„Bis morgen!"verabschiedete sich Hangman von mir und somit war nur noch ich alleine im Umkleideraum. Die kalte Dusche tat gut. Erfrischte mich und durchströmte meine Adern mit neuer Energie. Auch wenn ich mich versuchte dadurch abzulenken, hatte ich nur Ava vor Augen, in ihrem Flieger, wie sie ihre Strecke abgeflogen war. Ich kann dieses Gefühl nicht einmal ansatzweise beschreiben. Da ist so viel in mir und doch zu viel um loszulassen. Ich quetschte meine Duschsachen zurück in meinen blauen Spind und zog mir schnell ein schwarzes Shirt mit grüner Cargojeans an. Ich setzte mich auf die Bank, um meine Schuhe zuzuschnüren ,als sich Schritte näherten. Bestimmt hatte Bob wieder sein Shampoo liegen gelassen.
„Wir müssen reden." erschreckte mich die weibliche sanfte, aber diesmal kräftigere Stimme und sofort zog sich alles in mir zusammen. Ich konnte meine Augen nicht von dem Boden nehmen, auch wenn ich spürte, wie Avas Blicke mich am Rücken dazu aufforderten. Meine Kehle schnürte sich zu.
„Worüber?" meine Stimme klang wesentlich dünner und zerbrechlicher , als erhofft. Natürlich wusste ich, worüber sie reden möchte. Sie wollte über den gestrigen Abend reden, darüber wie sie mich verstoßen und ahnungslos hat sitzen lassen, nachdem sie mich angefleht hatte , ihr die Unendlichkeit zu schenken, von der ich seit etlichen Jahren träumte. Über die Vergangenheit will Ava nicht reden und das macht mich wütend, dass ich keine Möglichkeit bekomme, mich zu erklären.
„Du weißt genau, worüber ich mit dir reden möchte, Brad." sagte sie und mein Blick blieb steif.
„Wenn du über gestern Abend reden möchtest, hast du schon alles gesagt. Du hast mich verführt und abblitzen lassen. Rede mit deinem Freund darüber, nicht mit mir."antwortete ich kalt. Mein Herz pumpte mir wild gegen die Brust, weil ich so abweisend und verbissen mit Ava redete, aber es tut nun mal weh.
„Ich hab mit ihm Schluss gemacht."flüsterte sie, aber ihre Worte hallten laut und deutlich durch meine Ohren.
„Das tut mir leid." sagte ich und ich meinte es auch so. Etwas zurückhaltend versuchte ich mich aus meiner angespannten Körperhaltung zu befreien, als ich in Avas Augen blickte. Diese tiefgründigen grünen Augen. Diese verletzlichen und traurigen Augen. Sie hatte ihre Arme vor der Brust verschlossen und ich sah, wie sie sich mit ihren Händen in die Oberarme kniff, als würde sie sich selbst versuchen festzuhalten.
„Dafür, dass ich mich von meinem Freund getrennt habe oder dafür, dass du mich im Krankenhaus ahnungslos und alleine im Stich gelassen hattest?" fragte sie und ich bemerkte,wie ihre Lippen zitterten. Ich ging kleine Schritte auf sie zu und sie ließ es zu. Ihre Worte waren wie ein Dolch direkt in mein Herz. Ich versuchte den Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken , scheiterte aber.
„Beides."murmelte ich. Mein Instinkt sagte mir, dass ich es jetzt probieren musste, die Wahrheit zu erklären. Dies ist das längste Gespräch , welches ich ,bis jetzt ,seit langer Zeit wieder mit ihr habe. Ich muss diese Chance nutzen, bevor es zu spät ist und ich diese Gelegenheit nie wieder bekomme. Ich atmete tief aus und versuchte meinen ganzen Mut zusammen zu sammeln. Alles, was von mir noch übrig ist.
„Hör zu,Ava. Ich möchte dir wirklich gerne erklären, warum ich gegang-
„Nein."unterbrach sie mich und mein Blick wurde von ihren eiskalten Pupillen festgehalten. Frustriert lies ich etwas Luft aus meinen Lungen, als ich mich an die Worte aus der Bar erinnerte. Egal, wie oft sie dich wegstoßen und wegschubsen wird, mach ihr deutlich , dass du an ihrer Seite bleibst.
„Doch, Ava. Gib mir eine Chance, dir die Wahrheit zu erzählen."
„Wozu?" brüllte sie und ihre Augen fingen an sich mit Tränen zu füllen. „Ich brauche deine verfickten Erklärung nicht, Brad. Es ist ja nicht so, dass sie deine Tat rückgängig macht. Oder verzeihbar."das letzte Wort huschte nur wie ein zerbrochener Hauch über ihre Lippen, doch zerquetschte mein Herz ohne Gnade. Sie hatte Recht. Alles , was ich sage, wird nichts daran ändern, was passiert ist. Ich kratzte mir brodelnd im Nacken und mein Mund blieb frustriert offen, doch keine Worte flossen daraus. Weil ich keine hatte. Genauso wenig hatte ich eine Hoffnung, dass meine Worte zu etwas führen werden. Aber ich musste weitersprechen , egal was dabei rauskommt. Ich war es Ava schuldig. Mehr als das. Auch , wenn sie das nicht einsehen will. Denk nicht darüber nach, tue es einfach.
„Ich habe einen riesigen Fehler gemacht, Ava. Ich weiß das. Und ich weiß auch, dass meine Worten diesen Fehler nicht ungeschehen machen." ich legte eine kurze Pause ein, damit Ava eine Möglichkeit bekommt, mir ins Wort zu fallen. Aber dazu kam es nicht, ihr Brustkorb hob sich nur bebend bei jedem meiner vergossenen Worte.
„Ich will , dass du weißt, dass dich zu verlassen, das Schwerste war, was ich jemals machen musste." ein paar weitere Schritte wagte ich zu ihr und an ihrer einen Wange kullerte eine aufgebrachte Träne. Ava kniff sich kräftiger in die Oberarme und biss sich auf die Lippe, als sie ihren Blick kurz von mir wand.
„Warum hast du es dann getan?"flüsterte sie und alles in mir zerbrach mehr und mehr. Mein Herz ging zu Boden und jetzt war ich derjenige, dem die Sicht verschwamm.
„Weil ich nicht mit dem Gedanken leben konnte, dich fast umgebracht zu haben."presste ich hervor.
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„the earth divided us,but the sky made us one."-Bradley (Rooster) Bradshaw ff
ActionEr lebt in seiner neuen Gegenwart,sie steckt in ihrer alten Vergangenheit mit ihm. Trostlos und erloschen-so fühlt sich Avas Herz,nachdem sie sich von Brad trennte,um mit ihrem Dad bei der Navy neu anzufangen.Aber wie das Schicksal wollte,trafen die...