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POV: Lukas // Alligatoah

"Es tut mir leid... Ich bin im falschen Frankfurt abgebogen... Doch es warst immer du gemeint...", während ich mich am Morgen fertig machte, ging ich, meiner Meinung nach, recht leise die Texte der Zusatzsongs für die Veranstaltungsorte durch.

"Denn oft verstehe ich dich nur zum Teil... Und wär' ich eine Stadt, dann wär' ich Leipzig...", ich nahm den Wasserkocher vom Sockel und vernahm die noch leicht raue Stimme von Jessica. "Denn ich bin trotzdem immer geil...", lachte sie und kam recht verschlafen in die Küche. "Guten Morgen.", gähnte sie und stellte die Kaffeemaschine an, die sie am Abend zuvor bereits vorbereitet hatte. Sie drückte sich hoch, setzte sich auf die Arbeitsplatte und überschlug die Beine. "Dein Lieblingsplatz mittlerweile, was?", fragte ich erfreut und gab ihr eine Tasse aus dem Hängeschrank vor mir. "Allerdings.", Jessica streckte sich. Ich stellte mich dicht an sie heran und küsste sanft ihre Stirn. "In welcher Stadt darf ich dich eigentlich im Publikum suchen?", lachte ich leicht und zog die Kanne mit dem Kaffee aus der Maschine, um ihre Tasse zu füllen. "Soll ich dir einen Liebesgruß schicken?", hämisch grinste sie mich an. "Oh Mann, ich muss noch ein Hotelzimmer buchen.", sagte sie erschrocken und rutschte von der Arbeitsplatte. Mit der Kaffeetasse lief Jessica aus der Küche, um sich im Arbeitszimmer an den Computer zu setzen und ein Hotelzimmer in der Schützenstadt zu buchen.

"Lukas? Schatz?", rief sie nach kurzer Zeit aus dem Arbeitszimmer; im Flur hörte ich ihre Schritte, die sich dem Wohnzimmer näherten. "Hast du mein Handy gesehen?", fragwürdig sah sie mich an, als sie im Türrahmen stand.
"Du hattest es gestern Abend nicht einmal in der Hand.", merkte ich an.
"Kannst du mich mal bitte anrufen?", ich zog mein Handy aus der Tasche meiner Jogginghose und wählte die Nummer von Jessica. Es war kein Klingeln zu hören und Jessica wurde leicht nervös. "Verdammte Scheiße!", stieß sie genervt aus. Ihr Blick ging zu ihrer Armbanduhr über und sie sah mich an. "Ich geh' mich mal fertig machen, die Arbeit ruft langsam.", sie verschwand im Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Halb angezogen stürmte sie kurze Zeit später wieder durch den Flur.
"Was ist denn jetzt los?", rief ich leicht erschrocken, als sie beinahe gegen mich lief. "Werkstatt... Es liegt noch in meinem Spind.", sagte sie und putzte sich schnell die Zähne. Laut atmend rollte ich leicht amüsiert mit den Augen und ging zurück in die Küche.

POV: Jessica

"Oh Gott, hier ist es ja.", stieß ich erleichtert aus, als ich mein Handy aus dem oberen Fach im Spind nahm.
"Na guten Morgen, ich habe mich vorhin schon gewundert, wer hier singt.", lachte Simon, ein Mitarbeiter aus dem neuen Team.
"Ich bin es wirklich nicht mehr gewohnt, das Teil während der Arbeit im Spind zu haben. Es war immer in meinem Blaumann, falls jemand anrufen würde.", lachte ich leicht und kratzte mich am Hinterkopf.
"Dann steck es doch ein, der Meister hat auch ab und an gedaddelt.", sagte er gelassen. Leicht gerötet sah ich ihn an. "Du machst auch mit dem Teil in der Hand einen professionellen Eindruck. Solange du es nicht in einem Auto verbaust, ist doch alles tutty.", ich nickte kurz und bedankte mich.

"Moin, ich muss mich leider
erstmal krankmelden."

Die erste Nachricht, die ich las, war von Linda. - 02:38 Uhr, klingt ernst... - Ich wünschte ihr eine gute Besserung und schrieb ihr, dass sie mir mitteilen sollte, wie lange sie ausfallen würde. Mit meinem Handy in der Hand lief ich in das Büro und ließ mich vor dem Computer nieder, um die noch ungelesenen Mails zu lesen. Während der Computer alle Programme lud, widmete ich meine Aufmerksamkeit den restlichen Nachrichten, welche ich noch zu beantworten hatte.

"Maus, ich glaube, es gibt ein
kleines Problem mit der Kasse.
Davi hat heute Abend die zweite
Zählung mehrfach durchführen
müssen und ihm ist eine Differenz
von 20 € aufgefallen."

Ich las die Nachricht von Ena und schluckte kurz.

"Vielleicht ist mir auch ein Fehler
unterlaufen, als ich Anfang Januar
den Anfangsbestand gezählt habe
oder auch in einem Vormonat.
Bei den 20 € drücken wir ein
Auge zu und du trägst sie als
Privatentnahme ein."

Nur schwer tippte ich diese Worte in das Textfeld und begann mir leicht den Kopf zu zerbrechen, wie diese Differenz zustande gekommen war.

POV: Linda

"Gute Besserung, sag mir bitte
Bescheid, wie lange du ausfallen
wirst. Schreib mir, wenn ich
etwas für dich tun kann."

Verschwommen las ich die Nachricht von Jessica, welche sie mir als Antwort auf meine Krankmeldung gesendet hatte. Noch immer saß ich im Wohnzimmer der Wohnung von Lillith und mir auf dem kalten Linoleumboden. In meinen Händen hielt ich das Hochzeitsfoto von uns; der Bilderrahmen war gesprungen, als ich es Stunden zuvor gegen die Wand geworfen hatte. "Wie konntest du uns das nur antun?", schrie ich die schmerzende Erinnerung an den eigentlich glücklichsten Tag meines Lebens an. Den Bilderrahmen legte ich beiseite und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich ließ meiner Trauer wieder freien Lauf; schmerzerfüllt schrie ich beinahe, dass meine Stimme langsam schwand. 

Verloren - 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt