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POV: Steven // Sudden

"Fuck!", erschrocken sah ich Melina mit großen Augen an, die augenblicklich aufhörte ihr Müsli zu kauen. Fragend blickte sie mich an und wartete darauf, dass ich ihr meinen schlüpfrigen Ausdruck erklärte. "Ich hab vergessen Timi zu gratulieren, der Sack ist vierzig geworden.", mit der flachen Hand stieß ich mir gegen meine Stirn.
"Hase, ruf ihn dann einfach an und gratuliere ihm.", Melina sprach mir ruhig zu.

Direkt nach dem Frühstück rief ich meinen jahrelangen Freund an und entschuldigte mich auch, dass ich nicht an seinem Geburtstag angerufen hatte. Glücklicherweise nahm er mir dies nicht übel und wir unterhielten uns auch etwas länger. Während des Telefonates verabschiedete sich Melina für eine kurze Zeit, da sie zur nächsten Postfiliale gehen wollte, um ein Paket abzuholen. Als Tim mir erzählte, dass er wieder Vater werden würde, freute ich mich ungemein für ihn und sprach ihm meine herzlichsten Glückwünsche aus. Als wir telefonierten, begann ich ebenfalls mich allmählich mit dem Gedanken anzufreunden, in nicht ganz ferner Zukunft Vater zu werden. Ich war mittlerweile auch in meinen besten Jahren und konnte mir, vor allem mit Melina an meiner Seite, keine bessere Zukunft vorstellen.

Vor ein paar Tagen hatten Melina und ich, uns jeweils den Schlüssel zur Wohnung des anderen ausgehändigt. Ich konnte hören, wie sie den Schlüssel im Schloss drehte, breit grinsend empfing ich sie in meinem Flur und schloss sie in meine Arme, als die Tür meiner Wohnung noch nicht einmal geschlossen war.
"Ich war nur eine halbe Stunde weg... Habe ich was verpasst?", fragte Melina leicht lachend, so wie ich sie in meinem Arm hielt, konnte sie ihre Arme nicht um mich legen. Langsam ließ ich von ihr ab und blickte begeistert in ihre Augen.
"Ena ist schwanger. Tim wird wieder Papa.", mein freudiges Grinsen schwand keine Sekunde. Ich sah, wie Melina schwer schluckte und hinter sich die Wohnungstür schloss. Am Haken der Garderobenleiste hing sie ihre blau-graue Jacke auf und sah mich etwas verängstigt an. "Süße, dein Blick gefällt mir gerade gar nicht.", sprach ich beunruhigt.
"Dein Blick macht mir eher Angst, mein Lieber.", Melina zog erschrocken ihre Augenbrauen nach oben.
"Na ja...", vorsichtig begann ich zu sprechen, doch die Bange in ihrem Blick nahm nicht ab. "Weißt du... Also..."
"Steven? Schatz?", Melina räusperte sich leicht und blickte kurz zu Boden. - Autsch... - "Ich kann verstehen, dass du mit der Zeit auch an Nachwuchs denkst und glaube mir, dass ich mir das mit dir auch vorstellen kann..."
"Aber?", etwas betrübt sah ich meine Freundin an.
"Aktuell bin ich einfach nicht bereit dazu. Vor ein paar Monaten habe ich aufgehört meine Tabletten zu nehmen, die ich mir ehrlich gesagt täglich zurückwünsche, weil ich mit gewissen Situationen einfach noch überfordert bin. Du bist auch noch nicht so lange an meiner Seite, was nicht falsch klingen soll. Ich habe keinen Job und könnte einem Kind, trotz meiner Erfahrungen, kaum etwas bieten. Und...", ich setzte einen Schritt auf Melina und legte meine Arme über ihre Schultern, wobei ich meinen linken Arm anwinkelte und ihr über den Kopf strich.
"Süße... Von jetzt auf der Stelle war keine Rede. Ja, so langsam würde ich mich darüber freuen, aber weder sollst du dich nun damit unter Druck setzen noch will ich dir das Gefühl vermitteln jetzt meine 'Brutmaschine' zu sein.", sanft küsste ich ihre Stirn, ich legte meine an ihre und nahm ein zartes Lächeln auf ihren Lippen wahr. Vorsichtig hob sie ihren Kopf und sah mir direkt in meine Augen. Meine rechte Hand legte ich an ihre Wange, welche ich zärtlich mit meinem Daumen strich.
"Danke.", flüsterte sie beinahe.
"Ich will doch auch nur, dass du glücklich bist, mein Engel.", sagte ich ruhig. "Aber allein, dass du das wahrscheinlich mit mir irgendwann durchziehen willst... Hut ab, wenn du uns beiden später den Controller aus der Hand reißen willst, weil wir ins Bett müssen.", amüsiert sah sie mich an.
"Ich habe mir schon genau den Richtigen ausgesucht.", Melina erhob sich auf ihre Zehenspitzen. Ein zärtlicher Kuss traf meine Lippen. "Ich liebe dich.", hauchte sie, ihre Hände legte sie an meinen Brustkorb und ergatterte sich einen weiteren Kuss.

POV: Basti

"Boar, Iggy dein Ernst?", rief ich lautstark amüsiert zu der anderen Seite des Pools rüber.
"Der nimmt das mal wieder viel zu wörtlich... Mich wundert es nur, dass der Pate unseres Vertrauens sich nur die Backen bunt angemalt hat.", Steffen verdrehte seine Augen, aber auch er konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Igor streckte seinen bunt bemalten Allerwertesten der Sonne entgegen, während er sich mit seinem Kopf und seinen Händen auf dem Rasen abstützte.
"Wenn der das dann auf dem Boot macht, haben wir heute Abend nichts zu fressen."
"Quatsch, dann kommen die doch extra. Die Fische springen an Deck, wenn die das sehen.", lachte Igor laut, während er sich den Bund seiner kurzen Jogginghose zu knotete und anschließend zu uns kam.
"Wenn net stoß' ick dich ins Wasser, dann kannst'e jagen gehen.", kurz drehte ich meinen Kopf und es knackte in meinem Nacken.
"Wie ein Löwe.", lachten wir zeitgleich.

Während wir im Haus unsere Sachen packten, erreichte mich ein Anruf von Tim. 

Verloren - 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt