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POV: Davi

Vor dem Neubau, in dem ich wohnte, parkte ich meinen Wagen und stieg aus. Ich lief auf die Haustür zu und kramte in meiner Latzhose nach meinem kleinen Schlüsselbund. "Davi...", vernahm ich zu meiner linken. Mein Hals wurde staubtrocken und über meinen Rücken lief ein kalter Schauer. - Diese Stimme, die würde ich unter tausenden erkennen. - Zögernd drehte ich meinen Kopf und erblickte Nora, welche mich entschuldigend ansah.
"Was willst du hier?", fragte ich mit strengem Ton, mein Herz klopfte wie verrückt und ich spürte einen kleinen Stich.
"Mich entschuldigen... Es tut mir leid, dass ich dich so ausgenutzt habe, du hast so etwas wirklich nicht verdient.", sie senkte ihren Blick.
"Spar dir das einfach.", sagte ich enttäuscht und drehte mich wieder zu der gerahmten Tür aus Glas.
"Es tut mir wirklich leid, ich wollte gar nicht, dass es so ausartet und dann...", Nora wurde stumm und atmete tief ein.
"Was und dann? Dann wurdest du erwischt?", ich war wütend und verletzt, was sich in meinem Tonfall deutlich widerspiegelte.
"Nein... Dann habe ich mich wirklich in dich verliebt.", klar blickte sie mich an.
"Nora... Ich kann dir nicht vertrauen... Das... Dafür... Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft.", sprach ich pikiert und wendete mich von der Brünette ab.

POV: Jessica

Mit zwei Tassen voll Kaffee betrat ich das Büro von Linda, welche eine ihrer wohl traurigsten Phasen in ihrem Leben hinter sich lassen konnte. Ich ließ mich auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder und legte meine Beine auf der Tischplatte ab. "So... Kaffeeklatsch, ich habe heute echt keine Lust mehr.", lachte ich und nahm einen Schluck von dem Heißgetränk.
"Na, wenn das so ist, dann lehne ich mich jetzt auch zurück.", prompt ließ Linda von der Tastatur ab und tat es mir gleich.
"Dann erzähl' doch mal, was gibt es Neues?", fragte ich neugierig.
"Puhh... Ähm...", Linda fuhr sich durch ihre roten langen Haare und richtete ihren Blick an die Decke.
"Gut... Was läuft da jetzt genau mit unserem Wahlspanier?", anzüglich zuckte ich vermehrt mit den Augenbrauen und lachte leicht auf. Ertappt, richtete sie ihren Blick auf die Tasse und trank einen großen Schluck.
"Basti? Da läuft nichts weiter... Also wir haben mal ein bisschen Spaß, wenn er in Deutschland ist, aber fest ist da nichts. Ich glaube, was anderes möchte ich auch gerade nicht.", mit geröteten Wangen versuchte sie meinen Blicken zu entfliehen und sah sich dadurch sporadisch in ihrem Büro um.
"So etwas mal von einer Freundin zu hören... Irgendwie komisch...", ich räusperte mich.
"Ach...", Linda winkte ab.
"Ihr seid alt genug, macht nur euer Ding.", sagte ich schulterzuckend und zwinkerte ihr zu.
"Einen Vorteil hat es aber... Also für Tim...", merkte Linda mit erhobenem Zeigefinger an.
"Stimmt, wenn der Zwerg dann einmal da ist...", mit der Tasse prostete ich ihr zu.
"...dann wird er ruhige Nächte haben, weil Onkel Basti wohl in Berlin unterkommt.", sie grinste, als sie ihren Gedanken mit mir teilte. - Da sind definitiv Gefühle im Spiel, aber sollen sie machen. Was lange währt, wird endlich gut. -
"Dann kann Ena wieder in Ruhe baden.", fügte ich lachend hinzu.
"Bitte?", fragend legte sie ihre Stirn in Falten.
"Basti ist mal in das Badezimmer geplatzt, als sie sich nach dem Baden eingecremt hat. Er weiß jetzt immerhin, dass sie ein Tattoo unterhalb der rechten Arschbacke hat, dass ich auch so eins habe, weiß er vermutlich nicht."
"Habt ihr ein Freundschafts-Tattoo oder ist das Zufall."
"Das ist kein Zufall, das haben wir uns machen lassen, kurz nachdem Ena achtzehn wurde.", beim Erzählen schmunzelte ich leicht, als die Erinnerung an diese Session in meinem Kopf entstaubt wurde.
"Zeig mal.", begeistert sah Linda mich an.
"Warte.", ich zog mein Handy aus der blauen Latzhose und öffnete die Galerie meines iPhones. - Wie lange ist das bitte her? Sechs Jahre... Zweitausendsiebzehn... - Beim Suchen des Bildes, welches der Tätowierer gemacht hatten, blieb ich zwischenzeitlich bei den schönen Erinnerungen der vergangenen sechs Jahre hängen. "Ich dürfte es gleich haben, eine Sekunde noch.", merkte ich schmunzelnd an. "Hier.", ich hielt mein Handy über den Tisch und Linda direkte vor die Augen.
"Bad Girls...", begann sie wispernd zu lesen, dass ihre Augen wechselten, konnte man genauestens verfolgen. "... do it well. Ihr seid ja schon zwei Nasen"
"Ey komm, wir waren jung...", lachte ich und blickte noch einmal zufrieden auf den Bildschirm meines Handys.
"... und dumm und brauchtet das Geld, ich kenne den Spruch.", lachte sie mich an.
"Weib...", augenrollend begann ich ebenfalls zu lachen.

Verloren - 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt