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POV: Lukas // Alligatoah

Nach dem Geburtstag von Tim und Ena, würde auch zeitnah der Geburtstag von Jessica folgen, da sie ebenfalls im Wandelmonat gefeiert wurde. Am Samstagmorgen schlug ich meine Augen in dem Hotelzimmer in Hamburg am alten Hafenamt auf, welches Jessica für zwei Nächte gebucht hatte. Bereits am Vorabend waren wir angereist, um das Wochenende in der Hansestadt ausgiebig nutzen zu können. Ich lag allein in dem Kingsize-Bett und nahm das Geräusch des laufenden Wassers der Dusche aus dem anliegenden Badezimmer wahr. Langsam richtete ich mich auf, streckte mich und begann meinen Blick durch das Zimmer schweifen zu lassen. Am Abend zuvor waren wir nach der durchgängigen Fahrt recht müde, Jessica war direkt zu Bett gegangen und ich war noch unter der Dusche. Die Wände des Zimmers waren schätzungsweise in grau- und knochenbraun gehalten; gegenüber dem großen Bett war ein Regalsystem im industriellen Design an der Wand angebracht, auch mit einem kleinen integrierten Schreibtisch. Das Zimmer des Hotels verfügte ebenfalls über eine kleine Teestation, an der ich mich vor dem Frühstück bediente.
Ich zog mir ein helles beiges Shirt über und stellte mich mit der Tasse an das dunkel umrandete Fenster; ich atmete tief durch und trank den ersten Schluck des Heißgetränkes.

"Guten Morgen.", Jessica kam aus dem Badezimmer heraus, um ihren Körper war ein großes weißes Handtuch gewickelt, ihre Haare hatte sie bereits getrocknet. Sie stellte sich neben mich, führte ihren linken Arm hinter meinem Rücken entlang und sah zu mir mit einem kleinen Lächeln auf.
"Guten Morgen, hast du gut geschlafen?", fragte ich ruhig. Meinen Arm legte ich über ihre Schulter und küsste ihre Schläfe.
"Unglaublich gut, ich glaube, wir brauchen ein neues Bett.", lachte sie.
"Ich glaube, es fällt zu sehr auf, wenn das Zimmer nach unserer Abreise halb leer ist. Aber ich weiß, wie du es meinst. Ich habe auch lange nicht mehr so gut geschlafen.", meinen Blick hielt ich an Jessica fest, auf meinen Lippen zeichnete sich ein zufriedenes Lächeln ab.
"Ich kann immer noch nicht glauben, dass meine Kollegen mir diese Tickets geschenkt haben. Was wollen wir nach der Vorstellung am Nachmittag eigentlich noch machen?", mit großen Augen sah sie mich an.
"Lass doch erstmal das Musical vorbei sein und auf dich wirken, wie ich dich kenne, wirst du es bis zur Abreise reflektieren.", amüsiert rollte ich mit den Augen und wandte meinen Blick wieder durch das Fensterglas nach draußen. Ein wenig lauter grummelte mein Magen und Jessica lachte leicht auf.
"Wir gehen zuallererst einmal frühstücken, würde ich sagen.", im Augenwinkel sah ich, wie sie ihre Augenbrauen nach oben zog, ich nickte stumm. Ihre Hand legte sie an meine Wange und sie drehte sanft meinen Kopf, mein Blick fand sich in ihren braunen Augen wieder. Sie streckte sich ein kleines bisschen, ebenfalls senkte ich meinen Kopf, ein zärtlicher und liebevoller Kuss traf meine Lippen. Meine Hand zog über ihren Rücken zu ihrer Hüfte und ich zog Jessica fest an mich heran. Wir lösten uns aus dem Kuss und sie lehnte ihre Stirn gegen meine Schulter, doch wieder meldete sich hörbar das Hungergefühl. "Ist ja schon gut, eh du mir noch vom Fleisch fällst.", lachte sie. Wieder traf ein kleiner Kuss meine Lippen, bevor Jessica ihre Kleidung aus der Reisetasche nahm.

~*~

"Bist du glücklich, mein Schatz?", zufrieden sah ich Jessica an, welche in der 20-minütigen Pause des Musicals zum Rauchen vor das Theater am Hafen gehen wollte. Sie blies den Rauch der Zigarette aus, ihre Augen funkelten förmlich und sie zog ihre Mundwinkel weiter nach oben.
"Es ist viel schöner, als ich es mir vorgestellt habe. Aber...", Jessica hob leicht ihre Augenbrauen an, auf mir lag ein durchdringender Blick.
"Aber?", hakte ich erwartungsvoll nach.
"Du kannst mir nicht erzählen, dass du deine Finger nicht im Spiel hattest.", lachte sie leicht. Jessica drückte die Zigarette in dem hohen Aschenbecher aus, stellte sich dicht an mich heran und legte ihre Hände an meine Hüften.
"Ich habe nichts damit zu tun.", ertappt versuchte ich die Situation zu überspielen.
"Ein guter Schauspieler sieht anders aus.", merkte sie gehässig an.
"Wenn Amateure so etwas schon bemerken.", spottete ich liebevoll und fuhr mir durch meine Haare. "Ich habe nur einen kleinen Bruchteil beigetragen, da sie zwei Karten extra für uns kaufen wollten. Der Ruhm gebührt selbstverständlich Ena." Als ich den Namen ihrer besten Freundin aussprach, schwand ein wenig das Glück in ihrem Blick. Das Lächeln war noch dasselbe, doch sie suchte augenscheinlich nach den passenden Worten. "Sie meinte, dass es das ist, wovon du schon ewig geschwärmt hast, aber es nicht eingesehen hast, für dich so viel Geld in die Hand zu nehmen."
"Ja... Ja, da hat sie allerdings recht.", sie lachte leicht auf und schluckte. Jessica winkelte ihren linken Arm an und sah auf ihre Armbanduhr. "Gehen wir wieder rein, in nicht einmal mehr zehn Minuten geht es weiter."
"Gleich.", flüsterte ich, während ich meinen Kopf senkte; sanft legte ich meine Hände an ihre Wangen und küsste sie zärtlich. "Ist alles in Ordnung?", fragte ich vorsichtig, als wir unsere Lippen lösten. Jessica deutete ein Nicken an, doch ihr Blick versuchte meinem zu entfliehen. Mit meinem Daumen strich ich behutsam über ihre Wange, während sich meine linke Hand an ihrem unteren Rücken wiederfand. Wieder zog ich sie in einen Kuss, bevor wir abermals das Theater betraten. 

Verloren - 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt