chapter 22

82 5 0
                                    

Ava
32 Jahre alt

Die Bar ist heute mal wieder belebter , als die letzten Tage. Trotz, dass ich mehr Zeit in die Navy investiere, merke ich trotzdem , wie mir der Stress auf die Stirn geschrieben wird, da immer mehr Gäste in die Bar stürmen. Darunter auch der Postbote  Sam. Sein Vater Bill ist vor einigen Jahren gestorben und so übernahm er das Geschäft. Außerdem ist er mein fester Freund. Dad schwärmte von ihm und so wurde ich auf ihn aufmerksam. Sam ist ein lieber Kerl und ich bin sehr froh, ihn an meiner Seite zu haben. Gerade läuft er hinter die Theke auf mich zu und gibt mir einen Kuss auf den Scheitel.
„Hey. Es ist ja viel los hier, kann ich dir irgendwie helfen?"begrüßte er mich und legte seine Hand an meinen Nacken. Sam unterstützt mich in jeder Lage und das schätze ich sehr. Er ist aufmerksam und kümmert sich. Genau das, was ich brauche.
„Du wärst mir eine große Hilfe, wenn du dich an die Bar setzten und mir von deinem Tag erzählen würdest." schlug ich sein Angebot mit einem Lächeln ab, aber ohne Widerrede befolgte Sam meine Worte und im selben Moment fing er an von allem, was ihn beschäftigt, zu erzählen.Er kümmert sich. Er tut mir gut. Auch Amelia legte sich bereits die Schürze an , da ihre Schicht  in Kürze anfangen würde. Amelia hat sich zu einer selbstständigen jungen Frau entwickelt und hat vor kurzen einen liebenswerten Jake geheiratet. Die beiden ergänzen sich mit ihrer temperamentvollen Persönlichkeit. Auch Dad wurde erneut Ehemann , als er Penny zur Frau nahm, aber dies ist mittlerweile schon über sieben Jahre her. Aber in der Zeit beschloss ich mich weiter auf die Navy zu konzentrieren. Ich habe so lange dafür geschuftet und schon als kleines Mädchen träumte ich davon. Mittlerweile zähle ich als bester Wingman meiner Klasse und Ich könnte nicht stolzer auf mich sein, als ich es jetzt bin. Ich hab mich gefunden. Nach endlos langer Zeit.
„Ava, Schatz. Hörst du mir überhaupt zu?" riss mich Sam aus den Gedanken und verträumt schüttelte ich den Kopf. Ich schaute bloß mit großen Augen zu ihm auf.
„Entschuldige, ich bin nur etwas durch den Wind."
„Möchtest du kurz eine Pause machen?" schlug Sam hilfsbereit vor und zeigte auf den freien Barhocker neben ihn.
„Nein, es geht mir gut." erklärte ich und es stimmte. Ich habe einen Job, habe meinen Traum verwirklicht und habe eine helfende Hand an meiner Seite. Es fehlt mir an nichts. Ich bin glücklich. Ich bin glücklich.
Ava, Schatz!" begrüßte mich Dad hektisch , als er gerade eben durch die Eingangstür der Bar stürmt.
„Ich hab sehr gute Nachrichten für dich!" lockte mich Dad neugierig mit seinem fiesen Grinsen, weil er danach eine Pause einlegte und mich somit zappeln ließ. Ich hasste es , wenn er das tut. Lachend begrüßte Dad Sam mit einem Händedruck und richtete danach seine Blicke auf mich. Ich versuchte zu gestikulieren , dass Dad endlich weitersprechen sollte , um mich nicht weiter auf die Folter zu spannen und endlich lehnte Dad sich über die Theke und setzte an.
„Die Navy befördert dich zu Top Gun."flüsterte Dad und ich ließ im selben Augenblick ein Glas fallen. Dad machte Witze. Aber eigentlich schien er ziemlich ernst damit zu sein und stieß ein stolzes Lächeln aus.
„Sag das nochmal."forderte ich und riss meine Mundwinkel auseinander.
„Du gehst zu Top Gun, Ava!"triumphierte Dad nun lauter und auch Sam verlor neben ihm die Fassung. Ich schlug mir die Hände vor den Mund und ich glaube , es rollen auch ein paar Freudentränen. Ich stürmte aus der Theke hinaus und ereilte hastig in eine Umarmung mit Dad. Ich gehe zu Top Gun. Ich habe es geschafft. Navy war mein Traum , aber Top Gun eher ein unrealistischer Wunsch. Aber er wurde wahr und mein Herz klopft so unglaublich schnell.
„Ich bin so stolz auf dich, Liebling."flüsterte Dad mir in mein Ohr und ich drückte mein Gesicht noch fester in Dads Schulter. Nach unserer Umarmung lief ich auf Sam zu, der mich in der Luft um seine eigene Achse drehte.
„Du hast es geschafft! Ich freue mich so für dich!"jubelte Sam, als er mich wieder auf den Boden absetzte. Ich legte meine Hände an seine Wangen.
„Ich hätte das nicht ohne dich geschafft." erklärte ich und Sam wischte mir noch ein paar anlaufende Tränen weg.
„Natürlich hättest du das. Ava, du bist die stärkste Person, die ich kenne!" ermutigte Sam mich und dankend legte ich meine Lippen auf seine. Es fühlt sich gut an. Heute ist ein wundervoller Tag. Ich hab ein gutes Leben, nach einer Ewigkeit. Ich bin glücklich. Ich bin glücklich.

^^^

Sie wird zu Top Gun gehen. Ich habe es schwarz auf weiß in meinen Händen stehen.Ich werde Ava wieder sehen.Mein Herz rast und ich muss mich vor Anspannung hinsetzen. Ich habe harte Jahre hinter mir. Beschissene Jahre. Nachdem meine Welt in tausend Teile brach, war sie auch über viele Jahre still und drehte sich nicht mehr. Ich war mehr unterwegs, als das ich geschlafen habe. Musste mich schlimmen Albträumen mit Ava stellen und musste aus meinem Loch der Dunkelheit selber hinausfinden, dabei habe ich dumme Dinge getan, auf die ich nicht stolz bin. Also hatte ich mir Hilfe bei einer Therapeutin gesucht. Ich bekam die Diagnose Depressionen und war ebenfalls alkoholkrank. Wie gesagt, ich habe Dinge getan, auf die ich nicht stolz bin. Mittlerweile bin ich über drei Jahre clean und konnte an mir arbeiten.Um mich etwas abzulenken -egal ob vom Alkohol, vom Leben oder von... Ava- habe ich mich zusätzlich meiner vergangenen Therapiestunden bei der Navy angemeldet. Von meiner Alkoholsucht ,sowie meiner Depression,
erwähnte ich bei meiner Anmeldung kein Wort, sonst hätte ich die ganze Sache von vorne herein abblasen können.Außerdem war ich bei meiner Bewerbung schon auf einem guten Weg der Besserung. Allerdings war vom Unfall die Rede. Es fällt mir heute noch schwer darüber zu reden, ohne in mich zu zerbrechen. Aber ich wurde angenommen.Dort stellte sich anscheinend ebenfalls raus, dass manche dort meinen Dad kannten. Also setzte ich meinen Traum der Navy in Nevada fort. Der Einstieg war schwer , vor allem nachdem ich mir geschworen hatte ,mich nie wieder in so eine Art Maschine zu setzen, um nicht noch mehr lebenswichtige Personen zu verlieren. Aber ich tat dies für Dad. Ich wollte, dass er stolz auf mich ist. Ich wollte so sein , wie Er. Zwischendurch spielte ich mit dem Gedanken vielleicht in San Diego mit der Navy fortzusetzen. Ava ist dort. Ich hätte ihr alles erklären können -oder es zumindest probieren- wovor ich mich schon über Jahre gescheut hatte. Also schickte ich eines Abends mit beschwipster Unterschrift meine Papiere ab. Aber die Idee platzte, als sich herausstellte ,dass Maverick meine Bewerbung zurückzog. Er will mich nicht in der Nähe seiner Tochter haben. Ich bin ein Monster.Das hatte er schon damals deutlich zu verstehen gegeben. Aber dieses komische Kribbeln in mir will noch nicht aufgeben. Ich hab die letzten Jahre viel Scheiße gemacht, aber ich habe neu angefangen und dennoch fehlt etwas. Jemand. Nicht irgendjemand, Ava. Sie war es von Anfang an und wird es auch für immer sein. Mir wird klar, dass nichts mehr aus uns werden wird. Aber ich will nur eine Chance. Eine Einzige, um mich für damals zu entschuldigen. Ich will es wieder gut machen. Egal wie. Ich würde alles tun. Ebenso wie bei Ava, wurde ich von meiner Navy zu Top Gun gerufen. Obwohl ich langsam fliege und mein vor Angst klopfendes Herz bei jedem Flug mir die Unsicherheit zu ruft, werde ich zu einer Mission als Wingman geleitet. Aber in diesen Augenblick konnte ich nur an meine anstehende Begegnung mit Ava , nach unzähligen Jahren, denken. Wie sie reagieren wird? Ich hab keine Ahnung. Wie es ihr wohl über die vergangenen Jahren ergangen ist? Hoffentlich gut, denn das hat Ava mehr als verdient. Ich hoffe sie ist sicher. Ich hoffe sie ist glücklich. Das habe ich mir immer für sie gewünscht. Aber unsere Begegnung wird einige Wunden öffnen. Ich will mich einfach beweisen, dass ich mich geändert habe. Dass ich an mir gearbeitet habe. Aber bis dahin bleiben mir noch einige Tage und unruhige Nächte, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen, dass ich der Liebe meines Lebens , die ich beinahe umgebracht habe, erklären muss, wieso ich gegangen bin.
„Scheiße, hoffentlich geht das gut."

„the earth divided us,but the sky made us one."-Bradley (Rooster) Bradshaw ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt