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POV: Ena

"Na komm', hops rein kleiner Mann.", strahlte ich die kleine französische Bulldogge an, welche nach unserer Gassirunde das Haus noch immer nicht betreten hatte. Er trottete durch die Tür, die ich hinter ihm schloss und lief direkt auf das Sofa im Wohnzimmer zu. Mit der Fernbedienung schaltete ich den Fernseher an und ließ mich nach hinten auf das Polstermöbel fallen. Gustavo, der zusammengerollt in der Ecke lag, hob kurz seinen Kopf und legte ihn wieder auf dem Stoff ab. Heisenberg legte seinen Kopf auf meinen Oberschenkel und schloss ebenfalls seine Augen. Es verging ein bisschen Zeit, bis am frühen Nachmittag mein Handy zu klingeln begann. Unsere Vierbeiner hoben beide ihren Kopf und blickten sporadisch durch den Raum. Ich lief auf den Esstisch zu und nahm mein Handy, auf dem ich sah, dass Tim versuchte mich zu erreichen.

"Süße?", sprach er.
"Ja, ist alles gut bei dir?", fragte ich etwas beunruhigt.
"Mir ist die Achse gebrochen und ich konnte gerade noch auf einen Rastplatz fahren. Ich warte momentan auf den Abschleppdienst, kannst du mich vielleicht abholen, wenn ich dir den Standort schicke?", ich konnte hören, wie er genervt an seiner Zigarette zog.
"Natürlich, bleib wo du bist, ich komme so schnell ich kann."
"Kleiner Scherzkeks...", sagte er neckisch. "Bis dann und fahr bitte vorsichtig, nicht dass euch auch noch was passiert.", sprach er liebevoll und beendete das Telefonat.

~*~

Nach mehr als zwei Stunden Fahrt, kam ich auf dem Rastplatz an, welcher Berlin näher war, als unserem Zuhause. Ich sah Tim, der an seinem Wagen lehnte und sein Blick nach unten auf sein Handy richtete. Neben seinem silbernen Audi parkte ich ab und stieg aus.

"Wie lange dauert es denn, bis die kommen.", fragte ich zur Begrüßung und küsste Tim liebevoll, als ich vor ihm stand.
"Puhh... Ähm...", er wirkte nervös und fuhr sich durch seine Haare. Wir entfernten uns einen halben Meter vom Kofferraum und standen uns kurz stumm gegenüber.
"Ist alles gut, ist dir was passiert?", fragte ich besorgt, doch er antwortete mir mit einem leichten Kopfschütteln.
"Ena...", ich blickte zu seinem Wagen, als die beiden hinteren Türen geöffnet wurden. Lukas und Jessica stiegen auf den jeweiligen Seiten aus.
"Jessie? Lukas?", wisperte ich, mein Blick ging zu Tim über und ich sah ihn erwartungsvoll mit großen Augen an, da ich mir nicht vorstellen konnte, was mich erwarten würde.
"Die Paten unseres Kindes sind heute meine moralische Unterstützung.", er strich mir über meine Wange und küsste mich noch einmal zärtlich. Als ich meine Augen wieder öffnete, schweifte mein Blick noch einmal ab und Lukas schloss den Kofferraum, aus dem er soeben seine Gitarre genommen hatte.

Ja, Nein, Vielleicht. Es kribbelt in meinem Bauch
Komm schon Babe die Heizkosten steigen
Reibung erzeugt wärme, du weißt
Lass uns doch die Zeit jetzt vertreiben
Wir spenden uns Wärme zu
zweit
Und egal, wer dich in deinen Träumen auch jagt
Ich pass gut auf dich auf...

Jessica und Lukas sangen im Duett ein Lied von einem Solokünstler, welches ich seit Monaten täglich hörte. "Tim? Was geht hier ab?", fragte ich mit geröteten Wangen. Er legte seine Hände an meine Hüfte und sah mir tief in meine Augen.
"Ena Maria Fabeck, auf den Tag genau hat sich heute vor einem Jahr mein Leben geändert, ohne dass ich es bereits wusste. Ohne diese beiden Menschen, die in unserem Leben einen großen Stellenwert haben, würden wir beide jetzt nicht hier stehen. Ich hätte nie erfahren, wie es sich anfühlt, wenn man sich innerhalb eines Wimpernschlages verliebt und wie echt Liebe sein kann. Wir werden in dreizehn Wochen ein gemeinsames Kind erwarten und dass du mich noch einmal Vater werden lässt, macht mich so unglaublich glücklich. Du bist für mich der Mensch geworden, den ich als mein Glück bezeichnen kann. Du bist der Mensch, der mir mein Lachen, was von Herzen kommt, wieder zurückgebracht hat. Du bist für mich der Mensch geworden, mit dem ich gemeinsam in vierzig Jahren Menschen von unserem Grundstück verjagen möchte. Du bist für mich der Mensch geworden, den ich mein Zuhause nenne.", mein Herz schlug so stark, wie nie zuvor und ich spürte, wie mir kleine Tränen in meine Augen stiegen. - Würde Tim mir jetzt die Frage aller Fragen stellen? - Ein Lächeln zeichnete sich auf meinen Lippen ab und rümpfte meine Nase. Mit meinen Augen verfolgte ich meinen Partner, der langsam vor mir auf ein Knie herunterging. Aus seiner Jackentasche zog er eine kleine Schatulle, die er in meine Richtung öffnete. Ein silberner Ring, den eine Fledermaus aus kleinen Partikeln eines Hämatits prägte, steckte in dem schwarzen, mit Samt überzogenen Einsatz. "Ena, willst du meine Frau werden?", bei mir brachen alle Dämme und ich begann vor Freude zu weinen. Wortlos und überwältigt begann ich schnell und oft zu nicken.
"Ja... Ja... Oh mein Gott, Ja!", rief ich beinahe und fiel Tim um den Hals. Ich legte meine Stirn an seine. Er nahm den Ring aus der Schatulle und nahm meine Hand. Den Verlobungsring striff er mir über den Ringfinger meiner linken Hand. In meinem Kopf durchlebte ich noch einmal die vergangenen Monate und hatte schlussendlich wieder das Bild vor Augen, als wir den ersten Blick teilten.

- FIN - 

Verloren - 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt