chapter 43

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Ich hab Avas Brief gelesen. Ungefähr 100 Mal und jedes Mal aufs Neue, trifft er mich, denn ich konnte nachvollziehen, wie es Ava zu der Zeit ging. Mir ging es nämlich genauso, aber bei Ava schmerzt der Gedanke in meiner Brust. Ihre Worte verewigt in meinen Händen, fanden den Weg zu meinem Herzen. Irgendwann.Sie wollte einen Neuanfang, aber diesen hatte sie nie bekommen, durch Mavericks aufgeflogene Lüge Jahre später. Vielleicht ist dieser Fakt gar nicht so schlecht für mich, da ich es mit Ava weiter probieren möchte. Außenstehende würden mich deshalb als egoistisch nennen, da es hierbei um die Gefühle von Ava geht , aber ich hab eine gute Begründung für mein Handeln. Ich hatte Ava ein Versprechen gegeben, dass ich für immer bei ihr bleibe. Ich habe es einmal gebrochen, noch einmal werde ich dies nicht zulassen. Genau das ist der Grund ,warum ich gerade vor ihrem Krankenzimmer, aufgebrezelt mit orangenen Tulpen vor ihrer Tür stehe. Ich richtete noch kurz meinen Cowboyhut und versuchte den Schweißausbruch und meine weiche Knie zu unterdrücken. Ich habe einen Plan, weil ich nämlich genau das tue, was ich an ihrem 18. Geburtstag bereits getan hatte, sie überraschen. Die Schwester hatte mir an der Rezeption Bescheid gegeben, dass Ava momentan keinen Besuch erwartet, weshalb ich glücklicherweise alleine auf Ava treffen werde. Uns beide trennten nur diese weiße Tür. Einen Griff an die Türklinke und wir beide schreiben unsere Geschichte weiter. Unsere Geschichte. Aber momentan sitzen wir an dem schwersten Kapitel, an dem Höhepunkt. Verzeihung. Ich drückte die Tulpen an meine Brust, als sich meine rechte Hand dem Holz der Tür näherte.Ich war so verdammt aufgeregt. Noch einmal ging ich die aufbauenden Worte von Mav durch. Denk nicht darüber nach, tue es einf-
„Ja." ertönte ihre Stimme durch meinen Kopf und mit wackeligen Fingern griff ich nach der Türklinke, drückte diese hinunter und öffnete sie. Das Kapitel sammelte die ersten Anfangsworte, als ich in ihre leuchtenden Augen blickte und darin ertrank.

„Hallo,Ava."

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„Was machst du hier? Was soll das werden?" fragte ich perplex, als ich in meinem Krankenbett versteinerte und in diese mysteriösen haselnussbraunen Augen schaute. Ich hatte mit jedem gerechnet, dachte,dass vielleicht Penny an meiner Zimmtertür klopfte, um mich zu besuchen. Niemals wäre ich davon ausgegangen, dass der Mann, der mir vor vierzehn Jahren das Herz gebrochen hatte , nun wieder vor meiner Tür stand und einen alten Cowboyhut trägt und dabei meine Lieblingsblumen in beiden Händen trägt, so wie er es an meinem 18. Geburtstag bereits getan hatte. Dabei setzte er wieder dieses verschmitzte schiefe Lächeln auf, welches mir Gänsehaut am ganzen Körper verursachte. Ich traute meinen Augen nicht und mein Herz rutschte mir aus der Brust. Vierzehn Jahre. So lange habe ich zu mir eingeredet, ihn zu hassen. Ihn zu verachten , dafür mich einfach links liegen gelassen zu haben. Dabei hat es nur einen Cowboyhut gebraucht, mich wieder Hals über Kopf in ihn zu verlieben. Und das tue ich. In diesen Moment habe ich ihm mein Herz geschenkt, vielleicht unbewusst, dennoch hab ich es und ich kann es nicht abstreiten. Will es nicht abstreiten. Ich bin dankbar, dass er da ist und ich weiß nicht warum, aber es macht mir höllische Angst. Ich will nicht wieder verletzt werden. Will nicht wieder schwach sein.
„Ich bin hier, um deinen Traum zu verwirklichen,Ava. Ich will an dem Punkt ansetzen, an dem wir aufgehört hatten."antwortete er und trat einen Schritt näher. In mir kribbelte alles.
„Wovon sprichst du?" fragte ich nach. Irgendwie hinterließen seine Worte mir ein mulmiges Gefühl im Bauch. Noch ein weiterer Schritt. Er legte die Blumen auf meine Kommode ab.
„Ich hab ihn gelesen, deinen Brief an mich" er atmete schwer aus. „Deinen Schlussstrich." flüsterte er und ich sah, wie sein Adamsapfel hüpfte. Mir wurde ganz schwindelig und dies lag definitiv nicht nur an meiner Kopfverletzung. Es fühlte sich an, als drückte jemand meine Lunge zu und ich bekam schwer Luft.
„Wer hat ihn dir-
„Spielt das eine Rolle?" unterbrach er mich und räusperte sich kurz, als eine unangenehme Stille aufbrach. Ich wand den Blick von ihm ab, steckte mir die Haare hinter das Ohr und grub meine Hände in die Bettdecke. Ich weiß nicht, warum ich ausgerechnet, um die erdrückende Stille zu durchbrechen, ausgerechnet diese Frage gestellt hatte, aber aus irgendeinem unerklärlichen Grund, interessiert sie mich und ich wollte es wirklich wissen.
„Wie fandest du ihn?" meine Stimme klang erdrückend, denn ich bekam keine Luft mehr und obwohl dieser Raum extrem gut erhitzt wird, erfriere ich. Brad kratzte sich verlegen am Kopf. Scheint, als hätte ich ihn mit meiner Frage überrumpelt, aber ich war auch überwältigt davon, Sie gestellt zu haben. Rückgängig kann ich es jetzt eh nicht mehr machen. Ein weiterer Schritt trat er auf mich zu und stand nun an meinem Krankenbett. Wieso war dieses Zimmer nur so verflucht klein?Mit Zeigefinger und Daumen fuhr er sich über seinen Bart, als er zur Antwort ansetzte.
„Ehrlich gesagt ,nicht gut." sagte er und bei seinen letzten zwei Worten, zogen sich meine Augen wie magisch wieder zu ihm, wo mein Blick direkt aufgefangen wurde. Ich weiß nicht, wie ich darüber denken soll, es macht mich irgendwie traurig, aber zu mehr Gefühlen kam ich nicht, denn Brad sprach weiter.
„Ich sehe die Dinge anders als du, Ava. Ich will keinen verdammten Schlusstrich." seine Stimme wurde kräftiger und entsetzt stand ich auf und schlang die Arme um meinen Körper. Brads Augen wurden groß und mit schnellen Schritten lief er auf die andere Seite des Bettes, auf mich, zu. Mein ganzer Körper bebte.
„Ich will dich Ava. Alles von dir. Für immer." die letzten Worte erklangen wie ein Hauch über seine Lippen und ich war ihm so verdammt nah , dass ich seinen schnellen Atem auf mir spüren konnte, der mir eine Gänsehaut bereitete. Es drehte sich alles. Ich war wie verwurzelt und wendete den Blick von Brad ab , als ich mir zitternd auf die Lippe biss.
„Du weißt, dass das nicht geht." wimmerte ich und hob den Kopf an , um ihn anzusehen. Ich sah, wie er mit sich kämpfte und seine Augenlider schmaler wurden. Meine Füße würden jeden Moment nachgeben. Es brennte alles in mir.
„Warum nicht? Findest du nicht, dass es Zeit wird, weiterzumachen und nach vorne zu Schauen?" fragte er mich leise, als er etwas zurückhaltend mir eine Strähne hinters Ohr steckte und ich für einen kurzen Moment die Augen schloss, um den Schmerz auszublenden, ich aber daran scheiterte. Als ich die Augen erneut aufriss, kullerte mir eine einzelne Träne die Wange hinunter.
„Du solltest gehen." bat ich leise, doch Brad setzte erneut an, als hätte er meine Bitte ignoriert.
„Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe und ich werde mir niemals verzeihen können , wie sehr ich dich verletzt habe, aber ich  würde es mehr bereuen, wenn ich dir das nicht sagen würde" ein Kalter Schauer brannte sich in meine Haut. Bitte sag es nicht, Brad. Sage nicht diese drei Worte, bei denen ich mich endgültig verliere. Er strich mir meine Träne aus dem Gesicht und umfasste es wärmend mit beiden Händen, als er weitersprach und somit meine schlimmste Hoffnung wahr werden ließ.
„Ich liebe dich,Ava. Das habe ich immer und das werde ich auch immer tun. Für mich gibt es nur dich. Ich will dich und ich brauche dich, Venus." Meine Hände rangen an seine Handrücken, die ich wackelig anfasste, um mich festzuhalten, weil ich das Gefühl hatte, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Venus. Sie war alles, was ich je sein wollte und alles, was mich ausmachte. Ich wollte niemand anderes sein. Hallte es durch meinen Kopf.Alles explodierte in mir und zerbrach zu einem Chaos. Ich schloss die Augen, als mich weitere Tränen überrumpelten. Ich blendete alles aus. Versuchte mich auf meinen Atem zu konzentrieren, doch stattdessen fokussierte ich mich auf ein einziges Geräusch. Eher gesagt einen Schlag. Mein Herzschlag. Er schlug in meiner Brust und schlug für Brad. Nur für ihn. Ich wusste es. Hatte ich immer. Allerdings ist es so schwer, sich das einzugestehen, immer noch für die Person zu Schwärmen, die mich im Stich ließ , an dem Tag, an dem ich ihn am Meisten gebraucht hatte. Ich spüre diese Schmerzen, trage Narben und Schatten in mir. Mein Kopf brüllt zu meinem Herzen. Es flucht. Alles in mir zerreißt mich. Ich bin verwirrt. Ich habe vierzehn Jahre lang ahnungslos gelebt. In dem Gedanken, dass Brad mich nie wieder sehen will. Habe an Selbstzweifel und Depressionen gelitten nach unserem Unfall und seinem Abgang. Doch dann stellt sich heute heraus, dass alles ganz anders war. Dass Brad eigentlich für immer bei mir bleiben wollte, er aber daran gehindert und weggeschickt wurde. Wäre Dad nicht gewesen, wären Brad und Ich heute noch zusammen. Vielleicht schon verheiratet. Vielleicht schon mit Kindern. Aber es ist alles anders und ich weiß nicht, ob ich mich dem Weg mit Brad stellen kann. Immerhin hätte er mir auf meine Nachrichten antworten und mich von der Ungewissheit befreien können . Aber er hatte sich anders entschieden. Also wie soll ich mich denn da bloß entscheiden? Liebe oder Neuanfang? Kopf oder Herz?

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Ihre Augen sind immer noch geschlossen und ich spüre ihre zittrigen Hände auf meinen. Sie hält sich fest. Sie überlegt und sie zögert. Vielleicht hatte ich es geschafft. Vielleicht hatte ich meine Ava zurückgewonnen. Oder uns noch weiter entzweiet. Allerdings gibt sie keinen Mucks von sich. Sie ist beschäftigt mit ihrem Gefühlschaos und dem tobenden Sturm der Vergangenheit. Mein Herz klopfte mir bis in die Kehle , so aufgeregt bin ich. Ich weiß, dass ich Ava mit meinem unerwarteten Besuch überrascht hatte und mit dem, was danach passierte, als ich ihr meine Liebe gestand. Doch jetzt will ich nicht weiter ahnungslos abwarten, weil ich es nicht kann. Diese Ahnungslosigkeit macht mich wahnsinnig. Doch plötzlich atmete Ava laut auf, als hätte sie die ganze Zeit über die Luft angehalten. Sie öffnete die Augen und eine letzte Träne verabschiedete sich aus ihrem Auge, als sie mich gefühlsabweisend ansah und langsam die Lippen zum Sprechen benutzte.

„Bitte, geh einfach, Brad." murmelte sie und benutzte ihre kleinen Finger, um meine Hände von ihrem Gesicht zu schieben, an denen sie sich gerade eben noch festhielt. Mein Herz rutschte mir in die Hose. Das konnte sie nicht so meinen. Ich verstehe es nicht. Das kann nicht das Ende von uns sein.Ich darf Ava nicht noch einmal verlieren. Und obwohl die Hoffnung an Verzeihung langsam erlosch, gab ich nicht auf. Ich erlaubte es mir nicht. Ava versuchte sich an mir vorbeizuschieben , doch ich hielt sie am Handgelenk auf. Ich lasse Ava nie wieder los.
„Nein, Ava. Ich werde nicht gehen. Ich bleibe bei dir. Du kannst mich so oft wegschubsen und von dir stoßen , wie du willst, aber ich werde nicht fortgehen. Ich bleibe." erklärte ich und fing an zu stottern. Nicht aufgeben. Ihre Augen fanden meine und sie fuhr sich kurz schnell durch ihre Haare, als sie ihren Arm befreite und sich einen Schritt zurückzog.
„Brad, bitte. Das ist doch lächerlich." stammelte sie leicht. Ihr Brustkorb bebte unregelmäßig.
„Was ist mit unserem Kuss? War dieser auch lächerlich?" fragte ich und verschloss die Arme vor der Brust. Sie schlug die Arme auf ihre Seiten und versuchte aufzuatmen. Ich sah, wie sie am ganzen Körper anfing zu zittern. Es lag nicht an meinen Worten, es lag an der Erinnerung.
„Das führt zu nichts, Brad. Es ist besser wenn du gehst." flüsterte sie und starrte gezielt auf den Boden vor ihr. Ich trat einen Schritt auf Ava zu und legte meine Hand an ihr Kinn, forderte sie damit auf mich anzusehen. Ihre Lider lagen schwer und ich spürte, wie schwer sie schlucken musste.
„Du wirst mich erst durch diese Tür verschwinden sehen" ich wies mit einer Kopfbewegung Richtung Tür, als ich weitersprach.
„Wenn du mir beweist, dass es keine Hoffnung mehr für uns gibt. Dass sich das Kämpfen nicht lohnt, weil wir beide keine Chance mehr bekommen. Weil es endgültig vorbei zwischen uns ist."erklärte ich ruhig und streichelte mit meinem Daumen kurz einen Teil von Avas Wange. Ich weiß nicht genau, warum ich Ava so vor ein Ultimatum stellte, aber ich brauchte Gewissheit. Klartext. Ich verkrafte dieses Hin und Her nicht. Ich will auf eine Zukunft hoffen und nicht auf dem Weg dorthin gestoppt werden. Dafür brauche ich eine Antwort, in der Hoffnung, dass es eine Gute wird.
„Brad, bitte. Tue das nicht." flehte sie und ich spürte, wie sie mit sich kämpfte und es quälte mich, aber ich hatte keine Wahl. Ich hab Gefühle und darauf musste ich auch Rücksicht nehmen. Ich hatte mir das alles auch leichter vorgestellt, aber es geht nun mal nicht anders.
„Schau mir in die Augen und sag mir, dass du mich nicht mehr liebst und ich werde gehen, wenn es das ist, was du wirklich möchtest." sagte ich und nahm Avas rechte Hand und legte sie in meine. Versuchte sie zu wärmen. Ihre Antwort daraus zu entnehmen. Ava schüttelte unglaubwürdig den Kopf, als Tränen über ihr Gesicht strömten und sie diese mit dem linken Handrücken fortwischte. Sie atmete laut aus und blinzelte kurz. Mein Herz rang nach Klarheit und als Ava mir wieder in die Augen schaute und ihre Pupille wackelte, trat ich einen Schritt näherte. Sie zögerte. Sie ließ meine Berührungen zu, dass ist doch ein gutes Zeichen oder nicht? Doch als ihre Lippen sich teilten, zerbrach dieser Hoffnungsfunken und erdolchte dabei mein Herz.
„Ich liebe dich nicht mehr, Brad. Jetzt geh." meine Welt hörte auf sich zu drehen und ich zog meine Hand von ihrem Gesicht, denn meine andere, hatte Ava bereits schon von ihr weggeschoben. Unkontrolliert bahnte sich eine Träne aus meinem Auge und ich ließ es zu. Ich stand wie versteinert da.Sie wandte sich ab von mir und lief auf das mickrige Fenster hinzu, als mir der Atem stockte und meine Hand zu meiner kreischenden Brust wanderten. Ich bekam keine Luft mehr. Ich konnte es nicht glauben, alles war für nichts? Ava fühlt nichts mehr? Mein Herz gab nach und mein ganzer Körper fiel in sich zusammen. Nur einzelne Scherben meines Ichs erreichten die Türklinke. Jeder kleinste Teil in mir, der durch Ava erneut ins Leben erwacht war, starb mit jeder Silber ihrer Worte. Mein ausgesprochener Albtraum. Da war nichts mehr. Nur Kälte und Asche, als ich die Tür hinter mir schloss und somit das Kapitel Verzeihung beendet hatte. Vielleicht sollte ich den Titel ändern. Das Ende von Brad und Ava passt besser. Jetzt habe ich endgültig alles verloren.

„the earth divided us,but the sky made us one."-Bradley (Rooster) Bradshaw ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt