Verloren - 3

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POV: Lukas // Alligatoah

- Zulassung... Autoschlüssel... Wohnungsschlüssel... Handy... Port... - "Immer langsam mit den jungen Pferden, Lukas.", seufzte ich, als ich geistesabwesend durch die Wohnung lief. Die Unruhe, die im Hause Strobel/Winkler, in den vergangenen Wochen herrschte, hatte sich deutlich gelegt. Meinem Vater ging es besser und das Krankenhaus hatte er auch wieder verlassen können. "Ey Strobel, es geht doch gerade bergauf.", tadelte ich mich selbst, als ich den Geldbeutel auf dem Schreibtisch griff. Vom Boden nahm ich meinen Rucksack mit Kleidung für die kommende Nacht und öffnete die Tür der Wohnung. Ich trat in den Hausflur und wollte die Tür abschließen, als ich meinen Namen vernahm. "Linda... Stimmt... Aber ich dachte Jessica und du seid erst fünfzehn Uhr verabredet, sie ist jedenfalls noch nicht da.", merkte ich an und hielt meinen Blick kurz an ihr fest.
"Fünfzehn Uhr? Ich bin von vierzehn Uhr ausgegangen, Urlaub tut mir einfach nicht gut.", lachte sie und kratzte sich gerötet am Hinterkopf.
"Willst du gleich hier warten, du weißt ja bestimmt noch, wo alles ist.", lachte ich leicht.
"Wo musst du denn jetzt hin?", fragwürdig blickte sie mich an.
"Ich fahr' nach Braunschweig, zu Steven. Tim wird morgen entlassen und Ena ist gerade bei ihren Eltern und hatte mich gebeten ihn abzuholen, Steven hat wiederum vorgeschlagen, dass ich über Nacht bei ihm bleiben könnte, sodass wir vielleicht noch in einer Bar auf ein Bier versacken."
"Dann wünsche ich dir eine gute Fahrt und richte bitte liebe Grüße an die Jungs aus.", merkte sie aufmerksam an.
"Mach' ich, aber ich muss dann wirklich langsam los."

POV: Linda

"You're running circles round your heart (oh yeah)
I know it's going to be real dark
I take a minute, light a spark (oh yeah)
We can dance until the fall (the fall)..."

Ich hatte das Angebot von Lukas angenommen und lag auf dem Sofa, in dem Wohnzimmer der beiden. Um die Zeit rumzubekommen scrollte ich durch die verschiedensten Plattformen und lauschte der Musik, die der Echo-Dot spielte. Gelangweilt seufzte ich und stand vom Sofa auf, um mir aus der Küche etwas zu trinken zu holen. Ein stürmisches Klingeln an der Tür durchbrach die Ruhe. Ich blickte durch den Spion und erblickte den Labelboss.

"Basti?", fragwürdig sah ich ihn mit großen Augen an.
"Oh nein, der Rotschopf hat den Alligatoah gefressen.", lachte er mit seiner tiefen Stimme und lehnte sich in den Rahmen der Tür.
"So charmant wie du, ist auch kein zweiter.", ich rollte mit den Augen und strich mir durch meine roten Haare.
"Lukas meinte, ich kann heute einen Stick mit Beats abholen. Wo ist denn die Hausherrin?", mit seinem Kopf lugte er um die Ecke und suchte Jessica mit seinen Blicken.
"Das ist eine echt gute Frage, Herr Krug.", merkte ich amüsiert an und zog meine Augenbrauen nach oben.
"Hast du die auch gefressen?", lachte er wieder.
"Komm rein und geh ihn suchen, ich parke mich wieder auf der Couch... Also nur um dich zu schützen natürlich.", ich öffnete die Tür weiter und winkte ihn herein.
"Ach Püppi.", sprach er amüsiert, zwinkerte und lief an mir vorbei, zielstrebig auf das Arbeitszimmer zu.

POV: Jessica

*Auf der Hermannstraße staut es sich gerade, durch einen schweren Unfall an der Kreuzung Werbellinstraße.* "Ach... No shit sherlock.", sprach ich gehässig und wechselte auf die Bluetooth-Funktion. - Na komm schon, ich will auch irgendwann mal nach Hause, verdammte ich scheiße. - Ich atmete tief durch und griff in die Mittelkonsole meines Wagens, nach meinem IQOS.

"Und auf einmal schlägt die Lichtschranke zu, hinter der Giftschlangengrube
Und dem Gartenzwerg, der Stichflammen pustet
Hat es ein Postmann geschafft, er ist fast in deiner Wohnung drin..."

Schlecht gelaunt parkte ich meinen Wagen am Bürgersteig ab, stieg aus und begab mich geradewegs in das Treppenhaus. - Ruhe... Einfach nur auf das Sofa, Wein und ein Film. Sonst dreh' ich noch durch... - Den Briefkasten hatte ich geleert und ich begab mich in die zweite Etage, während ich die Treppen nach oben lief, dachte ich über einen angemessenen Film nach. "Hat er gar nicht abgeschlossen?", fragte ich und betrat den Flur, erstarrt blieb ich im Türrahmen des Wohnzimmers stehen und hielt meinen Blick an dem Bild fest, dass sich vor meinen Augen abspielte. "Ich glaub' mich tritt ein Pferd.", mit meinen Händen hielt ich mir meine Augen zu und hoffte, dass sich dieses Bild nicht zu sehr auf meiner Netzhaut, wohl eher meinem Gehirn eingebrannt hatte.
"Oh Shit, Jessie.", hörte ich Linda erschrocken sagen.
"Zieht euch wieder an, wenn ich in zehn Minuten zu Hause bin, möchte ich sowas nicht sehen.", sprach ich laut und kniff noch immer meine Augen zu. Ich lief auf die Wohnungstür zu und die zwei Etagen wieder nach unten, um eine Zigarette zu rauchen. Das Bild, wie Basti und Linda sich nackt auf unserem Sofa rekeln, versuchte ich so gut wie möglich zu verdrängen.