwort. Das ist in Ordnung. Ich hab sie immerhin mit meinen Worten berührt. Etwas in ihr ausgelöst und das bedeutet mir so unfassbar viel. Ihr Blick fiel auf mich, etwas aufgelöst und nebengetreten, vielleicht wegen ihres Alkoholkonsums. Ich wand kurz den Blick ab und schaute auf ihre Hand, die sie zittrig auf den Tresen legte. Erst mit dem zweiten Blick, bemerkte ich das Blut, dass aus ihrer Haut floss. Panisch lief ich auf den Tresen zu.
„Fuck, was ist-
„Das ist nichts." unterbrach sie mich , doch ich verzog nur skeptisch die Augenbraue hoch. Langsam wollte ich meine Hand auf ihre verwundete legen, doch hastig zog Ava ihre Hand an ihren Körper.
„Das sieht nicht nach nichts aus,Ava. Lass es mich sehen." forderte ich, doch Ava ballte nur fester ihre Faust und das Blut tropfte aus ihren Zwischenräumen der Finger. Sie ging ein Schritt zurück und schloss die Augen.
„Nein, es ist alles gut." wollte sie mich beruhigen, doch es klang , als wollte sie sich das selbst zuflüstern. Ich ging schnell um die Theke herum und war nur noch einen Hauch von Ava entfernt. Mein Herz schlug mir bis zur Kehle.
„Ava, lass es mich se-
„Verdammt, hau doch einfach ab,Brad!" kam sie mir zuvor und kehrte mir den Rücken zu. Ihre Schultern zuckten , doch ich sah wie sie sich anspannte. Doch dieses Mal, werde ich bleiben. Zuversichtlich legte ich meine Hand auf ihre Schulter und drehte sie wieder in meine Blickrichtung.
„Kannst du bitte, wenigstens für einen Moment, nicht so stur sein und dir helfen lassen? Das ist alles was ich will,Ava." erklärte ich und meine Hand fuhr ihren Arm hinab zu der verschlossenen Faust. Mit meinem Daumen fuhr ich über ihren Handrücken und ihre Finger, aber mein Blick lag nur in ihrem puren Gesicht mit so vielen Gefühlen darin verborgen. Ich würde erst diese Faust öffnen, wenn Ava damit einverstanden ist. Solange werde ich ihr einfach mein Beistand durch diese kleine Fingerbewegung vermitteln. Unentschlossen atmete Ava laut aus, schaute kurz weg und biss sich auf ihre Lippe. Sie kämpfte, ich sah es. Sanft legte ich meine andere Hand an ihre Wange und wartete auf ihre Antwort. Kurz schloss sie die Augen und ich konnte spüren, wie sie schwer schluckte. Ich hatte am ganzen Körper Gänsehaut. Langsam öffnete sie ihre Augen und nickte leicht mit ihrem Kopf und zwang sich zu einem Lächeln. Mit meinem Daumen fuhr ich ihr über die Wange und brachte langsam Ava um die Theke herum und setzte sie auf einen der Barhocker.Danach lief ich schnell wieder in die Theke und schnappte mir ein Küchentuch, dass ich mit kaltem Wasser befeuchtete.Anschließend setzte ich mich neben sie auf den Hocker und legte vorsichtig ihre blutende Hand auf meinen Oberschenkel. Zusammen öffneten wir ihre Hand und schauten auf den tiefen Schnittpunkt in ihrer Handfläche. Scheiße, der Schnitt ist relativ frisch. Etwas muss passiert sein , während ich kurz gegangen war. Vorsichtig und ängstlich legte ich das nasse Tuch auf ihre Schnittwunde und Ava gab einen zischenden Ton von sich.
„Tut es sehr weh? Soll ich nach etwas anderem suchen?Ich kann auch-
„Nein, schon gut. Wird schon gehen." antwortete sie knapp und verzog noch kurz verschmerzend das Gesicht. Langsam drückte ich erneut auf ihre blutende Handfläche und wickelte ein paar Schichten mit dem Tuch darum. Danach legte ich ihre Hand wieder auf meine Hose, aber ließ ihre Hand dennoch nicht los. Ich wollte sie festhalten, bei ihr sein. Denn ich verkraftete es nicht, dass Ava sich verletzt hatte und ich nicht da war.
„Was ist passiert?"fragte ich zurückhaltend und suchte nach ihrem Blick, doch Avas Blick versteifte sich auf ihre verarztete Hand.
„Als du gegangen bist, ist mir meine Flasche Wodka heruntergefallen, ich wollte die Scherben einsammeln und hab mich daran geschnitten."offenbarte sie und ich war geschockt darüber, dass sie mir direkt die Wahrheit erzählte. Ich dachte, sie würde mich erneut von sich wegschubsen, aber es sah so aus, als wäre sie es leid dies zu tun.
„Tut mir leid, dass ich nicht da war." erklärte ich und streichelte ihren Handrücken weiterhin.
„Schon gut."schüttelte sie ab und ich schaute sie an, geschockt und verwirrt,dass sie meine Entschuldigung angenommen hatte. Doch , was sie anschließend dazu gefügt hatte, versteinert mein gottverdammtes Herz.
„Dich zu vergessen, ist schwerer, als ich dachte."
DU LIEST GERADE
„the earth divided us,but the sky made us one."-Bradley (Rooster) Bradshaw ff
ActionEr lebt in seiner neuen Gegenwart,sie steckt in ihrer alten Vergangenheit mit ihm. Trostlos und erloschen-so fühlt sich Avas Herz,nachdem sie sich von Brad trennte,um mit ihrem Dad bei der Navy neu anzufangen.Aber wie das Schicksal wollte,trafen die...