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POV: Davi

"Davi...", meine Schwester rüttelte mich am Montag wach, mit weit aufgerissenen Augen sah ich sie an. "Wake up, you're late.", sprach sie ernst. Ich streckte mich, setzte mich auf und sah sie ganz übermüdet an. "Wie spät ist es?", fragte ich und gähnte. Jessica hielt mir ihr Handy vor die Augen, erschrocken weitete ich meine Augen, als ich die Uhrzeit auf dem Bildschirm wahrgenommen hatte. "Fuck... Fuck... Fuck...", zügig wälzte ich mich aus dem Bett und drängte mich an meiner Schwester vorbei. "Warum hat denn der scheiß Wecker nicht geklingelt?", fluchte ich, als ich in meinem Kleiderschrank nach einem schwarzen Shirt wühlte.
"Ein kleiner Blackout, würde ich sagen.", antwortete meine Schwester und sah mich mit großen Augen an.

"Das ist der Sound für die echten Männer
Die das hier hören, wenn sie Pressluft hämmern
Für Nutten und Hausfrauen
Das hier ist Mucke zum Staubsaugen
Gähnende Leere hinter meiner Stirn
Das hier ist Urlaub, Urlaub, Urlaub fürs Gehirn..."

Die Reifen meines Wagens quietschten leicht, als ich abrupt auf dem Platz vor der Werkstatt zum Stehen kam. Schnell stieg ich aus und begab mich in die Halle, wo ich meine Kollegen mit einem lauten 'Moin' begrüßte. Ich lief die Metallstufen zum Büro hoch und riss die Tür auf, welche leicht angelehnt war. Nora stand im Büro zwischen dem Sideboard und dem Schreibtisch und sah mich erschrocken an. "Moin.", sagte ich gestresst und lachte leicht auf, die Röte stieg mir ins Gesicht. "Moin? Es ist zehn, ich habe schon den vierten Kaffee intus.", lachte sie mich an und kam auf mich zu, ihre Arme verschränkte sie hinter ihrem Rücken und sie blinzelte verführerisch mit ihren Augen.
"Kaf... Kaffee klingt... Klingt gut.", der Duft ihres Parfüms stieg in meine Nase und ich schloss meine Augen. Nora räusperte sich und sah mich an.
"Ist alles gut?", fragte sie vorsichtig.
"Ja... Ja natürlich...", ich spürte, wie rot mein Gesicht war und grinste sie breit an.
"Ich... Ähm... Ölwechsel wartet.", lachte sie leicht und schlich sich an mir vorbei. Ich blickte ihr kurz nach, bevor ich mich hinter den Schreibtisch klemmte.

POV: Jessica

Nach etwa einer Stunde betrat ich wieder die Wohnung. An der Garderobe hing ich meine Jacke auf und ich lief in das Arbeitszimmer, da ich Lukas weder in der Küche noch im Wohnzimmer gesehen hatte. Mit einem Buch in der Hand hatte er sich in den Bürostuhl zurückgelehnt und seine Füße auf den kleinen Hocker gelegt. Ich klopfte am Türrahmen und sah ihn entschuldigend an, er blickte von seiner Lektüre auf. "Es tut mir leid, dass ich dich so angefahren bin. Ich... Ich war einfach ein wenig überfordert mit der Situation und vor allem traurig, wegen meinem Matzl.", ich senkte leicht meinen Blick und atmete tief durch.
"Mäuschen...", Lukas legte das Buch auf dem Schreibtisch ab, setzte sich auf und klopfte auf den Hocker, nachdem er seine Füße auf den Boden gestellt hatte. "Ich kann verstehen, dass dich die Situation überfordert hat, sowas passiert auch nicht jeden Tag. Ich habe dich vorhin mit auf mein Auto versichert, solltest du es doch brauchen. Vielleicht findest du ja auch zeitnah ein Neues.", ruhig sprach er mir zu und ließ das unwohle Gefühl in der Gegend meines Magens schwinden. "Ich will kein neues Auto, der Passat war mir bisher am liebsten und ich hatte mich sofort wohlgefühlt.", wieder atmete ich schwer und traurig.
"Dann finden wir ihn wieder.", zwinkerte Lukas optimistisch.
"Ich habe jetzt aber nicht nochmal zwanzigtausend auf der Kante, den habe ich in der Nähe von Köln durch Beziehungen so günstig bekommen. Dann kam ja noch die neue Einrichtung der alten Wohnung dazu... Ich will auch nicht mit so einem Huppedietel rumfahren."
"Huppedietel?", lachte Lukas.
"Frag nicht, irgendwo in Sachsen hab ich das mal aufgeschnappt.", leicht amüsiert winkte ich ab.
"Du bist mir eine, soll ich...", ich unterbrach Lukas, da ich mir vorstellen konnte, welches Angebot er mir unterbreiten wollte.
"Vergiss das mal ganz schnell wieder. Ich habe ja auch noch mein Fahrrad, so ist es nun nicht. Vielleicht zahlt auch die Versicherung gut...", ich senkte meinen Blick. "Dass mich das so traurig stimmt, hätte ich auch nicht gedacht."
Sanft strich er mir über meine Wange, bis unter mein Kinn, und hob meinen Kopf mit seinem Zeigefinger. "Du wirst dein Matzl irgendwann wieder haben, wir halten beide die Augen offen.", zuversichtlich nickte er und sah mich erwartungsvoll an. Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen und ich nickte ihn stumm an. "Na ja, die Überzeugung sehe ich jetzt noch nicht ganz, aber wir lassen erstmal ein paar Tage vergehen."

"I don't like walking around this old and empty house
So hold my hand, I'lI walk with you my dear
The stairs creak as you sleep, it's keeping me awake
It's the house telling you to..."

Lukas hatte die Idee, in sein Haus im Wald zu fahren, dass wir für ein paar Stunden dem Alltag entfliehen konnten. Eng umschlungen lagen wir auf dem Sofa und lauschten der Musik, welche im Radio gespielt wurde. Ich spürte seine Fingerkuppen, welche sanft über meinen Rücken strichen, mit geschlossenen Augen lag ich in seinem Arm. Dieser Moment der Ruhe tat mir unbeschreiblich gut und ich hatte das Gefühl, meine Gedanken komplett ablegen zu können.

Verloren - 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt