chapter 27

86 5 2
                                    

Brad

Nach Ava's klarer Abfuhr gestern, fällt es mir heute noch schwerer, Mavericks Ansprache zu folgen,während sich meine Augen immer wieder von ihrem Anblick fangen ließen. Payback hingegen, dieses selbstsüchtige und perverse Arschloch, sitzt munter mit straffen Schultern an seinem Tisch und lauscht aufmerksam die Rede von unserem Captain. Er tut so, als wäre gestern nichts passiert und das kotzte mich einfach nur an. Ich bin immer noch angespannt und so unfassbar sauer, wenn ich darüber nachdenke, wie er Ava , gegen ihren Willen, angefasst hatte. Am liebsten würde ich ihm jetzt wieder verprügeln. Bleib ruhig, Brad. Du willst hier doch noch nicht jetzt rausfliegen. Aber das Schlimmere an gestern, war tatsächlich, als wir Payback liegen gelassen hatten und uns auf dem Weg zum Krankenzimmer machten. Uns. Ava und ich. Sie kümmerte sich um mich , verarztete mich und für einen kurzen Moment dachte ich, dass sie sich mir öffnen würde. Ihre Mauern fallen lässt und zu mir kommt. Natürlich war ich in dieser Situation ziemlich still und wortkarg, weil es sich komisch angefühlt hatte. Komisch auf einer guten und fantastischen Weise, da ich Ava auf einer Weise nahe sein konnte, wie ich es über die Jahre vermisst hatte. Dann hatten wir dieses Gespräch , mit dem Hintergrund der Vergangenheit, welches Avas Herz schloss und sie kalt werden ließ. Sie ging und ließ mich sitzen. Ich weiß nicht mal mehr , wie ich nach Hause gekommen war. Ich hab nur sie gesehen und unseren halben Kuss. Zumindest dachte ich , dass wir uns küssen würden , denn da war dieses Gefühl, dieses Verlangen, dieser Trost in mir, den Ava in mir auslöste . Verdammt , ja natürlich wollte ich es. Aber es war zu hektisch , zu schnell und auch zu gierig. Aber das Gefühl war trotzdem da, zu verzeihen und zu vergelten. Aber es verflog schneller , als ich denken konnte und jetzt sitze ich hier und wiederholte ihre Worte in meinem Kopf.
Tue mir einen Gefallen, lüg mich nicht schon wieder an und bleib am Besten auf Abstand, okay?
Ihre Worte schmerzten in meiner Brust, als hätte jemand darauf herumgetrampelt. Wie soll ich das machen? Wie stellt sie sich das vor? Sie hat ein neues Leben mit Freund, Traum und Familie und ich bin der Idiot, der die Vergangenheit wieder hochholt und um Verzeihung zu bitten, für meine Fehler. Ich kann nicht so weitermachen, wie bisher. Ich kann es einfach nicht. Jede Faser meines Herzens zehrt und reißt an mir, weil jeder Teil meiner Seele zu Ava möchte. Verdammt, auf Abstand bleiben? Nach dem Moment von Gestern? Nein, dass kann ich einfach nicht mit mir und meinem Herzen vereinbaren. Zwar ist mir bewusst, dass wahrscheinlich nichts aus uns werden wird, aber ich gebe nicht auf. Diese leise Hoffnung in meinem Kopf hält mich wachsam. Ich muss an Ava dranbleiben. Dieser Gestrige Hauch von Moment, an dem halte ich fest und setze wieder an. Komm zurück zu mir, Ava.

^^^

Ich konnte Paybacks Blicke auf mir spüren und es machte mich wahnsinnig. Von der Sache hatte ich mich natürlich noch nicht erholt. Wie er mich angefasst hatte, gegen meinen Willen. Ein eiskalter Schauer voller Scham und Ekel rieselte über meine Haut. Seine Worte wuselten immer noch in meinem Kopf herum. Aber Paybacks Blicke waren nicht die Einzigen, die Gänsehaut in mir auslösten.Scheiße. Das ist doch alles Scheiße. Dad hält vorne die Rede zu der heutigen Aufgabe und ich muss pausenlos an den „Beinahe-Kuss" mit Brad denken. Verdammt, was ist denn bloß los mit mir? Erst prügelt sich Brad meinetwegen und danach revanchiere ich mich ,mit einem Kühlpack ,bei ihm?Wieso tat ich das? Ich bin und war Brad nichts schuldig. Die Sache von Gestern macht noch lange nicht die Vergangenheit ungeschehen. Aber wieso hätte ich ihn denn dann fast geküsst? Wir waren nur ein Hauch davon entfernt und ich will mir nicht ausmalen , was passiert wäre wenn. Ich muss mich echt wieder im Griff bekommen. Ach Scheiße, jetzt fängt schon wieder meine Narbe an zu brennen! Nachdem ich gestern ins Bett gefallen bin, hab ich erneut etwas dummes getan. Ich habe zwar nicht wieder mit Sam geschlafen, aber dafür die Tür der Vergangenheit endgültig aufgerissen, indem ich an meiner Narbe herum gepult hatte, bis sie schlichtweg angefangen hatte zu bluten und ich wieder einen Verband darumgelegt hatte. Mein halber Bauch ist nun erneut von diesem elendigen Verband geschmückt und wird zudem von diesem Gurt zerdrückt, weil ich ihn zu fest geschnürt hatte. Alleine geht es eben schwer und Sam hatte erstens schon die Augen zu und zweitens hätte dieses Fiasko erneut Fragen aufgeworfen. Jetzt sitze ich hier in meinem großen blauen Top Gun Sessel un starre quälend in Uniform auf den Bildschirm , den Dad mit einer Route spiegelte. Heute wollte Dad unbedingt nochmal mit mir reden. Vor dem Treffen mit den Absolventen, hatte er mich sogar um ein Gespräch gebeten, aber ich bin schnurstracks davon in unser Besprechungsraum. Das Gespräch kann warten. Erst will ich endlich mein Können beweisen, wozu ich letztes Mal keine Chance zu hatte. Ich will meinen Patzer von dem Grundkurs wieder gut machen, weshalb mir Dads heutiger Testflug, genau entgegenkommt.Konzentriere dich, Ava.
„Zeit ist unser größter Feind in der kommenden Mission. Ihre heutige Aufgabe ist nichts im Vergleich zu der Mission. Bei der Mission fliegen sie eine Flughöhe von 100m Fuß, da auf den Canyons radioaktive Bodenluftraketen warten. Erfassen Sie mehr als 100m, richtet sich die Raketen auf Sie und Sie sind tot. Wir werden in einem Bodenanflug die Route im Canyon beginnen. Da beginnt die erste Phase. Wir fliegen in einem Schwarm aus vier Flugzeugen in zwei Rotten. Es darf nicht zu einem Luftkampf kommen, da unsere Gegner die Maschinen der F-18- Generation besitzen und wir unterlegen wären. Zeit bis zum Ziel sind 2:30min bei einer Geschwindigkeit von 660 Knoten. Heute werden wir es aber langsamer angehen.Heute üben wir den Bodenanflug bei einer Flughöhe von 300m. Ihr Navigationsgerät in ihrer Maschinen simuliert die Route , die der Route der Mission entspricht.Diese Route bringt sie an ihre Grenzen und testet ihr Können. Druck wird ihre Lungen belasten und die Kraft des Lenkens ebenso. Viel Glück!" wünschte Dad und jeder Absolvent erhob sich von seinem entsprechenden Sessel, um sich zu ihren jeweiligen Maschinen zu begeben. Genau dies wollte ich auch tun, hätte mich eine ziemlich bekannte Stimme nicht davon abgehalten.
„Seleste, Sie bleiben bitte nochmal kurz hier." bat Maverick und stöhnend lief ich zu Dad, der gerade den Bildschirm abschaltete. Na, toll! Hätte das Gespräch nicht nach der Aufgabe stattfinden können?
„Ja,Sir." erwiderte ich in einem nicht ganz angemessenem Ton.
„ Sie sind von der heutigen Übung ausgeschlossen, Sie können nach Hause gehen." erklärte er und ich glaubte nicht, was ich da hörte. Entsetzt riss ich meine Augenlider auf. Das konnte Dad doch nicht ernst meinen.
„Was, wieso das denn?" schnaubte ich.
„Weil du definitiv eine Pause brauchst ,Ava." begründete Dad und legte seine „Captain-Maske" ab, um kurz Vater zu spielen.
„Dad, von was zum Teufel sprichst Du da?" hinterfragte ich und verschloss die Arme aufgebracht vor der Brust. Ich will diese Übung heute hinter mich bringen und erledigen, so wie ich es mir vorgenommen hatte.
„Du weißt ganz genau, von wem ich spreche." korrigierte er mich und zog die Augenbrauen zusammen. Natürlich sprach er von Brad. Kann dieser Typ nicht ein Einziges Mal mein Leben auf den Kopf stellen? Ich verdrehte bloß genervt die Augen.
„Ich brauche keine Pause, Dad." sagte ich Zähne knirschend.
„Das denke ich schon ,Ava. Du verhältst dich anders, ob hier oder gestern in deiner Maschine. Du lässt ihn wieder ein Teil deines Lebens werden."antwortete Dad und ging ein Schritt auf mich zu.
„Ich glaube, ich kann selber entscheiden, ob ich eine Pause brauche oder nicht. Ich will fliegen, Dad." erwiderte ich stöhnend und Dad atmete nur angestrengt laut aus. Seine Worte prallten an mir ab. Es ging um meine Zukunft bei Top Gun. Brad wird darin nicht vorkommen. Dies hätte er vielleicht einmal , aber das ist lange her.
„Du weißt, dass ich Recht habe." sagte er und machte eine Anspielung auf seine vorherigen Worte. Ich hab es so satt die ganze Zeit heruntergemacht zu werden. Ich bin nicht schwach. Ich bin kein krankes Mädchen mit Liebeskummer. Ich bin nicht krank.
„Lass es mich dir beweisen, Dad. Lass mich die Übung fliegen und dir zeigen, dass Brad mir nichts bedeutet" flehte ich und Dad zuckte nur ratlos mit den Schultern.Schnalzend verdrehte er die Augen, bis er schließlich nickte und somit einwilligte.
„Na, schön. Zeig mir dein Talent, Schatz. Aber wenn ich sehen sollte,dass-
„Wirst du nicht."fiel ich ihm ins Wort und er fing an zu lachen.
„Gut, dann schwing dich in deine Maschine!"

^^^
Lass mich die Übung fliegen und dir zeigen, dass Brad mir nichts bedeutet. Ihre Worte trafen wie ein Pfahl auf mein Herz. Während Maverick Ava zu sich holte, nach der Besprechung, hatte ich meine Sonnenbrille auf dem Sessel liegen gelassen. Ausgerechnet die Sonnenbrille, die Ava mir zum Abschied geschenkt hatte. Ich wollte sie holen, weshalb ich zurück bin, bin aber beinahe in das Gespräch der beiden geraten. Vorsichtig eilte ich hinter den Türrahmen auf dem Flur und wartete bis die Luft rein war. Aber dazu kam es nicht. Genau so wenig, wie es dazu kommen wird, dass Ava mir verzeihen wird. Ich bin ihr egal. Sie sagt es selbst. Nach gestern , war ich wohl der Einzige, der etwas gespürt hatte. Der Hoffnungsfunke flimmert nicht mehr. Er ist ausgeloschen. Und egal, wie ich mich dagegen gesträubt hatte, es wird nichts daran ändern, dass Ava ein neues Leben hat, ohne mich.Verfluchte Scheiße!Ich will einfach nur diese verfickte Mission überstehen und danach einfach wieder weg von hier. Es hat keinen Sinn, mein Leben so zu leiten, wie es schön werden könnte, wenn Ava nicht drin vor kommt.

„the earth divided us,but the sky made us one."-Bradley (Rooster) Bradshaw ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt