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POV: Lukas // Alligatoah

Ich trat aus dem Fahrstuhl auf der Station heraus und lief auf das Zimmer von Tim zu. "Entschuldigen Sie? Es ist noch keine Zeit, um Besuch zu empfangen.", rief eine eher zierliche Stimme, hinter meinem Rücken, über den Gang. Ich wandte mich ihr zu, die Auszubildende, die sich mir näherte, blieb schlagartig stehen und schluckte. "Verzeihen Sie bitte, aber ich wollte zu Herrn Weitkamp. Er sollte heute entlassen werden und er erwartet mich bereits.", sprach ich ruhig. Immer noch sah sie mich mit großen Augen an und nickte stumm. Ich warf ihr ein kleines Lächeln und lief weiter. Bevor ich das Zimmer von Tim betrat, klopfte ich kurz zweimal an.

"Bereit für die Fahrt nach Hause?", mit einem breiten Grinsen trat ich ein. Tim saß bereits voller Erwartungen auf der Kante des Bettes und sah von seinem Handy auf.
"Seit sechs Wochen, Alter.", lachte er und rollte leicht mit den Augen. "Wir müssen aber noch kurz warten, der Arzt müsste gleich kommen.", er legte sein Handy beiseite und atmete schwer.
"Du hast es überstanden, es hätte auch noch viel schlimmer enden können.", merkte ich mit hochgezogen Augenbrauen an und setzt mich auf das freie Bett gegenüber.
"Erinnere mich bitte nicht, alleine schon der Gedanke an Ena, die gerade mein drittes Kind in sich trägt. Ich hatte so viele schlaflose Nächte in den vergangenen Wochen.", mit seiner rechten Hand zog er die Brille von seiner Nase und fuhr sich mit seiner freien Hand über das Gesicht. "Es ist alles gut gegangen und wir vergessen das jetzt 'einfach'.", sagte er betont und sah mich an.
"Darf ich dich vielleicht um einen Gefallen bitten?", ein kleines Lächeln flog über seine Lippen.
"Ja natürlich.", antwortete ich kurz.
"Neunundzwanzigster Juli... Hast du da Zeit?", fragte er nachdenklich.
"Das ist ein Samstag, oder?", ich fuhr mit meinen Fingern durch meinen Bart und sah zu der Decke des Zimmers. "Donnerstag ist der siebenund... Ja... Ja das kann ich einrichten. Was gibt es denn zu feiern?"
"Naja, weißt du, Lukas... Ich habe...", er unterbrach seinen Satz, als der Arzt das Zimmer betrat.

Tim und ich standen gerade in dem Rahmen der Tür, als er seine Tasche noch einmal abstellte. "Ich geh' nochmal pissen, vor der Fahrt.", lachte er und klopfte mir auf die Schulter. Amüsiert rollte ich mit den Augen. Ich zog mein Handy aus der Tasche meiner Hose und überflog die eingegangenen Nachrichten. "So... Geht los.", sprach Tim und zog laut die Tür des Badezimmers hinter sich ran.
"Ich nehme deine Tasche, du hast sie mir einmal so vor die Füße gestellt.", ich bückte mich und griff die Henkel.
"Danke, mein Schatz. Womit habe ich das nur verdient?", lachte er und legte seine Hand an meine Hüfte.
"Also seid ihr es doch... Das ist ja wirklich unbeschreiblich süß.", die Auszubildende, welche mich auf dem Gang bremste, sah uns mit geröteten Wangen und großen Augen an. "Ich dachte eigentlich, dass dieses Timigatoah-Ding nur Show war. Aber jetzt, wo ich es mit eigenen Augen sehen kann...", ganz überwältigt von unserem kleinen Spaß, zügelte Tim sie.
"Pssst... Ja, wir wissen, dass das alles ziemlich verrückt klingt. Aber behalte es bitte für dich, Lukas und ich möchten wirklich gern, dass so wenig Leute wie möglich davon Wind bekommen.", gespielt ertappt atmete Tim schwer und sah mir in die Augen. Einen dankenden Blick warf ich ihm zu und nickte, ebenfalls mit einem schweren Seufzer.
"Ja... Ja natürlich. Dann wünsche ich euch weiterhin viel Glück für die Zukunft und ganz viel Gesundheit.", sprach das Lehrmädchen und verabschiedete sich. Amüsiert blickten wir uns an und begaben uns zu den Aufzügen.

POV: Ena

"Ey, seitdem du weg bist fehl'n den Rosen alle Blüten
Wen soll ich jetzt verprügeln?
Wohin mit den Chlamydien?
Vogel ohne Flügel ohne Druck in der Kanüle
Du willst große Gefühle? - Pack' die Schore in die Tüte Bitch
Du bist meine Main Bitch (Bitch)..."

Ich fuhr die letzten Meter zum Haus und erblickte bereits am Straßenrand den mir sehr bekannten schwarzen Audi mit dem Berliner Kennzeichen. "Yes!", stieß ich überglücklich aus, als ich realisierte, dass mein Partner wieder daheim war. Schnell fuhr ich in die Einfahrt, stellte den Motor meines Wagens ab und begab mich zur Haustür. Aus der Tasche meiner Jacke zog ich zitternd den Schlüsselbund. Schnell öffnete ich die Tür, ich zog den Bund nicht einmal ab, sondern lief direkt ins Wohnzimmer. "Tim!", sagte ich voller Freude und fiel meinem Liebsten um den Hals. "Ich... Du... Endlich... Endlich bist du wieder bei uns.", weinerlich sprach ich zu ihm und von meinen Emotionen überholt fand ich fast keine Worte. Warme Tränen der Freude liefen über meine Wagen und ich küsste ihn leidenschaftlich. Wir lösten uns voneinander, ich rümpfte meine Nase und wischte mir die Tränen von der Wange. "Lukas...", freudig ging ich auf ihn zu und umarmte ihn ebenfalls. "Danke, dass du ihn nach Hause gebracht hast.", wieder rümpfte ich die Nase. "Hab ich doch gern gemacht, Kleines.", beruhigend strich er mir über den Rücken.

Verloren - 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt