POV: Jessica
"Wir bleiben in Verbindung durch den Speichelfaden
Schwer zu trennen, wie ins Ei gefall'ne Eierschalen
Pflücken Berührungen, als gäb's dafür 'ne Vorratskammer
Unsre Liebe schmeckt nicht jedem, wir sind Koriander..."Mit dem Mopp in der Hand wischte ich am frühen Freitagabend den Boden der Wohnung, als abschließenden Part des Frühjahrsputzes, während ich 'Rotz und Wasser' auf Dauerschleife über die verteilten Echo Dots hörte. Den Wischmopp lehnte ich an die Wand neben dem Panoramafenster und schob die Tür auf, um auf der Terrasse eine Zigarette zu rauchen. Gestützt auf das Geländer aus Stein blickte ich über Berlin und atmete entspannt aus. Durch die Fensterscheiben vernahm ich gedämpft die Musik.
"Am Anfang ist es Ehrgeiz wie im Schachduell
Du wirst mir so lang nacheifern, bis du mich in den Schatten stellst
Das Machtverhältnis ist auf meiner Seite – aktuell
Doch deine Chance steht gut, weil Papa parallel wie'n Blatt verwelkt..."Ich räumte die Utensilien zurück an Ort und Stelle, aus der Tasche meiner Jogginghose zog ich mein Handy hervor und beantwortete die eingegangenen Nachrichten. Wie am Vortag ließ ich Lukas wieder meinen moralischen Beistand zukommen und steckte das Handy wieder ein. Das Album startete erneut von vorn, als ich in der Küche stand und den Weißwein aus dem Kühlschrank nahm. Das Weinglas war angemessen gefüllt und ich steuerte die Couch an, als es an der Tür klingelte. Noch mit dem Weinglas in der Hand öffnete ich die Wohnungstür und blickte in Lindas glasige Augen.
"Liebe ist alle
Liebe ist alle (ey)...""Alexa, stop!", rief ich. "Entschuldigung, das habe ich leider nicht verstanden."
"Riech den Auspuff
Das ist der Kreislauf...""Alexa, halt's Maul!", rief ich leicht aggressiv und die Musik verstummte. Linda rümpfte die Nase und wischte sich über die Wange. "Komm' rein.", sagte ich besorgt und öffnete die Tür ein wenig weiter. "Danke", schluchzte Linda und trat in den Flur, sie zog ihre Turnschuhe aus und hing ihre Jacke an der Garderobe auf. Stumm verwies ich auf das Wohnzimmer, mit gesenktem Blick ließ sie sich kurz darauf auf dem Sofa nieder. Linda brach in Tränen aus und ließ sich nach vorn in meine Richtung nieder, bis ihr Kopf an meinem Unterarm lag. Sanft strich ich ihr über den Hinterkopf und fragte vorsichtig nach, was passiert war. "Lilith...", ein schmerzerfüllter Ton lag in ihrer Stimme, welche ziemlich angeraut war. Langsam richtete sich der Rotschopf auf und wischte sich mit ihrem weißen Alpha Industries Pullover die Tränen vom Gesicht. Nach Luft schnappend, setzte sie mehrfach an, doch die schmerzende Trauer ließ sie nicht sprechen. Aus meiner Jogginghose zog ich eine Packung Taschentücher und legte ihr diese in die Hand, ich stand auf und lief in die Küche, wo ich ein Glas mit kaltem Wasser füllte.
"Trink erstmal und versuche Deine Gedanken ein wenig zu sammeln.", behutsam sprach ich zu ihr. Schwer schluckend nahm Linda mir das Wasserglas aus der Hand, atmete tief durch und trank einen kleinen Schluck.
Sie stellte das Glas auf dem Couchtisch ab, ihre Hand verschwand kurz in der Tasche des Kapuzenpullovers. Linda überreichte mir einen Schwangerschaftstest und sah mich mit einem leeren Blick an. Geschockt nahm ich das blau erschienene Kreuz im Ergebnisfenster wahr; langsam wendete ich meinen Blick ab und sah zu Linda, deren Unterlippe wieder zu zittern begann. "Am M... Montag hab ich mich abgeschminkt und als ich den...", Linda schluchzte. "Den kleinen Treteimer öffnete, lag da dieses... Dieses Teil drin.", die in ihren Augen gesammelten Tränen liefen über ihre Wangen und sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. "Ist der wirklich von ihr?", hakte ich vorsichtig nach. Linda nickte wortlos und schnappte wieder nach Luft, bevor sie sich die Nase putzte. "Ich wünschte, ich könnte gerade irgendetwas anderes tun, außer Dir mein Beileid auszudrücken.", ich rutschte näher an sie heran und zog Linda in eine feste Umarmung. "Du hättest ihren schuldigen Blick sehen sollen, als sie ins Bad kam und mich mit dem Test sah. Ihre einzige Aussage war, dass sie mir das erklären könnte.", sagte Linda verweint. "Ich weiß gar nicht, was ich jetzt machen soll. Ich hab die vergangenen Tage beziehungsweise Nächte woanders verbracht, weil ich ihr nicht mehr in die Augen sehen kann. Ich weiß auch nicht, wann oder ob sie wieder in unsere Wohnung zurückgekehrt ist.", Linda rümpfte die Nase und löste sich aus der Umarmung. "Hast Du eine Zigarette für mich?", fragte sie ratlos.
"Du hast noch nie geraucht und wirst ihretwegen jetzt auch nicht anfangen, sonst wirst Du das Laster nicht los."
"Ich hab doch passiv oft genu...", ich zog bei dem Beginn ihrer Aussage meine Augenbrauen nach oben und sah sie ernst an. "Kann ich einen Kurzen haben?", wieder tupfte sie mit dem Taschentuch an ihren Augen entlang.
"Kräuter?", fragte ich trocken.
"Mir egal, Hauptsache knallt.", ihr Blick senkte sich auf ihre Hände und sie begann an ihrem Ehering herumzuspielen.Ich kehrte aus der Küche mit zwei Shotgläsern und einer angerissenen Flasche Jägermeister zurück, welche ich aus Göttingen mitgenommen hatte. Bedacht füllte ich die kleinen Gläser und reichte eines an Linda. "Na dann... Auf die Scheidung.", sie versuchte diese Worte so stark wie möglich rüberzubringen; der traurige Blick in ihren Augen brannte mir auf der Seele.
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Verloren - 3
FanfictionMeine Fanfiction zur aufgelösten Band Trailerpark geht in die dritte Runde. Ich wünsche euch sehr viel Spaß beim lesen und mitfiebern. Der dritte Teil ist die Zerreißprobe für die Gruppe, doch wen trifft es am meisten? Die Geschichte ist frei erfu...